Die Geschichte von Liebe und Sex
Schwulen zu bekommen. Aber das ist nicht einfach. Jeder hat so viele Unsicherheiten.
Dabei denke ich oft: Ich sehne mich nicht nach Reichtum oder sonstigem Luxus, sondern nur nach jemandem, der mich so lieben kann, wie ich bin, und den ich so lieben kann, wie er ist. Wollen das nicht die meisten Menschen?«
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Frank nahm mit dem Autor zum ersten Mal 1994 Kontakt auf, als er Anfang 20 war. Auf eigene Initiative besuchte er damals mit einer Pflegerin eine Lesung und seitdem besteht ein persönlicher Briefwechsel.
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|184| Liebe auf den ersten Klick
Das erste Mal online
1990 bis heute
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Online Dating, Chatrooms und Cybersex
Was um 1990 mit E-Mail-Kontaktanzeigen und dem Versenden von artigen Nacktfotos begann, ist mittlerweile zu einem riesigen Markt in fast allen Ländern mit Computerzugang explodiert. Manche sprechen von einer zweiten sexuellen Revolution: Alle Fantasien scheinen möglich, kaum etwas ist wirklich von den Obrigkeiten zu kontrollieren. Nur: Alles bleibt zunächst künstlich, produziert mit heißem Kopf und auf kaltem Bildschirm, online eben. Die Illusionen werden stets perfekter und differenzierter, die Wirklichkeit scheinbar immer unwichtiger und oft gar nicht mehr erwünscht.
Allein in Deutschland haben sich im Jahr 2005 über sechs Millionen Menschen bei einer der mehr als 2500 Single-Websites fürs Online-Dating registrieren lassen (bei einer von Soziologen geschätzten Gesamtzahl von rund 15 Millionen Singles in Land – jenen, die zwar allein leben, aber nicht unbedingt allein bleiben wollen). Auch wenn der Zugang oft kostenlos ist oder nur geringe Gebühren erfordert, erwirtschaftet die Singlebörsen-Branche inzwischen jährlich mehr als 75 Millionen Euro, Tendenz weiter steigend.
Oft heißt es, beim Online-Dating seien die Chancen besser, einen passenden Partner zu finden, als bei früheren Kontaktanzeigen in Zeitungen oder bei Heiratsvermittlern: Man kann seine Wünsche sowie sein eigenes Persönlichkeitsprofil so detailliert darstellen, wie man will – und wird dann aus Tausenden, wenn nicht Millionen anderer ebenfalls Suchender |186| diejenigen mit den meisten Übereinstimmungen herausgefiltert bekommen. Mit denen kann man dann Kontakt aufnehmen oder auch nicht. Das klingt logisch, funktioniert aber meist nicht. Was mich bei einem anderen Menschen anzieht, fasziniert und mein Herz höher schlagen lässt, ist eben leider nicht durch noch so genaue Profil-Übereinstimmungen zu erzwingen. Eine von der Stiftung Warentest 2006 durchgeführte Untersuchung bei den 14 bekanntesten Singlebörsen ergab nur für zwei das Werturteil »gut« (niemand erreichte »sehr gut«, alle anderen waren schlechter). Die Gesamteinschätzung: »Masse statt Klasse«.
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|186| Einen anderen noch wesentlich größeren Markt bedienen Websites, die unumwunden alle Sorten von Sex und Sex-Fantasien anpreisen: In virtuellen Treffpunkten, den Chat-Rooms, geht es zunächst darum, die eigenen Vorlieben darzustellen und die von anderen zu erfahren. Vielen ist das Chatten (Quatschen) bereits erregend genug und ein Treffen mit dem echten Gegenüber wird vermieden (zuweilen auch, da die Angaben über die Attraktivität der eigenen Person ebenfalls eher Fantasialand entstammen). Es gibt Chat-Rooms für die ausgefallensten Fantasien der sonst eher biederen Mehrheiten – vom Krankenschwestern-Sex über SM-Spiele bis zur Verabredung von Swingerpartys für nach Abwechslung hungernde Paare, um dort die eigenen Partnerinnen oder Partner mit anderen tauschen zu können. In den USA haben Untersuchungen ergeben, dass rund 40 Millionen Bürger Sex-Sites besuchen, wobei dies mehr als 70 Prozent nicht nach Feierabend oder am Wochenende tun, sondern während der normalen Arbeitszeit von 9 bis 17 Uhr.
Für einige Minderheiten eröffnen diese Sex-Sites auch neue Horizonte: Die unter Schwulen beliebte Gaydar-Site (ursprünglich gestartet von zwei Südafrikanern, heute mit Hauptsitz in England) bietet inzwischen rund 3,5 Millionen Mitgliedern weltweit nicht nur eine lustvolle Kommunikation, sondern stellt für manche auch die einzige Möglichkeit für Kontakte mit Gleichgesinnten dar, ohne Strafverfolgung befürchten zu müssen (laut Amnesty International steht Homosexualität in vielen Ländern nach wie vor unter Strafe, und in neun Ländern droht sogar die Todesstrafe). Gaydar bietet inzwischen auch eine Reisevermittlung und ein Radioprogramm an. Daneben gibt es eine Website namens
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