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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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verheerende Wirkung. Sie
     war niedergeschmettert von Castros Stimme und der von ihr ausstrahlenden Supermännlichkeit, |165| obendrein entsetzte sie die Anspielung auf ihr Geschlecht und das höhnische Gelächter, mit dem diese Versammlung der Phallokraten
     darauf reagierte. Also stimmte sie dem Plan des Pentagon zu, Kuba zu bombardieren, »um es zu ernsthaften Verhandlungen zu
     bewegen«.
    Vergeblich führte ich ihr die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens vor Augen, sagt Anita. Letzten Endes sei Guantánamo kubanisch,
     und wir hätten uns auch nach der Wiederbesetzung Taiwans durch China nicht gerührt. Man werde uns erneut vorwerfen, die großen
     Länder rücksichtsvoll zu behandeln und über die kleinen herzufallen. Aber nachdem Bedford die Stimmen Castros und der Kubaner
     gehört hatte, wurde sie zum Opfer einer antimännlichen Hysterie, die ich nicht mehr unter Kontrolle zu halten vermochte. Sie
     überging meine Ratschläge mit allen Konsequenzen, die ich leider vorausgesehen hatte. Die US-Luftwaffe verlor die Hälfte ihrer
     Piloten, Havanna wurde eine Märtyrerstadt, Fidel Castro ein Held, und die ganze Welt protestierte. Lediglich England bildete
     eine Ausnahme, weil es große Befürchtungen hatte, der Präzedenzfall Guantánamo könnte Spanien ermutigen, sich Gibraltar zurückzuholen,
     was Spanien dann übrigens auch tat, ohne daß ein Schuß fiel.
    Der energischste Protest gegen die Bombardierung Havannas kam von Defromont. Obwohl eingefleischter Antikommunist, hegte er
     doch Sympathien für Fidel Castro: Unter der marxistischen Schale hatte er einen Bruder lateinischer Abstammung erkannt, der
     von den Angelsachsen verfolgt wurde wie einst Jeanne d’Arc von den Engländern und de Gaulle von den Amerikanern. Darüber hinaus
     hatte sich Defromont eine gewisse Ursprünglichkeit der Empfindung bewahrt, er redete gern und hatte die entsprechende Begabung.
     Im Unterschied zu den amerikanischen Präsidenten, die im allgemeinen auf einen Gehirn-Trust zurückgreifen, um ihre Reden ausarbeiten
     zu lassen, haben die französischen Präsidenten auf diesem Gebiet ihre Stärke: sie sind vollgepfropft mit Bildung und bersten
     vor Beredsamkeit. Defromont schrieb seine Reden mit der Feder, lernte sie auswendig und trug sie mit unvergleichlicher Würde
     vor, unter zuckenden Blitzen wie Moses auf dem Berge Sinai. Sein hohes Alter hatte ihm nichts von seiner Bissigkeit genommen,
     und er hielt gegen Bedford eine vernichtende Rede, die ausführlich in der Weltpresse zitiert wurde, auch in den Zeitungen, |166| die Bedauern darüber heuchelten. Wenn ein amerikanischer Präsident auf dem internationalen Schauplatz einen Rüffel einsteckt,
     ist die Schadenfreude unter seinen engsten Alliierten bekanntlich am größten.
    Aber alles in allem ist eine Rede nichts weiter als eine Rede, und die Affäre hätte nichts weiter als einen unerfreulichen
     diplomatischen Notenwechsel nach sich gezogen, wenn nicht jemand im Pentagon eine erstaunliche Initiative ergriffen hätte.
     Zur Entschuldigung der Pentagon-Generäle muß gesagt werden, daß sie seit Ausbruch der Epidemie in Verzweiflung und Frustration
     lebten. Sie verfügten über das perfektionierteste Kriegsmaterial, doch würden sie bald niemand mehr haben, um es bedienen
     zu lassen. Der Bestand der drei Waffengattungen schmolz von Tag zu Tag mehr dahin, und die Generäle selbst starben doppelt
     so schnell wie die Zivilisten – vielleicht war ihre Spermatogenese reger, weil sie weniger zu tun hatten, mutmaßte Anita.
    Eine Tatsache steht auf jeden Fall fest, ohne Zustimmung und ohne Wissen der Präsidentin, der Staatssekretärin für Verteidigung
     und der drei Generalstabschefs des Pentagon organisierte ein Luftwaffengeneral einen Miniüberfall von drei Flugzeugen auf
     Havanna, bei dem die französische Botschaft von einer Laserbombe zerstört wurde und der Botschafter ums Leben kam.
    Defromont schleuderte von Frankreich aus Blitz und Donner. Er hielt eine zweite flammende Rede gegen die USA, in der er von
     »barbarischem Attentat«, »Kriegsverbrechen« und »vor sätzlichem Mord« sprach. Mit beachtlichem Geschick – oder weil er vielleicht gut informiert war – verzichtete er darauf, den zweiten
     Bombenangriff Bedford zur Last zu legen, und forderte lediglich Entschuldigungen, Schadenersatz und die Bestrafung der Schuldigen.
    Ich vertrat die Ansicht, man sollte dem wildgewordenen Greis Genugtuung verschaffen, sagt Anita. Die Besatzungen waren tot,
     denn

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