Die Geschichte von Liebe und Sex
stirbt mit 63 Jahren am 8. Juni 632 in den Armen seiner Frau Aischa. Nach seinem Tod wächst der Islam zu einem arabischen Weltreich von Spanien über Nordafrika und den Nahen Osten bis China. Heute ist der Islam mit über einer Milliarde Gläubigen die zweitgrößte Religion, nach dem Christentum mit mehr als eineinhalb Milliarden Anhängern. Durch die Jahrhunderte haben sich in vielen Regionen und mehr als 40 überwiegend islamisch geprägten Staaten unterschiedlichste Strömungen entwickelt, die zum Teil auch untereinander verfeindet sind. Mohammeds Leben sowie seine Verkündigungen über Liebe und die Rollen von Frau und Mann haben bis heute, wie bei anderen Religionen auch, immer wieder neue Auslegungen erfahren.
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Erotik aus 1001 Nacht
Wie poetisch und spielerisch, zuweilen auch humorvoll und grausam Liebe und Sexualität in weiten Teilen der islamischen Welt beschrieben wurden, zeigen die Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht (arabisch: alf laila wa laila). Beinah jeder hat schon einmal von Sindbad, dem Seefahrer, oder Ali Baba und den 40 Räubern gehört. Die Geschichten waren ursprünglich jedoch keine Märchen für Kinder, sondern höchst erotische Geschichten für Erwachsene.
Sie gehen zurück auf mündliche Überlieferungen aus Indien, Persien und dem Irak, die zum Teil mehr als 2 000 Jahre sind. Die frühesten arabischen Handschriften sind über 500 Jahre alt. Erstmals nach Europa kamen die Geschichten aus 1001 Nacht durch den Franzosen Antoine Gallard in den Jahren 1707 – 17, der jedoch viele erotische und religiöse Stellen |103| herausstrich. Die erste deutsche Übersetzung von Gustav Weil erschien 1865 und erregte viel Aufsehen.
Die Erzählungen aus 1001 Nacht haben viele Künstler in aller Welt inspiriert. Der Italiener Pier Paolo Pasolini (1922 – 75) verfilmte beispielsweise 1974 die Erotischen Geschichten aus 1001 Nacht (Italienisch: Il fiore delle mille e una notte ). Obwohl ein besonderer Reiz der Erzählungen auch darin liegt, dass sie gerade dazu einladen, immer wieder neu erfunden zu werden, gibt es durchaus zentrale Figuren, die wirklich existiert haben, wie Kalif Harun ar-Raschid, der von 786 – 809 in Bagdad, dem damaligen Mittelpunkt der islamischen Welt, regierte. Was aber hat es genau mit den 1001 orientalischen Nächten auf sich?
Scheherazade rettet ihr Leben mit den Geschichten aus 1001 Nacht *
Scheherazade (oder Schehersad, Scharasad) ist die wunderschöne Tochter des Wesirs am Hofe von Sultan Scheherbad (oder Scharyar). Sie hört von ihrem betrübten Vater, dass er bereits seit Wochen dem Sultan jeden Abend eine neue Jungfrau bringen muss, die am Morgen darauf ohne Erbarmen und Unterschied getötet wird.
»Warum ist der Sultan nur so grausam?«, fragt Scheherazade entsetzt.
»Die Liebe hat ihn so grausam werden lassen«, antwortet ihr Vater. »Er liebte seine erste Frau über alles und vertraute ihr uneingeschränkt. Nachdem er jedoch eine Warnung erhalten hatte, kehrte er eher von einer Reise zurück – und fand sie in einer wilden Orgie mit einem afrikanischen Sklaven und anderen aus der Dienerschaft. Darauf tötete er sie und schwor sich, dass ihm niemals mehr eine Frau untreu werden könne, da er sie sofort nach der ersten Liebesnacht umbringen würde.«
»Wie schrecklich«, flüstert Scheherazade. Sie hört das Weinen der Frauen im Harem und das Klagen der vornehmen Familien, die bereits eine Tochter an den Sultan verloren haben. Da fasst sie einen Entschluss, der ihrem Vater das Blut in den Adern gerinnen lässt: »Vater, bringe mich heute Abend zu dem Sultan. |104| Es rührt mich das Schicksal der armen Mädchen. Aber es rührt mich auch das gebrochene Herz des Sultans. Ich will ihm Geschichten erzählen – über wahre Liebe, aber auch über die wichtigen kleinen und großen Dinge des Lebens, die uns gütig und verständig machen.«
»Bei Allah – tu es nicht!«, ruft der Wesir, ihr Vater, entsetzt. »Er wird dich morgen früh hängen lassen, liebste Tochter. Tu es nicht!«
»Ich muss es tun«, antwortet Schererazade plötzlich mit großer Ruhe. »Ich werde die Geschichten so spannend erzählen, dass er mir einfach zuhören muss. Und wenn es nicht gelingt, dann will ich nicht besser dastehen als die anderen Mädchen und lieber früher als später mein Schicksal erfahren.«
Der Wesir kennt seine Tochter gut. Sie ist nicht nur schön, sondern auch von festem Willen. Er gibt seinen Widerstand schließlich auf und bringt sie noch am
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