Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
Menschen fiel es manchmal schwer, die Tiere zu verstehen. Sie hatten die Wörter zu sehr im Mund zerkleinert.
Und die Organschweine – die Großen Schweine – aßen mehr Wörter auf als alle anderen Tiere. Ihr wisst ja, wie gern sie essen. Und so kommt es, dass die Großen Schweine sehr gut denken können.
Dann schuf Oryx etwas Neues, sie nannte es das Singen. Und sie gab euch das Singen, weil sie die Vögel liebte und unbedingt wollte, dass ihr auch so schön singt. Aber Crake wollte euch das Singen nicht geben. Es beunruhigte ihn. Er dachte, wenn ihr wie die Vögel singt, dann vergesst ihr vielleicht wie Menschen zu sprechen, und dann würdet ihr euch nicht mehr an ihn erinnern und seine Arbeit verstehen – all die Arbeit, die er auf sich genommen hat, um euch zu erschaffen.
Und Oryx sagte, du musst in den sauren Apfel beißen. Denn wenn diese Leute nicht singen können, sind sie nichts als … dann sind sie gar nichts. Dann sind sie wie Steine.
In den sauren Apfel beißen heißt … darüber reden wir ein andermal.
Jetzt erzähle ich euch einen anderen Teil der Geschichte, in der es darum geht, warum Crake beschloss, die Große Leere zu schaffen.
Crake dachte lange nach. Er dachte und dachte. Er erzählte keinem von all seinen Gedanken, aber ein paar Gedanken erzählte er Schneemensch-Jimmy und ein paar erzählte er Zeb und ein paar erzählte er auch Pilar und Oryx.
Und er dachte Folgendes:
Die Menschen im Chaos können nicht lernen. Sie können nicht verstehen, was sie dem Meer und dem Himmel, den Pflanzen und Tieren antun. Sie können nicht verstehen, dass sie alles töten und dass sie am Ende sich selbst töten werden. Und es sind so viele und jeder trägt zu der Tötung bei, ob nun bewusst oder nicht. Und wenn man ihnen sagt, sie sollen es beenden, hören sie einem nicht zu.
Also bleibt nur eins. Entweder müssen die meisten von ihnen beseitigt werden, solange es die Erde noch gibt, mit all den Bäumen und Blumen und Vögeln und Fischen und so weiter, oder alle müssen sterben, wenn nichts mehr da ist. Auch keine Menschen mehr.
Aber sollte man ihnen nicht eine zweite Chance geben?, fragte er sich. Nein, erwiderte er, denn eine zweite Chance haben sie schon gehabt. Sie haben viele zweite Chancen gehabt. Jetzt ist die Zeit reif.
Also schuf Crake ein paar kleine Samenkörner, die sehr gut schmeckten; und erst machten sie die Menschen, die sie aßen, sehr glücklich. Aber dann wurden alle, die die Samenkörner gegessen hatten, sehr krank, und sie lösten sich auf und starben. Und er säte die Samenkörner über der ganzen Erde aus.
Und Oryx half ihm, die Samenkörner zu säen, denn sie konnte fliegen wie eine Eule. Und die Vogelfrauen, Schlangenfrauen und Blumenfrauen halfen ebenfalls mit. Wobei sie das mit dem Sterben nicht verstehen konnten, nur das mit dem Glück, denn Crake hatte ihnen nicht von all seinen Gedanken erzählt.
Und dann begann die Große Neuordnung. Und Oryx und Crake verließen das Ei und flogen in den Himmel. Aber Schneemensch-Jimmy blieb da, um über euch zu wachen und euch vor schlimmen Dingen zu beschützen und um euch zu helfen und euch die Geschichten von Crake zu erzählen. Und auch die Geschichten von Oryx.
Singen könnt ihr nachher.
Das ist die Geschichte der beiden Eier.
Und jetzt müssen wir alle schlafen, denn morgen müssen wir ganz früh aufstehen. Einige von uns werden sich auf die Suche nach den drei bösen Männern machen. Zeb wird gehen und Nashorn und Manatee und Crozier und Shackleton. Und Schneemensch-Jimmy. Ja, auch die Großen Schweine werden gehen, viele von ihnen. Nein, die kleinen nicht, und ihre Mütter auch nicht.
Aber ihr werdet hierbleiben, bei Rebecca, Amanda und Ren. Und bei Swift-Fuchs und bei Lotis Blue. Und ihr müsst immer die Tür zulassen und ihr dürft niemanden reinlassen, egal, was sie sagen. Es sei denn, es ist jemand, den ihr kennt.
Habt keine Angst.
Ja, auch ich werde gehen, um nach den bösen Männern zu suchen. Und auch Blackbeard wird mitgehen, er wird uns helfen, mit den Großen Schweinen zu sprechen.
Ja, wir werden zurückkommen. Ich hoffe, dass wir zurückkommen werden.
Hoffnung , das ist, wenn man unbedingt etwas will, aber nicht weiß, ob das, was man will, wirklich passieren wird.
Jetzt sage ich gute Nacht.
Gute Nacht.
Sonnenbrille
»Hier habe ich auf dich gewartet«, sagt Toby. »Während der wasserlosen Flut. Hier oben auf dem Dach. Ich habe immer gedacht, du würdest jeden Moment da aus dem Wald
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