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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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Luftlöcher. Toby und Zeb stellen ihn in die Ecke des Gartens, legen Steine um ihn herum zum zusätzlichen Schutz und zur Stabilität, fügen ein paar vertikale Spanholzbretter hinzu und heben sie mithilfe von kleineren Steinen über den Rand des Kühlers. Es ist nur eine grobe Annäherung an ein Bienenhaus, aber fürs Erste muss es genügen, vielleicht auch für länger. Falls sich die Bienen hier niederlassen, wären sie sehr verärgert, wenn sie sie später wieder umziehen würde.
    Aus einem Kissenbezug bastelt Toby ein Fangnetz, und sie marschieren zurück in den Wald, um die Bienen einzusammeln. Mit einem langen Stock schabt sie sie rasch hinein. Sanft landet das Kernstück im Netz. Innerhalb der dichtesten Stelle sitzt wie ein Magnet die Königin: Genau wie das Herz im menschlichen Körper ist sie unsichtbar.
    Sie tragen den laut summenden Kissenbezug zurück in den Garten; eine lose Wolke von Bienen folgt ihnen nach. Toby schiebt die Bienenkugel vorsichtig in den Kühler, wartet, bis alle Nachzügler ihren Weg aus dem Kissenbezug gefunden haben, wartet noch etwas länger, während die Bienen ihr neues Zuhause erkunden.
    Jedes Mal, wenn sie mit Bienen arbeitet, erlebt Toby einen Adrenalinstoß. Es könnte ja auch schiefgehen; sie könnte eines Tages falsch riechen, und schon stünde sie inmitten einer wütenden und stechwütigen Horde. Manchmal hat sie das Gefühl, in Bienen baden zu können wie in einem Schaumbad, aber das ist die Euphorie der Imkerei, ähnlich wie ein Höhen- oder Tiefenrausch. In Wirklichkeit wäre so etwas äußerst unklug.
    Als sich der Schwarm niedergelassen hat, schließt sie den Deckel des Kühlers und bedeckt ihn mit einer Handvoll Steinen. Es dauert nicht lange, und die Bienen fliegen durch das Einflugloch ein und aus und suchen im blühenden Garten nach Blütenstaub.
    »Danke«, sagt sie zu Zeb; und er sagt: »Nichts zu danken«, als wäre er ein Schülerlotse und nicht ihr Liebhaber. Aber sie ruft sich ins Gedächtnis, dass es helllichter Tag ist; tagsüber ist er immer etwas kurz angebunden; er trottet davon und verschwindet hinter dem Lehmhaus; alles erledigt.
    Sie bedeckt ihren Kopf. »Möget ihr hier glücklich sein, o ihr Bienen«, sagt sie zu dem Styroporkühler. »Als eure neue Eva Sechs verspreche ich, euch möglichst jeden Tag zu besuchen und immer zu berichten, was es Neues gibt.«
    »O Toby, können wir wieder was schreiben? Mit den Strichen, auf dem Papier?« Es ist ihr Schatten, der kleine Blackbeard. Er ist von außen über den Gartenzaun geklettert, hängt jetzt mit dem Oberkörper über dem Zaun und hat das Kinn auf die Unterarme gestützt. Wie lange beobachtet er sie schon?
    »Ja«, sagt sie. »Vielleicht morgen, wenn du früh hier bist.«
    »Was ist in dem Kasten? Was sind das für Steine? Was machst du da, o Toby?«
    »Ich helfe den Bienen, ein Zuhause zu finden«, sagt Toby.
    »Wohnen sie in dem Kasten? Warum willst du das?«
    Weil ich ihnen ihren Honig klauen will, denkt Toby. »Weil sie dort sicher sind«, sagt sie.
    »Hast du mit den Bienen gesprochen, o Toby? Ich habe dich sprechen hören. Oder hast du mit Crake gesprochen, wie Schneemensch-Jimmy?«
    »Ich habe mit den Bienen gesprochen«, sagt Toby. Ein Strahlen zieht sich über Blackbeards Gesicht.
    »Ich wusste gar nicht, dass du das kannst«, sagt er. »Du sprichst mit den Kindern der Oryx? Genau wie wir? Aber du kannst nicht singen!«
    »Ihr singt für die Tiere?«, fragt Toby. »Mögen sie eure Musik?«
    Die Frage scheint ihn durcheinanderzubringen. »Musik?«, fragt er. »Was ist Musik ?« Und schon hat er sich hinter dem Zaun zu Boden fallen lassen und ist zu den anderen Kindern gelaufen.
    Wenn man ohne unter Bienen zu sein nach Bienen riecht, kann es passieren, dass man andere unliebsame Insekten anzieht: Schon wollen ein paar grüne Fliegen auf ihr landen und ein paar interessierte Wespen. Toby geht zur Pumpe, um sich die Hände zu waschen. Während sie schrubbt, kommen Ren und Lotis Blue auf sie zu, sie haben schon nach ihr gesucht.
    »Wir müssen mit dir reden«, sagt Ren. »Es ist wegen Amanda. Wir machen uns total Sorgen.«
    »Versucht sie irgendwie zu beschäftigen«, sagt Toby. »Ich bin sicher, dass sie bald wieder die Alte ist. Sie steht immer noch unter Schock, solche Dinge brauchen Zeit. Denkt dran, wie es euch am Anfang ging. Ich werde ihr noch etwas Pilzelixier geben, damit sie Kraft aufbauen kann.«
    »Nein, du verstehst nicht«, sagt Ren. »Sie ist schwanger.«
    Toby trocknet sich die

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