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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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schien sich daran zu stören, obwohl sie sie ein bisschen auslachten. Die Kinder dachten sich ein Spiel aus, bei dem ein Kind das tapfere Organschwein war, das mit entschlossener Miene flog wie der Wind, und ein kleineres Schneemensch-Jimmy, das sich mit nicht minder entschlossener Miene an den Rücken des anderen klammerte.
    Zu der Zeit jedoch stehen die Dinge etwas anders. Das Jimmy-tragende Organschwein kommt nur mühsam voran, sein Rücken ist rund und rutschig. Jimmy hoppelt auf und ab, droht andauernd abzurutschen, erst zur einen Seite, dann zur anderen. Immer wenn das geschieht, stupsen ihn die flankierenden Schweine kräftig mit dem Rüssel an, und zwar unter die Achseln, worauf er schreit wie am Spieß, weil es kitzelt.
    »Fuck, der soll mal die Fresse halten«, sagt Zeb. »Da können wir ja gleich Dudelsack spielen.«
    »Er kann nichts dafür«, sagt Toby. »Das ist ein Reflex.«
    »Wenn ich ihm eins über die Rübe gebe, ist das auch n Reflex«, sagt Zeb.
    »Die wissen bestimmt ohnehin, dass wir kommen«, sagt Toby. »Die könnten die Aufklärer schon gesehen haben.
    Sie folgen den anführenden Schweinen, aber es ist Jimmy, der die verbalen Hinweise liefert. »Noch sind wir im Plebsland«, sagt er. »Ich erinnere mich an die Gegend.« Dann: »Da vorn kommt das Niemandsland, die freie Pufferzone vor dem Komplex.«
    Dann: »Die Hauptsicherheitszone, da vorn.« Nach einer Weile: »Da drüben, KryoGenjus. Als Nächstes: Geister-Gnome. Guckt euch dieses endgeile Schild an! Die Solartechnik scheint immer noch zu funktionieren.«
    Dann: »Und jetzt das dickste Ding von allen: Der ReJuv-Komplex.« Krähen auf der Mauer: vier, nein, fünf. Eine Krähe heißt Trauer, hatte Pilar immer gesagt; mehrere dagegen waren Beschützer oder Betrüger, je nach Geschmack. Zwei der Krähen fliegen hoch, kreisen in der Luft, taxieren sie.
    Das Eingangstor zum ReJuv-Komplex steht offen. Im Innern tote Häuser, tote Einkaufspassagen, tote Labore, alles tot. Stofffetzen, liegengebliebene Solarautos.
    »Gott sei Dank gibt’s die Schweine«, sagt Jimmy. »Ohne sie, Stecknadel im Heuhaufen. Das ist das reinste Labyrinth hier.«
    Doch die Schweine kennen den Weg. Zielsicher und ohne zu zögern traben sie voran. Einmal um die Ecke, nochmal um die Ecke.
    »Da ist es«, sagt Jimmy. »Da vorn. Das Tor zum Paradies.«

Eierschale
    Crake hatte das Paradies-Projekt selbst geplant. Zusätzlich zur Grenzmauer war die ReJuv-Anlage von einer streng bewachten Sicherheitszone umgeben. Darin lag ein Park, eine mikroklimamodifizierende Pflanzung aus gemischten tropischen, gleichermaßen regen- wie dürretoleranten Spleißungen. Im Zentrum all dessen stand das Kuppelgebäude, eine klimatisierte, luftdichte, undurchdringliche Eierschale, die Crakes Schatztruhe beherbergte, seinen schönen neuen Menschen. Genau in der Mitte des Gebäudes hatte er das künstliche Ökosystem angelegt, wo die Craker in ihrer ganzen seltsamen Vollkommenheit zum Sein erweckt und zum Leben und Atmen gebracht worden waren.
    Sie erreichen das Tor zur Sicherheitszone, bleiben stehen und sehen sich um. In den Pförtnerhäuschen zu beiden Seiten ist niemand, wenn man nach den Schweinen geht: Ihre inaktiven Schwänze und Ohren signalisieren es.
    Zeb gibt das Zeichen zur Rast: Erst müssen sie Kraft tanken. Die Menschen greifen nach ihren Wasserflaschen und essen einen halben Kickriegel. Die Schweine haben einen Avomangobaum entdeckt und verschlingen das Fallobst, zermalmen die orangefarbenen Ovale mit den fetthaltigen Kernen. Fermentierte Süße erfüllt die Luft.
    Hoffentlich sind sie nicht gleich besoffen, denkt Toby. Betrunkene Organschweine, das wäre nicht gut. »Wie geht’s denn so?«, fragt sie Jimmy.
    »Ich erkenne das alles wieder«, sagt Jimmy. »Jedes Detail. Scheiße. Ich wünschte, es wäre anders.«
    Vor ihnen liegt die Straße durch den Wald. Wildwachsende Zweige wuchern hinauf in den Korridor leichterer Luftmassen, opportunistisches Unkraut schiebt sich seitlich hinein, darüber hängen abtrünnige Ranken. Aus dem angeschwollenen Vegetationsschaum erhebt sich das Kuppelgebäude wie der halbe weiße Augapfel eines sedierten Patienten. Dieses Gebäude muss früher so leuchtend hell gewirkt haben: so sehr wie ein Erntemond oder ein hoffnungsvoller Sonnenaufgang, nur ohne die brennenden Strahlen. Jetzt scheint nur noch Ödnis zu herrschen. Mehr noch, es scheint wie eine Falle: Denn wer kann schon sagen, was sich dahinter verbirgt, wer dort lauert?
    Aber das liegt nur

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