Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geschichte vom neidischen Dorle

Titel: Die Geschichte vom neidischen Dorle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Günter Krack
Vom Netzwerk:
Turmdrehkran, mit dessen Bau er und seine Freunde hatten beginnen wollen. Auch andere Jungen hatten Metallbaukästen neben sich auf der Einfassung des Sandplatzes liegen.
    Alle Kinder redeten wieder einmal gleichzeitig.
    „Wißt ihr was!“ überschrie Heino das Stimmengewirr. „Seid doch mal still!“ Er mußte immer mit lauter Stimme reden, sonst fühlte er sich nicht wohl. Er meinte es aber meistens nicht so derb, wie es herauskam. „Wir werden einfach nicht mehr mit Dorle spielen, Menschenskinder, versteht ihr? Dann wird sie schon merken, daß wir sie nicht mehr leiden können.“ Laut stimmten ihm die Jungen und Mädel zu.
    „Wir können doch erst mal mit Fräulein Fröhlich sprechen. Oder mit Helga, unserer Pionierleiterin?“ wandte Traude zaghaft ein.
    „Wir brauchen keine Erwachsenen dazu!“ fuhr Heino auf. „Das können wir selber machen. Laß sie mal kommen! Sie wird schon merken, wie schlimm es ist, wenn niemand mehr mit ihr spielt!“
    Das meinten die anderen Kinder auch. Dorle sollte entscheiden, was schlimmer ist: der Ärger, etwas nicht zu besitzen, was diese oder jene hat — oder der Kummer darüber, daß niemand mehr nach ihrer Gesellschaft verlangte.
    Traude wollte sich trotz der erlittenen Kränkung für die Freundin einsetzen. Als sie aber merkte, daß alle Kinder für Heinos Vorschlag waren, schwieg sie.
    „Na, was habt ihr denn für eine ernsthafte Beratung?“ ertönte auf einmal eine bekannte Stimme hinter ihnen. Sie fuhren erschrocken herum. Es war Fräulein Fröhlich. Die Lehrerin hatte unbemerkt das Ende ihres Gesprächs belauscht. Sie setzte sich zwischen die Jungen und Mädchen auf den Sandkasten. „Worum geht es denn?“ fragte sie lächelnd.
    Fräulein Fröhlich kam oft zum Spielplatz. Darum überwanden die Kinder auch schnell die Überraschung. Eifrig erzählten sie der Lehrerin, was sie sich vorgenommen hatten, um Dorle von ihrem Neid zu heilen.
    Still hörte Fräulein Fröhlich zu. Es wollte ihr erst gar nicht recht gefallen, daß Dorle so ganz ausgeschlossen werden sollte. Es tat ihr leid um Dorle. Aber es stimmte schon, was die Kinder von ihr sagten. Dorles Mutter hatte ihr vor einiger Zeit einmal von ihren Sorgen erzählt.
    „Seid ihr nicht zu hart gegen eure Klassenkameradin? Wollt ihr nicht erst einmal mit ihr sprechen?“
    „Ach!“ rief Heino. „Das hilft ja alles nichts, Fräulein Fröhlich!“ „Aber wenn ihr merkt, daß euer — euer Heilmittel geholfen hat, werdet ihr Dorle nichts mehr nachtragen?“ fragte die junge Lehrerin.
    „Nein, nein! Wenn wir das merken, tragen wir ihr bestimmt nichts mehr nach“, versprach Traude.
    „Die wird schon dafür sorgen, daß Dorle nicht zu lange zappeln muß“, sagte Heino und zeigte auf Traude.
    Fräulein Fröhlich verabschiedete sich bald wieder. Nun gut, vielleicht hilft es etwas, dachte sie und nahm sich vor, darauf zu achten, wie die Sache mit Dorle verlief. Und mit der Pioniergruppenleiterin Helga wollte sie auch noch sprechen. Helga war eine Schülerin der 10. Klasse. Sie leitete erst seit kurzem die Pioniergruppe, der Dorle angehörte. Fräulein Fröhlich half Helga bei ihrer Arbeit oft mit guten Ratschlägen und unterstützte sie bei den Gruppenzusammenkünften.
    Die Kinder aus der 2 a warteten an diesem Tage allerdings vergebens auf Dorle.

Der Turmdrehkran
    Einige Tage war es draußen naßkalt gewesen. Oft hatte es fein und anhaltend geregnet. Aus dem Bau des großen Turmdrehkranes war bisher noch nichts geworden.
    Doch dann schien die Sonne endlich wieder! Wie schön sie nach den trüben Tagen wärmte! Alle Kinder aus der 2 a, die mit an dem Kran bauen wollten, verabredeten sich für den Nachmittag. Sie wollten sich auf dem Spielplatz treffen.
    Dorle war zwar von niemandem eingeladen worden, aber hingehen würde sie trotzdem. Walter wollte nicht mitkommen. „Laß sie doch. Wir spielen bei mir zu Hause. Ich habe auch schöne Baukästen“, sagte er großspurig.
    Aber Dorle ließ sich nicht von ihm überreden. Sie war gern mit recht viel Kindern zusammen. Sie hatte auch keine Angst mehr, daß Heino die Sache mit der Ohrfeige aufrollen würde.

    Es war in den letzten Tagen kein Wort mehr darüber geredet worden. Allerdings — etwas kam Dorle seltsam vor: Es gab kaum noch einen Jungen oder ein Mädchen, von dem sie zum Spielen aufgefordert wurde. Nun, sie würde eben so mittun. Als Dorle am Nachmittag zum Spielplatz kam, hatten die Kinder gerade den Sand in einem der Sandkästen eingeebnet und festgetreten.

Weitere Kostenlose Bücher