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Die Geschichte von Liebe und Sex

Titel: Die Geschichte von Liebe und Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz van Dijk
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gut festgebunden war.
    In Cebu suchten wir über eine Woche nach Vater. Niemand schien ihn zu |191| kennen. Wir schliefen in einem leeren Schuppen in der Nähe eines Containerladers und ernährten uns von Abfällen, die wir in der Umgebung des Passagierhafens durchsuchten. Einmal fand Adolfo für einen Tag eine Arbeit als Träger. Am Abend aßen wir warmes Brot und jeder ein Stück gebratenes Hühnerfleisch. Bei der Arbeit hatte Adolfo andere Männer kennengelernt, mit denen er sich am folgenden Abend wieder traf. Am dritten Abend sagte er zu mir: ›Ich habe was für dich …‹ Voller Vertrauen lief ich hinter ihm her, als er die Stufen in den ersten Stock eines heruntergekommenen Hotels hinaufstieg. Dort gab ihm ein älterer Mann 200 Pesos ** und Adolfo sagte zu mir: ›Sei nett zu dem Mann. Ich warte draußen auf dich.‹
    Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte, und blieb unsicher neben der geschlossenen Tür stehen. Der Mann sagte dann zu mir: ›Es ist alles in Ordnung, dein Bruder ist einverstanden.‹ Dann winkte er mich zu sich heran und zog mir die wenige Kleidung aus, die ich trug. Ich schämte mich sehr, als ich so vor ihm stand, aber er sagte immer wieder: ›Es ist gut, es ist gut.‹ Dann schob er mich unter eine Dusche und rieb mich mit einer billigen Seife ein. Ich ließ mich wie eine Puppe bewegen. Ich wollte Adolfo um Hilfe rufen, aber traute mich einfach nicht. Schließlich schob er mich zum Bett und legte sich dann auf mich. Er war so schwer, dass ich kaum atmen konnte. So schwer und so hart … es tat so weh, aber ich schrie nicht, kein einziges Mal …
    Als er endlich fertig war, blieb er auf dem Bett liegen und sagte, ich solle mir meine Sachen wieder anziehen und verschwinden. So schnell ich konnte, streifte ich mir mein schmuddeliges Kleid über und rannte hinaus, die Treppe hinunter, bis ich endlich Adolfo auf der anderen Straßenseite stehen sah. Ich lief auf ihn zu und starrte ihn nur an. Da nahm er mich in den Arm und sagte leise: ›Wir werden es schon schaffen, Cellita!‹
    Das war vor knapp einem Jahr. Inzwischen sehe ich Adolfo nur noch alle paar Wochen. Ich muss jetzt für einen Freund von ihm arbeiten, der Zugang zu einigen der Touristenhotels in der Nähe des Flughafens hat. Ich gehe nicht mehr zu irgendwelchen Männern, sondern Peter, wie er sich nennt, damit die Touristen sich seinen Namen merken können, bringt die Männer zu uns … einer Gruppe von sechs bis acht Mädchen, von denen zwei noch jünger sind als ich. ›Peter wird für dich sorgen‹, sagte Adolfo, als er mich das erste Mal zu ihm brachte. Als ich vor |192| zwei Monaten plötzlich hohes Fieber bekam, hat Peter tatsächlich einen Arzt für mich geholt. Er hat mich richtig untersucht und mir selbst Medikamente gegeben.
    Die meisten Touristen sind netter als die Philippinos am Hafen. Jedenfalls geben einige am Ende sogar ein Geschenk, das wir manchmal von Peter aus behalten dürfen. Zwei Mal waren Adolfo und ich inzwischen daheim auf Ponzon. Alle haben nach Vater gefragt. Wir haben zu Mutter gesagt: ›Wir haben ihn nicht gefunden, er arbeitet nicht mehr im Hafen von Cebu …‹ Niemand hat gefragt, wovon wir leben. Niemand hat gefragt, woher ich das Kleid, die Schuhe und den kleinen Koffer habe. Mutter hat mich so traurig angeschaut, dass ich dachte – sie muss es ahnen. Aber sie hat nichts gesagt, kein Wort.
    Adolfo hat Geld daheim gelassen. Beide Male. Von ihm und von mir. Ich weiß nicht genau, womit er sein Geld verdient. ›Auch was mit Touristen …‹, hat er einmal gesagt.«

*
Interview mit dem Autor in Cebu, Philippinen, im Jahr 2000. Die Übersetzung aus dem Cebuano leistete ein Freund von Maricella.
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200 philippinische Pesos entsprechen etwa 6 Euro (Stand: 2000).

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Globalisierter Sex – globalisierte Liebe?
    Jeden Tag verhungern auf der Erde gegenwärtig rund 100 000 Menschen, alle drei Sekunden stirbt ein Kind an Hunger. Ernährungsexperten der Vereinten Nationen (UNO) haben demgegenüber errechnet, dass die vorhandenen Lebensmittel schon heute ausreichen, um bis zu 12 Milliarden Menschen zu ernähren * .
    So viel brauchen wir nicht einmal. Heute leben etwas mehr als sechseinhalb Millarden Menschen auf unserem Planeten ** . Jede Sekunde werden zwischen vier und fünf Kinder geboren und sterben gleichzeitig zwei Menschen. Obwohl die Weltbevölkerung demnach weiter wächst, hat sich das Tempo des Wachstums deutlich verlangsamt. Wissenschaftler vermuten, dass die

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