Die Geschichte von Liebe und Sex
Suren (arabisch für: Verse) zu notieren, die später zum heiligen Buch des Koran (arabisch für: Lesung) werden. Seine Religion nennt er Islam (arabisch für: Hingebung) und empfindet sie als eine Vollendung des Juden- und Christentums. Er sieht sich in einer Tradition mit Abraham, Moses und Jesus, denen ebenfalls Engel erschienen waren. Zur ersten Anhängerin des neuen Glaubens wird seine Frau Hadidscha, der nächste sein Neffe Ali. Er hofft, dass ihn auch Juden und Christen als Propheten anerkennen werden. Aber in Mekka findet er selbst bei den Arabern nur wenige Anhänger.
Seine Botschaft ist ähnlich radikal wie die von Jesus: Alle Menschen sind vor Gott gleich. Niemand darf unterdrückt und den Armen soll geholfen werden – und diesen Geboten ist Folge zu leisten, auch wenn der eigene Vater dagegen ist! Das ist Aufruf zum Ungehorsam, finden viele, vor allem Wohlhabende, und wollen nichts mit diesem verrückten Mohammed und seinem Islam zu tun haben.
Auch seine Vorstellungen von Liebe und Achtung vor den Frauen wollen vielen konservativen Männern nicht gefallen. So lässt er Gott verkünden: »Ihr Menschen! Gewiss, wir erschufen euch einen Männlichen und einen Weiblichen und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr euch kennenlernt. Gewiss, der Würdigste von euch allen bei Allah ist derjenige mit am meisten Taqwa …« (Sure 49:13). Taqwa bedeutet im Arabischen so viel wie Rechtschaffenheit oder Aufrichtigkeit. Dabei zeigt Mohammed auf sein Herz und wiederholt dreimal: »Taqwa ist hier!« In Sure 30:21 sagt er über die Bedeutung von Liebesbeziehungen zwischen Menschen: »Ebenso zählt zu Seinen Zeichen, dass Er euch als Partner erschuf, damit |101| ihr Geborgenheit findet. Und Er setzte zwischen euch Liebe und Barmherzigkeit.«
Als nach gut 25 Jahren glücklicher und treuer Ehe Hadidscha stirbt, ist er zunächst untröstlich. Trotzdem ist er überzeugt, dass kein Mensch ohne Liebe leben soll und heiratet danach noch mehrfach, zum Teil auch aus anderen Motiven, wie einer armen Witwe Versorgung zu gewähren oder auch, um Verbindungen zu anderen Stämmen zu festigen. Wahre Liebe findet er noch einmal mit der jugendlichen Aischa. Das meiste, was wir heute an Persönlichem über Mohammed wissen, wurde von ihr überliefert. Gut ein Viertel der Scharia, der islamischen Rechtsprechung, geht auf sie zurück. Sie schildert ihn als bescheidenen Mann, der im Haus hilft, niemals eine Frau, ein Kind oder ein Tier schlägt und verzeiht, wo immer möglich, »denn Allah ist gütig«. Dass einige Vertreter späterer Generationen die Scharia in gnadenlosen Fundamentalismus verändert haben, kann ihr kaum zur Last gelegt werden.
Da ihm in Mekka nach wie vor nur wenige Menschen zuhören wollen, zieht er 622 nach Medina, eine Oasenstadt im Norden, in der mehr als die Hälfte der Einwohner Juden sind. Obwohl die Juden ihn auch hier ablehnen, gewinnt er nun erstmals unter den Arabern Zulauf. Im Jahr 622 beginnt deshalb auch die islamische Zeitrechnung. Mohammed wird hier vom predigenden Kaufmann zum religiösen und politischen Anführer. Es kommt zu blutigen Auseinandersetzungen, bei denen auch einige 100 Juden den Tod finden. Angesichts dieser Gewalt akzeptiert Mohammed schließlich auch, dass die Juden ihn ablehnen, und verbietet jede weitere Verfolgung von Juden oder Christen: »Der Friede Allahs ist ein einziger.«
Es entspricht seiner Bescheidenheit, dass sich seine Anhänger kein Bild von ihm machen sollen: »Ich bin kein Engel … Allah hat mich mit dieser Mission beehrt. Ich will darüber hinaus keine Ehrerbietung.« Nach Mohammed sind Liebe und Sexualität prinzipiell keine Sünde, sondern gehören zu den guten Seiten des Lebens und den »Wonnen«, die den Gläubigen auch nach dem Tode im Paradies erwarten.
Zwar kommt es noch zu seinen Lebzeiten erneut zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Andersgläubigen. Systematische Verfolgungen wie der Christen unter den Römern oder der Juden in späteren Jahrhunderten |102| hat es aber niemals gegeben. Zu den »fünf Säulen« des Islam gehören das Bekenntnis zum einen Gott, die Verrichtung des Gebets, das Almosengeben, die Einhaltung der Fastenzeit (Ramadan) und die Wallfahrt nach Mekka – aber nicht der »Kampf für Gottes Pfad« (arabisch: Dschihad). Der Begriff geht vielmehr zurück auf eine Sure im Koran (2:186), die ausdrücklich friedliche Mittel predigt: »Kämpft für Gottes Pfad gegen die, die euch bekämpfen, aber seid nicht aggressiv.«
Mohammed
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