Die Geschichte von Liebe und Sex
auftauchen sah, war er überzeugt, in Asien zu sein. Die erste Insel, auf der er landete, nannte er San Salvador (spanisch für: Heiliger Retter).
Von dort segelte er weiter nach Kuba und Haiti, wo am 25. Dezember 1492 das größte seiner drei Schiffe strandete. Aus dessen Resten errichtete er mit seinen Matrosen die erste Siedlung in der neuen Welt, der er den Namen La Navidad (spanisch für: Weihnachten) gab. Das auf der Insel lebende Volk der Arawak begegnete den Eindringlingen freundlich. Ihr Häuptling Guancanagari (Lebensdaten unbekannt) erlaubte 39 Matrosen, in La Navidad zu bleiben, als Kolumbus Anfang 1493 zurück nach Europa aufbrach. Kolumbus selbst beschrieb die »Indianer« (er glaubte noch immer, auf Indien vorgelagerten Inseln angekommen zu sein) als »unschuldig und freigiebig«, betrachtete sie jedoch von Anfang an als seine »Untertanen«.
Im März 1493 wurde er als Held in Spanien empfangen – die spanische Königin Isabella I. beförderte ihn zum Vizekönig und Gouverneur der ersten spanischen Kolonie. Umfangreiche Pläne wurden geschmiedet, wie die »Neue Welt« am besten auszubeuten sei. Einig waren die Königin und Kolumbus sich, dass so viel Gold wie möglich abzutransportieren sei.
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|133| Während Kolumbus auch im Sklavenhandel eine Einnahmequelle sah, widersprach die Königin hier: Als fundamentalistische Christin hatte sie 1492 gerade alle Juden in Spanien verfolgen und ausweisen lassen. Bei den »Indianern«, den »unschuldigen Wilden« dagegen setzte sie auf Missionierung – sie sollten zu Christen werden. Kolumbus war anderer Ansicht, aber schwieg zunächst. Schon im September 1493 brach er erneut auf: Dieses Mal nicht mit drei Segelschiffen, sondern mit einer Flotte von 17 Großseglern und etwa 1500 Mann Besatzung.
Im November 1493 kam er wieder in La Navidad an und entdeckte, dass die kleine Siedlung zerstört und keiner der Zurückgelassenen mehr am Leben war. Der Häuptling ließ ausrichten, dass die spanischen Matrosen mehrfach junge Frauen der Arawak vergewaltigt hätten. Auch nach mehreren Warnungen hätten sie nicht davon abgelassen und schließlich sei ein offener Kampf ausgebrochen. Kolumbus konzentrierte sich nun zuerst auf die Suche nach Gold, das er im Hinterland fand. Dort ließ er eine zweite, besser befestigte Siedlung aufbauen. Zwischendurch machte er sich erneut auf, um weiter nach Jamaika und Puerto Rico zu segeln. Als er im September 1494 zur Siedlung auf Haiti zurückkehrte, fand er chaotische Zustände vor. Die Spanier hatten sich untereinander in mehrere Gruppen zerstritten und die anfänglich guten Beziehungen zur einheimischen Bevölkerung waren endgültig zerstört. Kolumbus nahm dies zum Anlass, trotz des Verbots der Königin mit der Sklavenjagd zu beginnen, angeblich um die »feindseligen Indianer Gehorsam zu lehren«.
Innerhalb weniger Monate wurden Tausende von Arawak, Taino und andere Völker der Karibik aus ihren Gebieten verjagt, ermordet oder versklavt. Der junge Missionar Bartolomé de Las Casas (1484 – 1566) berichtete ab 1502 entsetzt von »Massenhängungen, Vergewaltigungen und Zerstückelungen selbst von Kindern, Schwangeren und Alten«. Jeder »Indianer« über 14 Jahre hatte alle drei Monate eine bestimmte Menge Gold abzuliefern. Diejenigen, die dies nicht schafften oder sich zu entziehen versuchten, mussten damit rechnen, dass ihnen beide Hände abgehackt wurden. Mehr als 1600 »Indianer« wurden als »persönliche Sklaven« gefangen genommen. Kolumbus notierte in sein Tagebuch, dass er selbst ab nun Sklaven auch zum Sex benutzen würde. Über 500 ließ er nach Spanien verschiffen, wovon beinahe die Hälfte auf der Überfahrt starb. Königin Isabella I. reagierte |134| zornig auf die Missachtung ihrer Anweisung und sandte die Überlebenden mit der nächsten Flotte zurück nach Amerika. Den Mord an den Völkern der Karibik, später auch ganz Nord- und Südamerikas, hielt sie damit jedoch nicht auf. Nur 450 Jahre nach Kolumbus’ erster Landung galten die einheimischen Völker der Karibik bereits als ausgestorben.
Durch diesen Völkermord an den Ureinwohnern des amerikanischen Doppelkontinents gingen wichtige Kenntnisse über das Leben vieler einheimischer Völker verloren. Was wir heute über diese Kulturen wissen, stammt zum großen Teil aus Berichten der Eroberer.
Unstrittig, wenn auch nicht vollständig, ist das Wissen über den Geschlechtertausch bei mehr als 130 verschiedenen einheimischen Völkern Nordamerikas: Die im
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