Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
beschloss er, dass Trudy mit irgendwem rumgemacht haben musste, irgendeinem Mädchen-für-alles-Handwerker/Einbrecher/Kleinganove. Oder mit dem Gärtner: Sie nahm immer die illegalen Texmex-Typen, die schwarzhaarig waren wie Zeb. Für einen Hungerlohn mussten diese Typen Erde durch die Gegend karren, Sträucher ausgraben und noch mehr Steine in ihrem Steingarten abladen, der das Einzige war, was in puncto Hegen und Pflegen ihre Aufmerksamkeit fesseln konnte. Ständig hing sie da draußen mit einem dieser doppelzüngigen Unkrautjäter herum, wenn sie nicht gerade heißen Essig in die Ameisennester schüttete.
»Klar, meine kriminelle Ader hätte ich auch von Hochwürden haben können, das Erbgut war jedenfalls da«, sagte Zeb. »Er hat seine Missetaten einfach aufgebläht und als völlig respektabel dargestellt, während ich mit offenen Karten spielte. Er war hinterhältig und verschlagen, ich war offensichtlich.«
»Mach dich doch nicht so runter«, sagt Toby.
»Du kapierst es nicht, Baby«, sagt Zeb. »Ich will angeben.«
Hochwürden hatte seine eigene Sekte. So musste es damals anstellen, wer richtig Kohle scheffeln wollte, gut pöbeln und mit Engelszungen reden und Hetzpredigten halten konnte, und wer für andere lukrative Grauzonenkünste, Derivatehandel oder Ähnliches, kein Händchen hatte. Erzähl den Leuten, was sie hören wollen, bezeichne dich als Religion, schieb den Leuten den Klingelbeutel unter die Nase, nimm die Pressekanäle in den Würgegriff und nutze sie für automatisiertes Telefonmarketing und aalglatte Onlinekampagnen, freunde dich mit Politikern an oder bedrohe sie, hinterziehe Steuern. Man musste es dem Kerl schon lassen. Er war verbogen wie eine Brezel, er war ein Kleintierquäler, ein Arschkriecher-Riesenarschloch mit nem Heiligenschein aus Blech, aber blöd war er nicht.
Sein Erfolg war der beste Beweis. Als Zeb das Licht der Welt erblickte, herrschte Hochwürden bereits über eine Megakirche aus Glasfronten, Kirchenbänken aus Pseudo-Eiche und falschem Granit, draußen auf freiem Felde. Die Church of PetrOleum, die assoziiert war mit den etwas massenkompatibleren Petrobaptisten. Eine Zeitlang stand sie ganz hoch im Kurs, um die Zeit herum, als das Öl knapp wurde, Ölpreise in die Höhe schossen und sich in den Plebs die Verzweiflung breitmachte. Jede Menge Spitzenleute vom Corps tauchten als Gastredner in der Kirche auf. Sie dankten dem Allmächtigen, dass er die Welt mit CO 2-Ausstößen und Giftstoffen gesegnet hatte, richteten den Blick gen Himmel, als wenn das Benzin von oben käme, und sahen dabei höllisch gottgefällig aus.
»Höllisch gottgefällig«, sagt Zeb. »Der Begriff hat mir schon immer gefallen. Meine bescheidene Meinung geht dahin, dass gottgefällig und höllisch zwei Seiten einer Medaille sind.«
»Bescheidene Meinung?«, sagt Toby. »Seit wann gibt’s die?«
»Seit ich dich kenne«, sagt Zeb. »Ich brauch nur einen Blick auf deinen hübschen Arsch zu werfen, ein Wunder der Schöpfung, und mir wird klar, dass ich nichts dagegen bin. Als Nächstes bringst du mich noch dazu, mit der Zunge den Boden zu schrubben. Gib mir auch mal ne Chance, sonst werd ich am Ende noch schüchtern.«
»Okay, eine bescheidene Meinung will ich dir mal gönnen«, sagt Toby. »Erzähl weiter.«
»Darf ich dein Schlüsselbein küssen?«
»Gleich«, sagt Toby. »Sobald du zum Punkt gekommen bist.« Mit Flirten hat sie wenig Erfahrung, aber es macht ihr Spaß.
»Zum Punkt? Willst du, dass ich’s dir demonstriere?«
»Wird verschoben. Du kannst jetzt nicht aufhören«, sagt Toby.
»Okay, abgemacht.«
Hochwürden hatte sich eine Theologie zurechtgezimmert, um möglichst effektiv die Kohle einzustreichen. Natürlich hatte er das Ganze auf der Bibel begründet. Matthäus 16,18: »Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will ich bauen meine Gemeinde.«
»Es ist keine höhere Mathematik, hat Hochwürden immer gesagt, dahinterzukommen, dass Petrus das lateinische Wort für Stein ist und dass sich die wirkliche und wahre Bedeutung von ›Peter‹ auf ›Petroleum‹ bezieht oder dass Öl aus dem Stein kommt. ›Also ist dieser Vers, liebe Freunde, nicht nur ein Vers über den heiligen Petrus: Er ist eine Weissagung, eine Vision des Ölzeitalters, und der Beweis, liebe Freunde, steht direkt vor euch, denn seht! Was ist uns heute mehr wert als Öl?‹ Man muss es dem ranzigen alten Knacker echt lassen.«
»Das hat er wirklich gepredigt?«, fragt Toby. Soll sie jetzt lachen oder nicht? Zebs
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