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Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Titel: Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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bleiben.»
    So hieb- und stichfest mir diese Überlegung auch schien, sie gewann doch nicht die Oberhand über meine unmittelbare Hoffnung, Manon zu befreien. Das sagte ich auch zu Monsieur de T… und bat ihn, meiner Liebe ein wenig Unklugheit und Tollkühnheit nachzusehen. Ich setzte hinzu, dass ich tatsächlich die Absicht hätte, aus Paris fortzugehen, um mich wie zuvor schon in einem nahe gelegenen Dorf niederzulassen.
    Wir kamen also mit dem Bediensteten überein, sein Unterfangen nicht länger als bis zum nächsten Tag aufzuschieben, und um es so sicher auszuführen wie nur irgend möglich, beschlossen wir, Männerkleidung mitzubringen, um unser Entkommen zu erleichtern. Es war nicht so einfach, sie hereinzuschmuggeln, doch mangelte es mir nicht an Erfindungsgabe, um auf geeignete Mittel zu sinnen. Ich bat Monsieur de T… lediglich, am folgenden Tag zwei leichte Kleidungsstücke übereinander anzuziehen, für alles Übrige würde ich schon sorgen.
    Wir kehrten am Morgen ins Hôpital zurück. Ich hatte für Manon Wäsche, Strümpfe und dergleichen mitgebracht, und über meinem Rock trug ich einen Überwurf, der von meinen aufgeblähten Taschen nichts sehen ließ. Wir blieben nur einen Moment lang in ihrer Zelle. Monsieur de T… überließ ihr eines seiner beiden Kleidungsstücke; ich gab ihr meinen Rock, denn der Überwurf genügte mir, um hinauszugelangen. Nichts fehlte an ihrer Ausstattung, ausgenommen die Hose, an die ich unglücklicherweise nicht gedacht hatte. Dass ich dieses unerlässliche Kleidungsstück vergessen konnte, wäre uns zweifellos ein Anlass zum Lachen gewesen, wenn die Verlegenheit, in die es uns brachte, weniger ernst gewesen wäre. Ich war verzweifelt, dass eine solche Kleinigkeit uns aufhalten sollte. Da fasste ich den Entschluss, selbst ohne Hose aufzubrechen. Ich überließ Manon die meine. Mein Überwurf war lang, und mit Hilfe einiger Nadeln richtete ich mich so her, dass ich schicklich durch das Tor gelangen konnte.
    Der Rest des Tages erschien mir unerträglich lang. Als schließlich die Nacht gekommen war, begaben wir uns in einer Kutsche zum Hôpital und machten ein wenig oberhalb des Tores halt. Es dauerte nicht lange, und wir sahen Manon mit ihrem Begleiter erscheinen. Da die Kutschentür offenstand, stiegen beide sogleich ein. Ich schloss meine teure Geliebte in die Arme. Sie zitterte wie Espenlaub. Der Kutscher fragte, wohin es gehen solle. «Bis ans Ende der Welt», sagte ich, «und bringe er mich an irgendeinen Ort, wo ich niemals wieder von meiner Manon getrennt werden kann.»
    Ich hätte mich besser beherrschen sollen, denn dieser Ausbruch hätte mich beinahe in eine missliche Lage gebracht. Der Kutscher ließ sich meine Äußerung durch den Kopf gehen, und als ich ihm den Namen der Straße nannte, wohin wir gebracht werden wollten, gab er zur Antwort, er fürchte, ich hätte ihn da in eine üble Geschichte verwickelt, er sehe wohl, dass der schöne junge Mann namens Manon ein Mädchen sei, das ich aus dem Hôpital entführt hätte, und es sei ihm nicht danach, sich aus Liebe zu mir ins Verderben zu stürzen. Die Skrupel dieses Spitzbuben erwuchsen einzig aus der Absicht, für die Fuhre teurer bezahlt zu werden. Wir waren noch zu nahe am Hôpital, um alle Vorsicht fahren zu lassen.
    «Schweige er», sagte ich zu ihm, «er kann sich einen Louisdor verdienen.» Darauf hätte er mir sogar geholfen, das Hôpital niederzubrennen.
    Wir gelangten zu dem Haus, wo Lescaut wohnte. Da es spät war, verließ uns Monsieur de T… unterwegs, jedoch versprach er, uns am folgenden Tag aufzusuchen. Der Bedienstete blieb allein mit uns zurück.
    Ich hielt Manon so fest in meine Arme geschlossen, dass wir nur einen Platz in der Kutsche einnahmen. Sie weinte vor Freude, und ich spürte, wie ihre Tränen meine Wangen netzten; doch als es auszusteigen galt, um Lescauts Haus zu betreten, hatte ich eine weitere Auseinandersetzung mit dem Kutscher, deren Folgen verhängnisvoll waren. Es reute mich, ihm einen Louisdor versprochen zu haben, und das nicht nur, weil die Zuwendung übertrieben war, sondern aus einem recht viel triftigeren Grund, nämlich weil ich ihn nicht bezahlen konnte. Ich ließ Lescaut rufen. Er kam aus seinem Zimmer zur Tür. Ich sagte ihm ins Ohr, in welcher Verlegenheit ich mich befand. Da er von ungehobeltem Wesen war und es nicht zu seinen Gepflogenheiten gehörte, mit Droschkenkutschern freundlich umzugehen, antwortete er mir, ich mache mich wohl über ihn lustig. «Einen

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