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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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auf den Türgriff.
    »Will, deine Geldbörse.«
    »Schnall dich an!«
    Ich balle die Hände zu Fäusten und sprinte zu meiner Seite des Autos. Die Kellnerin kommt die erste Stufe herunter. Mein Blick fällt auf sie, und sie wedelt mit schwarzem Kunstleder in der Luft. Mein Herz hämmert, denn zwischen ihr und mir liegen fünfzehn Meter, und in fünfzehn Metern kann viel passieren. Einer der Alten taucht hinter der Bedienung auf und starrt zu uns herüber. Er zeigt mit dem Finger auf uns und sagt etwas, aber ich warte nicht ab, um zu hören, was es ist. Ich steige in den Wagen und lasse den Motor an und sehe, wie sich das Gesicht der Kellnerin verändert, als sie bemerkt, was für ein Auto ich fahre.
    »Will!«
    »Vergiss es!«, schreie ich über das Kreischen von Rädern auf losem Schotter.
    Zoe sagt noch etwas, aber ich ignoriere sie, bis sich die Straße wieder der unendlichen Weite des Nichts öffnet.

ZOE
    ICH VERSCHRÄNKE DIE ARME vor der Brust und starre ihn finster an.
    »Schrei mich nicht an!«
    »Sei still, Zoe!«
    »Werd ich nicht! Ich werd jetzt eben nicht mehr länger still sein! Was ist los mit dir?«
    »Vergiss es, Zoe!« Seine Finger tanzen mit unkontrollierbarer Geschwindigkeit über das Lenkrad.
    »Nein! Sag mir, was los ist!«
    »Alle anderen dürfen dich herumschubsen, und du schluckst es, aber du suchst dir gerade diesen Moment aus, um dich wie ’ne nervige Schl… dich wie ’ne Zicke aufzuführen?«
    Ein Loch öffnet sich in meiner Brust, und sämtliche Luft im Auto wird hindurchgesaugt.
    Ich weiß, was er eigentlich sagen wollte. »Fick dich, Will!«
    Er wendet die Augen lange genug von der Straße ab, dass er meine Hand sieht, kurz bevor sie sein Gesicht trifft. Ich atme in kurzen, abgehackten Stößen. Ich stehe unter Schock, Schock, dass ich ihn gerade geschlagen habe. Schock, dass er mich beschimpft hat. Er hat mich noch nie beschimpft. Und ich ihn bisher auch nicht.
    Ich habe noch nie jemanden geschlagen.
    Die Wut ist überwältigend und unbezähmbar, und sie brodelt durch meine Adern wie Gift, bis ich keinerlei Kontrolle mehr über meine zitternden Gliedmaßen habe. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Tränen, die über ein Gesicht strömen, von dem ich weiß, dass es vor Schmerz völlig verzerrt ist. Es gibt hier keinen Raum zu atmen. Es fühlt sich an, als hätte ich große Gesteinsbrocken geschluckt, die nun nicht durch meine Kehle passen.
    Alles geht so schnell. Wir fliegen, und ich bin erfüllt von diesem Brennen und dem Verlangen, ihn noch mehr zu verletzen und mich und überhaupt noch mehr zu unternehmen, um ihn ebenso wütend zu machen, wie ich es gerade bin. Ich kurble das Fenster herunter. Greif mir die Tüte mit dem gestohlenen Geld vom Boden, Geld, das nicht uns gehört. Wills Gesicht dreht sich in Zeitlupe zu mir. Ich schleudere die Tüte mit meiner ganzen Kraft nach draußen, raus zwischen Felsen, Steine und Dreck. Der Wagen schert aus, und Will flucht.
    Augenblicklich bereue ich, was ich getan habe, habe aber zu große Angst, es ihm zu sagen.
    Er nimmt es gelassen. Ich verstehe nicht, wie er es so gelassen nehmen kann. Seine Augen starren geradeaus, seine Zähne sind zusammengepresst, seine Hände kneten das Lenkrad. Ich befürchte, dass er mich schlagen wird, erwarte es, verdiene es, will es, aber er hat sich unter Kontrolle, und ich zergehe auf meiner Seite des Autos vor Zorn und Kummer und Selbstmitleid.
    »Das brauchen wir«, ist alles, was er sagt.
    Warum fährt er dann einfach weiter? Warum hält er nicht, warum dreht er nicht um? Wir können die Tüte suchen, die Scheine aufsammeln, die herausgefallen sind.
    Die Anspannung zwischen uns zischt und faucht wie eine wütende Schlange, aber er sieht mich nicht an. Nur auf die Straße. Die Straße und den Tacho, während die Nadel weit über neunzig klettert. Er denkt nach, das weiß ich, und ich will unbedingt wissen, worüber er nachdenkt. Ich will verstehen, was gerade zwischen uns passiert ist, was im Restaurant passiert ist. Warum er nicht anhält, um das Geld zu holen. Aber er verhält sich, als wäre ich überhaupt nicht da, und so vergrabe ich den Kopf in den Armen und lasse meiner Verzweiflung freien Lauf. Ich schreie. Dann beginne ich zu weinen.
    Seine Hand ist in meinem Haar, umfasst sanft meinen Kopf.
    »Zoe.«
    Ich bin nicht in der Lage, ihm irgendwie zu antworten. Meine Tränen gleichen dem Missouri nach einer heftigen Schneeschmelze. Sie ersticken jedes Wort und schnüren meine Lungen ab. Der Wagen wird

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