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Die Geschichte eines Sommers

Die Geschichte eines Sommers

Titel: Die Geschichte eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wingfield Jenny
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in keine einzige Richtung bewegen konnte. Sie hatte nichts anderes tun können, als nach Luft ringend reglos liegen zu bleiben. Und selbst dann. Selbst dann – hatte – er – die Glocke – noch immer nicht – gefunden.
    Nun war der Mann fort, das Wunder lag neben ihr, aber sie wusste nicht, wie es ihr helfen sollte. Die Knoten der Seile, mit denen sie gefesselt war, konnte sie nicht lösen. Sie fummelte mit den Fingern an ihnen herum, versuchte es verzweifelt immer wieder, aber es gelang ihr nicht.
    Wahrscheinlich würde selbst ein Wunder sie nicht retten können. Sie hatte große Angst, dass ihr Magen rebellieren könnte und sie sich übergeben müsste, aber das würde sie nicht zulassen, denn das würde eine andere Art zu sterben bedeuten. Sie würde an ihrem Erbrochenen ersticken, und alles wäre vorbei.
    Also unterdrückte sie den Brechreiz und versuchte die Hoffnung nicht aufzugeben und sich gedanklich an irgendetwas festzuklammern. Doch da war nicht viel, was ihr Halt geben konnte. Dachte sie an ihr Zuhause, fühlte sie sich nur noch hilfloser, denn was wäre, wenn sie es nie mehr wiedersehen würde? Und auch wenn sie sich ihre Familie vorstellte, verstärkte sich nur ihre Hoffnungslosigkeit, denn was wäre, wenn man sie nicht rechtzeitig fand?
    Binnen einer Minute, nachdem klar gewesen war, dass Swan verschwunden war, hatte sich die gesamte Familie auf die Suche gemacht.
    Toy kam wie der Blitz aus dem Schuppen geschossen, sobald er hörte, dass man Swans Namen rief, und lief, ohne auch nur ein Mal innezuhalten, in den Wald. Wäre sie dort, würde er sie finden. Willadee, Calla und die Jungen suchten in den Außengebäuden und durchkämmten die Weide, während Samuel mit dem Auto losraste. Er wusste genau, wo er zuerst suchen musste. Er hatte furchtbare Angst, dass Swan dort sein würde, und er hatte genauso große Angst, dass sie es nicht wäre. Aber das Allerschlimmste wäre, wenn sie sie überhaupt nicht finden würden.
    Wahrscheinlich hat es nur selten jemanden gegeben, der einen Futterplatz über einer Klärgrube angelegt hat. Aber die meisten Leute brauchen ja auch kein Stück Land, dessen Erde man aufbuddeln und dann wieder zuschütten und feststampfen kann, ohne dass sich ein zufällig Vorbeikommender wundert, warum an dieser Stelle kein Gras wächst, obwohl es doch ringsum so gut gedeiht. Futterplätze hingegen sind bekanntlich oft kahl, weil die Tiere, die dort eingesperrt sind, alles bis auf den letzten Halm wegfressen, wenn nicht sogar bis zu den Wurzeln. Zudem sieht ein aufgegrabener Boden nicht lange aufgegraben aus, wenn tausend Pfund schwere Tiere ihn über Nacht wieder so festtrampeln, dass es scheint, als hätte ihn seit Jahren keine Menschenhand mehr angetastet. Dazu muss man die Tiere allerdings ständig in Bewegung halten. Damit sie nicht stundenlang auf einer Stelle herumstehen, braucht man Hunde und Peitschen, und wenn Ras Ballenger eines gut konnte, dann war es, Pferde dazu zu kriegen, das zu tun, was er von ihnen verlangte, notfalls auch eine ganze Nacht lang.
    Er hatte bereits ein tiefes Loch gegraben, die Abdeckung von der Klärgrube entfernt, das Loch mit einem großen Stück Sperrholz abgedeckt und auf die Abdeckung Heuballen gestapelt, damit sie nicht zu sehen war. Das alles hatte er bereits am Morgen erledigt, nachdem er Geraldine und die Kinder zu ihrer Mutter gefahren hatte.
    Nun konnte er nichts weiter tun als warten. Er war sich sicher, dass schon bald jemand vorbeikommen würde, und er war sich auch sicher, dass er damit würde umgehen können. Sie würden kommen und Fragen stellen, so als ob er automatisch an allem schuld wäre. Doch sie würden nichts finden, denn sie würden nie darauf kommen, wo sich das Mädchen jetzt befand. Und wo die Kleine später sein würde, wenn er mit ihr fertig war, das könnten sie erst recht nicht ahnen. Würde er das nächste Mal die Klärgrube säubern, hätte die Lauge längst ihre Arbeit getan, und es wäre nichts mehr von dem Mädchen übrig.
    In Gesellschaft seiner Hunde – die Bullenpeitsche, sein bester Freund, hing aufgerollt über einem Zaunpfahl – striegelte Ras nun im Pferch neben der Scheune zwei Pferde. Keine Pferde von Kunden. Zurzeit hatte er nicht viele Kunden. Die beiden Tiere hatte er auf einer Auktion erstanden. Eine Stute und ihr Hengstfohlen, die sich beide gut präsentiert hatten. Mit nur wenig Mühe könnte er aus ihnen etwas machen und Geld mit ihrem Verkauf verdienen. Abgesehen davon kamen sie ihm heute

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