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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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Minute im Türrahmen und sehe ihr zu, wie sie den Gang zu den Toiletten entlangläuft. Ich fahre mir mit der Hand durchs Haar, betrachte ihre Figur in der Jeans und dem Hemd. Meine Hände passen wie angegossen auf die Rundung über ihren Hüften. Am liebsten würde ich ihr nachlaufen und sie berühren, jetzt sofort. Ihr wieder versichern, dass alles okay wird, aber stattdessen gehe ich zum Tresen und schwing mich auf einen der Hocker. Wir stehen das durch. Wir sind müde. Es ist an der Zeit, dass wir nach Vegas kommen.
    »Guten Morgen, Fremder. Kaffee?«
    Die Bedienung ist einer dieser aufgekratzten Menschen, die den Morgen lieben. Ich reibe mir mit der Hand übers Gesicht und nicke. Sie schnippt einen Becher zu mir rüber und gießt ein, dann schiebt sie mir ein Milchkännchen zu. Ich beachte das Kännchen nicht und nehme einen Schluck, genieße es, wie die schwarze Flüssigkeit heiß und bitter meine Kehle hinab brennt.
    Zwei Alte sitzen am Tresen. Wahrscheinlich Stammgäste, denn die Kellnerin plaudert ein bisschen mit ihnen, bevor sie zurückkommt und mir eine Speisekarte gibt. In einer Ecke über der Theke laufen die Morgennachrichten auf einem Flachbildschirm. Das passt nicht zusammen – dieser glänzende, schwarze Fernseher mit der Holzverkleidung im Hintergrund und all den alten Menschen in karierten Hemden und mit hochgekrempelten Ärmeln.
    Ich schüttle den Kopf und frage mich, ob sonst noch jemand auf der Damentoilette ist. Ich will Zoe dort mit mir einsperren, sie halten, bis sie jeden vergisst, der ihr jemals etwas Böses angetan hat.
    Die Alten am anderen Ende des Tresens lachen über etwas, das die Kellnerin gesagt hat. Ich schlage die Karte auf und schließe sie wieder. An Orten wie diesem gibt es Pfannkuchen, Eier und Speck, vielleicht gute Brötchen und Bratensoße. Fragt man nach etwas anderem, bekommt man einen Blick von der Bedienung, der einem sagt: Du bist hier am falschen Ort, Kleiner.
    Der Wetterbericht ist vorbei, und die Nachrichtensprecher kommen jetzt zu den Lokalnachrichten. Ich fummle an der Ecke der Speisekarte herum und schaue wieder zu den Toiletten. Ich will Zoe sehen, wenn sie herauskommt. Ich will, dass sie weiß, dass ich hier warte, nur auf sie. Ich will sehen, wie sie auf mich zugeht, und sie anlächeln, damit sie zurücklächelt. Nur diesmal ein echtes Lächeln. Aber sie kommt noch nicht.
    Die Alten schütteln jetzt über ihren Tellern die Köpfe. Ich schaue zum Fernseher und erstarre. Dieses Gesicht – das in dem rechteckigen Kasten über dem Kopf des Nachrichtentyps. Ich kenne dieses Gesicht. Das ist das Gesicht des Mannes, der Zoe gestern Abend angegrabscht hat.
    Mein erster Instinkt ist, die Bedienung zu bitten, den Fernseher lauter zu drehen. Die Alten zu fragen, was passiert ist. Aber es ist auf dem Bildschirm zu lesen, und ich habe das Gefühl, mich übergeben zu müssen.
    Die Kellnerin steht mit einem Notizblock vor mir.
    »Schon was gefunden?«
    »Nein. Nein, ich warte auf jemanden.«
    Ich nuschle die Worte, spähe um die Kellnerin herum zu der Videoeinspielung. Der Film ist schwarz-weiß und unscharf, aber man kann sehen, was passiert. Man sieht ein dunkelhaariges Mädchen, kleiner und dünner als der Kassierer, mit ausdruckslosen Augen. Man sieht einen Kerl, der mit etwas in der Faust den Gang herunterkommt. Ich höre das Geräusch, auch wenn das Video es nicht abspielt. Es ist entsetzlich. Entsetzlicher als zu dem Zeitpunkt, als ich es mit eigenen Ohren gehört habe.
    Die Alten, die Bedienung. Sie glotzen auf das Video, die Gabeln der Alten mitten in der Bewegung zum Mund erstarrt, die Hand der Kellnerin ist auf die Hüfte gestützt.
    Dann werden Informationen über das Auto bekanntgegeben.
    Ich weiß, es muss mehr als einen schwarzen Camaro älteren Jahrgangs auf der Straße geben, aber plötzlich taste ich nach meinem Geldbeutel, ziehe eine Banknote heraus und lege ihn hin. In diesem Augenblick kommt Zoe, ich sehe sie aus den Augenwinkeln. Ich fluche, schleudere das Geld auf den Tresen und falle vom Hocker. Mit drei Schritten bin ich bei Zoe, packe sie am Ellbogen und zerre sie zur Ladentür.
    Sie protestiert, aber ich sehe weder sie an noch irgendjemand sonst im Restaurant. Gehe einfach stur geradeaus. Zum Auto, mache Zoe die Tür auf, schließe sie.
    Die Bedienung kommt raus und ruft von der Veranda: »Hey, du hast deinen Geldbeutel vergessen!«
    Zoe sieht mich an, als hätte sie nicht die geringste Ahnung, was zum Teufel hier los ist, und legt ihre Finger

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