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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Helsingforth anzurufen.«
    »Nicht einmal Barrow?«
    »Nicht einmal Barrow. Beruhigen Sie sich, Doktor«, fügt sie hinzu und sieht mich mit lachenden Augen an, »Helsingforth wird
     uns nicht stören mitten in der Nacht.«
    Sie sagt »uns« ohne die geringste Verlegenheit. Eher bin ich verlegen.
    »Was bedeutet ihr Dienstgrad?« frage ich, während ich mich auf das Bett setze und mich an die Bretterwand lehne. »Stehen die
     Milizionärinnen von Blueville unter Ihrem Kommando?«
    »Ja. Seit kurzem.«
    »Wieso sind Sie dann mit der Versorgung von Helsingforth beauftragt?«
    »Ich war es schon als einfache Milizionärin. Und als ich zum Leutnant befördert wurde, erhielt ich den Auftrag, diese Aufgabe
     freiwillig fortzuführen.«
    »Einen Auftrag? Von wem? Von Helsingforth?«
    Sie lächelt.
    »Die Miliz untersteht nicht Helsingforth. Die von mir befehligte Abteilung wurde vom Bundesstaat Vermont nach Blueville entsandt.
     Meine Vorgesetzten sind in Montpelier.«
    »Und die haben Ihnen Order gegeben, Helsingforth weiterhin mit Proviant zu versorgen?«
    »Nein«, sagt sie und sieht mir in die Augen. »Das
Wir

    Ich bin sprachlos. Jetzt sehe ich sie unverwandt an und schweige. Das ist ein Fehler, wie ich zu spät bemerke. Ich hätte sie
     fragen sollen, was das
Wir
ist. Mein Schweigen verrät mich.
    Sie lacht, holt sich einen Stuhl und setzt sich rittlings mir gegenüber, ihre Arme auf die Lehne gestützt.
    »Hören Sie zu, Doktor«, sagt sie. »Bevor Sie anfangen, mich mit naiver Miene zu fragen, was das
Wir
ist, will ich Ihnen erzählen, wie ich vom
Wir
angeworben wurde. Und vorher will ich Ihnen, wenn Sie es hören wollen, sagen, wer ich bin. Ich hatte gerade mein Soziologiediplom
     gemacht, als die Epidemie ausbrach. Verständlicherweise brauchte man keine Soziologen mehr. Und glauben Sie mir, ich war damals
     sehr froh, in die |240| Miliz eintreten zu können. Mein Diplom hat mir dort natürlich nichts genützt, doch ich habe viel Sport getrieben, ich bin
     ein guter Schütze und war
lib

    »Sie waren
lib

    »Ich bin es noch, Doktor. Genauer gesagt, ich bin zu 90 Prozent mit LIB einverstanden, nur mit dem Rest nicht.«
    »Und worin bestehen die restlichen zehn Prozent?«
    »Aber Doktor, ich will Ihnen doch keinen Vortrag halten«, sagt sie lachend.
    Ich erwidere ihr Lachen.
    »Sind Sie nicht Soziologin?«
    »Also gut, ich finde eben, daß man wissen muß, wer der Feind ist. Der Mann ist kein Feind – auch wenn er der Frau gegenüber
     oft eine negative Rolle spielt. Man darf nicht den Schauspieler, der seine Rolle spielt, mit dem Autor verwechseln, der das
     Drehbuch geschrieben hat.«
    »Und wer hat das Drehbuch geschrieben?«
    »Die uns hinterlassene frauenfeindliche Kultur.«
    »Bedford würde Ihnen entgegenhalten, daß der Mann diese Kultur begründet hat.«
    »Oh, Doktor, das ist lange her! Man wird den Mann doch nicht für eine zweite Erbsünde bestrafen wollen. Im übrigen, ich mag
     die Männer recht gern.«
    Bei diesen Worten sieht sie mich mit ihren grauen Augen so direkt und offen an, daß ich einen leichten Schauer meinen Rücken
     herunterrieseln fühle.
    »Sie sind nicht sehr orthodox«, sage ich, um das Gespräch fortzusetzen und meine Bewegung zu verbergen.
    »Sie werden erstaunt sein«, sagt sie. »Es gibt sogar Tage, an denen ich mich frage, ob sich die Frau wirklich durch die Arbeit
     befreit.«
    »O doch, das ist der Fall.«
    »Ja, aber vor allem für die Intellektuellen von LIB. Das sind Anwälte, Ärztinnen, Journalistinnen. Kurzum, eine Elite. Aber
     finden Sie, daß es für eine Fabrikarbeiterin sehr ›befreiend‹ ist, am Fließband zu arbeiten, mit einer Vorarbeiterin im Rücken?
     Oder auch für eine Milizionärin?«
    »Sie sind von Ihrem Job wohl nicht sehr angetan, Leutnant?«
    »Er kotzt mich an. Ich habe gestern in
New Era
gelesen, das Waffenhandwerk sei eine der edelsten und wichtigsten Errungenschaften |241| der Frau! Also offen gesagt, diese Errungenschaft hätte ich gern den Männern überlassen. Man verblödet ja als Milizionärin!
     Routine, Routine und nochmals Routine! Von den Gefahren gar nicht zu sprechen.«
    »Gefahren?«
    »Es kommt vor, daß wir angefallen werden«, sagt sie kurz.
    »Wann?«
    »Während der Patrouillen. Aber niemals im Lager, bisher jedenfalls.«
    »Und wer greift Sie an?«
    »Wir haben zwei Arten von Feinden: die Plündererbanden und die Guerillas der Anti-Bedford-Bewegung.«
    Ich mache große Augen.
    »Es gibt eine

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