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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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hintertreiben.
     Gut. Ich werde Sie lehren zu opponieren! Da Sie gerade nackt sind, wollen wir die Gelegenheit nutzen.«
    »Nein, nicht!« sagt Audrey mit angstgeweiteten Augen und kauert sich zusammen.
    Helsingforth bückt sich und packt Audrey mit einer schnellen, unglaublich brutalen Bewegung am Fuß, dreht sie auf den Bauch,
     zerrt sie über die Felldecke zu sich heran, klemmt sich ihre Beine zwischen die Stiefel und versetzt ihr eiskalt und mit einer
     Kraft, die mir angst macht, drei Peitschenhiebe auf das Gesäß. Es zeigen sich drei rote Streifen. Audrey hat nur ein |220| einziges Mal aufgeschrien, sie schluchzt auch nicht, sondern wimmert nur leise, als hätte sie Angst, zuviel Lärm zu machen.
    Helsingforth packt sie am Arm, stößt sie vom Diwan und setzt sich mit gespreizten Beinen hin.
    »Stiefel!« sagt sie.
    Nackt und schniefend erhebt sich Audrey, um sie ihr auszuziehen. Das ist nicht so einfach. Sie hat nicht genügend Kraft und
     zittert an allen Gliedern. Aber gleichzeitig überschlägt sie sich vor Eifer und Unterwürfigkeit, als ob ihr diese sklavische
     Aufgabe gefiele.
    »Martinelli«, sagt Helsingforth, während sie mir ihr Jupiterprofil zuwendet und mich mit ihren schwarzen Augen fixiert, »da
     sitzen Sie ja schön in der Patsche.«
    »Ich?«
    »Sie haben Audrey gehört: Sie beschuldigt Sie der Vergewaltigung.«
    Ich zwinge mich zur Ruhe und sage: »Sie wissen doch genau, daß das nicht stimmt.«
    »Es stimmt nicht, soweit es meine Beziehungen zu Audrey betrifft. Aber es muß nicht gelogen sein, soweit es meine Beziehungen
     zu Ihnen betrifft.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Pullover!« sagt Helsingforth zu Audrey und fügt drohend hinzu: »Lassen Sie das Gewimmer! Es geht mir auf die Nerven.«
    Audrey schweigt.
    »Martinelli«, sagt Helsingforth, als ihr Kopf aus dem Pullover auftaucht. »Sie haben die Situation noch nicht richtig erfaßt.
     Wahrheit ist hier, was ich zur Wahrheit erkläre. Denken Sie darüber nach. Wenn ich mich dafür entscheide, Audreys Aussagen
     zu bestätigen, welches Gericht wird Sie dann freisprechen!«
    »Aber das wäre eine falsche Zeugenaussage!«
    »Na und?« fragt sie und runzelt die Stirn.
    Ich schweige. Ist das eine Drohung, die ich ernst zu nehmen habe? Oder nur beiläufig ein kleiner sadistischer Scherz?
    In diesem Augenblick bricht Audrey, offenbar von der Vorstellung entzückt, mich verurteilt zu sehen, in einen kleinen spitzen
     Schrei aus. Sie beugt den Kopf und drückt Helsingforth einen zärtlichen Kuß auf den Unterarm. Helsingforth weicht |221| sofort zurück, setzt ihren großen Fuß auf die nackte Brust des Mädchens und stößt sie von sich. Audrey fliegt längelang auf
     den Boden, richtet sich aber gleich wieder auf, ohne daß ihr Gesicht auch nur eine Spur von Zorn oder Kränkung verrät.
    »Sie sind verrückt«, sagt Helsingforth verächtlich. »Lassen Sie Ihre Sabbeleien und behalten Sie Ihre Zärtlichkeiten für sich.
     Ich will so was nicht, das habe ich Ihnen schon gesagt.« Während sie sich ihres Büstenhalters entledigt, fügt sie schroff
     hinzu: »Hosen.«
    In diesem Augenblick drehe ich mich um und betrachte das Feuer im Kamin. Audrey muß gezögert haben, denn Helsingforth wiederholt
     den Befehl voller Ungeduld. Inzwischen müssen sie beim Slip angelangt sein, denn ich höre Helsingforth sarkastisch sagen:
     »Vorsichtig, Sie brauchen ihn nicht zu zerreißen! Niemand wird glauben, daß man mich vergewaltigen wollte!«
    Schweigen. Der Boden knarrt. Ich nehme an, daß Helsingforth sich erhebt.
    »Ich gehe jetzt schwimmen«, sagt sie hochtrabend, als handelte es sich um eine wichtige Handlung, von der das Universum in
     Kenntnis gesetzt werden müßte. »Audrey, Sie geben Martinelli die Stoppuhr. Sie selbst ziehen sich an und machen mir Tee.«
    Audrey übergibt mir die Stoppuhr nicht eigenhändig, sondern legt sie mit giftigem Blick auf den Tisch.
    Als ich die Schwimmhalle betrete, winkt mich Helsingforth, die aufrecht, nackt und monumental am Beckenrand steht, an ihre
     rechte Seite. Ich muß gestehen, daß ich den Verdacht schöpfe, sie sei einäugig, denn ihre linke Wange bleibt ständig unter
     der Fülle ihres auf diese Seite gekämmten schwarzen Haars verborgen. Aber nein, gerade in diesem Augenblick gewahre ich ihr
     linkes Auge, schwarz, funkelnd und kaum freundlicher als das rechte.
    Auf mein Zeichen springt sie ins Wasser, ich drücke auf die Stoppuhr und sehe mir diese Frau an. Sie ist eine imponierende
     Sportlerin.

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