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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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zu nah rangehen«, sagt Toby. »Die bösen Männer könnten Spraygewehre haben. Stöcke, mit denen man Löcher schießt. Blutende Löcher.«
    »Das wissen die Großen Schweine«, sagt Blackbeard.
    Mit umgehängtem Fernglas, die Flinte an der Seite, geht Toby die Treppe hinauf aufs Dach. Dort wartet eine Gruppe Craker. Auch Zeb ist schon da, er lehnt am Geländer.
    »Du bist sehr rosa«, sagt er. »Steht dir gut, die Farbe. Trägt auch gar nicht auf. Bist du der Michelin-Mann?«
    »Bist du ein Arschloch?«
    »Wenn, dann unbewusst«, sagt er. »Die Krähen machen Lärm.« Und er hat recht: kräh kräh kräh macht es drüben vom Waldrand her. Toby schaut durch ihr Fernglas: nichts zu sehen.
    »Könnte eine Eule sein«, sagt sie.
    »Könnte«, sagt Zeb.
    »Die Organschweine reden immer wieder von drei Männern. Nicht zwei.«
    »Würde mich wundern, wenn sie sich irren«, sagt Zeb.
    »Glaubst du, es ist Adam?«, fragt Toby.
    »Weißt du noch, was du mal über die Hoffnung gesagt hast?«, sagt Zeb. »Hoffnung kann einem schlecht bekommen, hast du gesagt. Also versuche ich, mir keine Hoffnungen zu machen.«
    Irgendwo flackert etwas, drüben in den Ästen. Ein Gesicht? Dann ist es wieder verschwunden.
    »Das Schlimmste«, sagt Toby, »ist diese Warterei.«
    Blackbeard zupft an ihren Laken. »O Toby«, sagt er. »Komm! Es wird Zeit für die Geschichte, die du uns erzählen wirst. Wir haben die rote Mütze mitgebracht.«

ES FÄHRT EIN ZUG NACH KRYOGENJUS

Die Geschichte von den zwei Eiern und vom Denken
    Danke. Ich freue mich, dass ihr an die rote Mütze gedacht habt.
    Und an den Fisch. Es ist jetzt nicht direkt ein Fisch, eher ein Frosch. Aber ihr habt ihn im Wasser gefangen, und das Meer ist weit weg, also bin ich mir sicher, dass Crake Verständnis haben wird, und er wird wissen, dass der Weg zum Meer, um dort einen Fisch zu fangen, zu weit gewesen wäre.
    Danke, dass ihr ihn gebraten habt. Dass ihr Rebecca gebeten habt, ihn zu braten. Crake hat gesagt, ich muss ihn nicht ganz aufessen. Nur mal dran knabbern, das reicht.
    So.
    Ja, der Frosch … der Frosch hat einen Knochen in sich. Einen stinkenden Knochen. Deshalb habe ich ihn wieder ausgespuckt. Aber wir müssen jetzt nicht über den stinkenden Knochen sprechen.
    Morgen ist ein sehr wichtiger Tag. Morgen werden alle mit zwei Häuten die von Crake begonnene Arbeit zu Ende bringen – nämlich das Chaos zu beseitigen. Diese Arbeit war die Große Neuordnung, und sie brachte die Große Leere.
    Aber das war nur ein Teil der Arbeit des Crake. Der andere Teil bestand darin, euch zu erschaffen. Er hat eure Knochen aus den Korallen am Strand gemacht, die weiß sind wie Knochen, nur dass sie nicht stinken. Und er hat euer Fleisch aus einer Mango gemacht, die süß und zart ist. Das alles geschah im Innern des gigantischen Eis, und er hatte dort auch ein paar Helfer. Und Schneemensch-Jimmy war sein Freund – auch er war im Ei.
    Und auch Oryx war dort. Manchmal war sie dort in Gestalt einer Frau mit grünen Augen, genau wie eure Augen, und manchmal war sie in Gestalt einer Eule. Und sie legte zwei kleinere Euleneier. Das kleinere Eulenei war voller Tiere und Vögel und Fische – alle ihre Kinder. Und auch Schmetterlinge. Und Ameisen, ja. Und Käfer – sehr viele Käfer. Und Schlangen. Und Frösche. Und Maden. Und Rakunks, und Luxkätzchen und Mo’Hairschafe und Große Schweine.
    Danke, aber ich glaube, wir müssen sie nicht alle einzeln aufzählen.
    Weil wir dann noch die ganze Nacht hier sitzen.
    Sagen wir einfach, Oryx hat sehr, sehr viele Kinder geschaffen. Und jedes Kind war auf seine spezielle Art schön.
    Ja, es war gütig von ihr, jedes einzelne Tier zu erschaffen, in dem kleineren der beiden Euleneier, die sie gelegt hat. Bis auf die Moskitos vielleicht.
    Das andere Ei, das sie legte, war voller Wörter. Die Wörter schlüpften jedoch, bevor die Tiere schlüpften, und ihr habt viele der Wörter aufgegessen, weil ihr großen Hunger hattet; deswegen habt ihr die Wörter in euch. Und Crake dachte, ihr hättet alle Wörter aufgegessen, also waren keine mehr für die Tiere da, und deshalb können Tiere nicht sprechen. Aber er irrte sich. Crake hatte nicht immer in allem recht.
    Denn als er mal nicht aufpasste, fielen ein paar Wörter aus dem Ei und auf die Erde und einige fielen ins Wasser und einige wurden vom Wind davongetragen. Und keiner der Menschen sah sie. Aber die Tiere, Vögel und Fische sahen sie und aßen sie auf. Es war eine andere Art von Wörtern, und den

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