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Die Geschwister Oppermann - Wartesaal-Trilogie: [2]

Die Geschwister Oppermann - Wartesaal-Trilogie: [2]

Titel: Die Geschwister Oppermann - Wartesaal-Trilogie: [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feucht Wanger
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Zusammenarbeit hinzielten. Kam eine solche Transaktion zustande, dann war der Firma Oppermann das Odium des jüdischen Hauses genommen; auch wurden ihr gegenüber, war erst Wels beteiligt, gewisse behördliche Maßnahmen bestimmt sehr milde gehandhabt.
    Als die Oppermanns Heinrich Wels überflügelten, hatte das seinen persönlichen Ehrgeiz noch viel mehr getroffen als seine Profitgier. Er strahlte, als jetzt seine Werkstätten immer mehr Boden gewannen. Nun hatte er gar, nach ein paar mündlichen Tastversuchen Prokurist Briegers, ein sehr höfliches Schreiben der Firma Oppermann bekommen, man habe gehört, er habe der Firma gewisse Vorschläge zu machen, die auf eine noch angenehmere Verbindung hinzieltenals bisher. Die Firma sei daran sehr interessiert und bitte ihn, sich zu persönlicher Fühlungnahme am 16. November um elf Uhr im Chefkontor des Hauses in der Gertraudtenstraße einzufinden.
    Da saß also Heinrich Wels im Vorzimmer des Oppermannschen Kontors und wartete. Er war ein stattlicher Mann, offenes, hartes Gesicht, starke Falten in der breiten Stirn. Er war ein rechtlicher Mann, und er war für Genauigkeit. Wer war nun eigentlich an den andern herangetreten? Bei einer Sitzung des Verbands der Möbelfabrikanten hatte Prokurist Brieger ihm von den wachsenden Schwierigkeiten seines Hauses gesprochen. Brieger hatte ihm gewisse Fragen geradezu suggeriert. Es war nicht mehr recht zu entwirren, wer an wen herangetreten war. Wie immer, hier saß er mit einem Vorschlag, der für ihn nicht ungünstig war, aber wahrscheinlich noch viel vorteilhafter für den Partner.
    Die andern wollten das offenbar nicht wahrhaben. Er sah auf die Uhr. Er war Reserveoffizier gewesen, während des ganzen Krieges an der Front, hatte beim Militär Pünktlichkeit gelernt. Er war einige Minuten vor elf gekommen. Jetzt saß er da, und das hochnäsige Pack ließ ihn warten. Elf Uhr zehn. Sein hartes Gesicht verfinsterte sich. Wenn sie ihn weitere zehn Minuten warten lassen, dann haut er ab, dann sollen sie sich ihren Dreck alleine machen.
    Mit wem er wohl zu tun haben wird? Heinrich Wels ist kein Menschenkenner, aber er weiß genau, wo im Haus Oppermann die Leute sitzen, die für sein Projekt zu haben sind, und wo die Gegner. Gustav und Martin Oppermann sind von unerträglichem, echt jüdischem Hochmut, mit ihnen ist kaum auszukommen. Prokurist Brieger ist eine ganze Synagoge, aber mit ihm kann man reden. Wahrscheinlich werden sie fünf oder sechs Mann hoch dasitzen, vielleicht auch haben sie ihren Syndikus bestellt. Leicht machen werden sie es ihm bestimmt nicht, er wird allein gegen die fünf- oder sechsfache Überzahl zu kämpfen haben. Trotz alledem. Er wird es schon schaffen.
    Elf Uhr zwanzig. Fünf Minuten wartet er noch. Sie lassen ihn da sitzen, bis er anwächst. Fünf Minuten noch, dann betrachtet er seine Vorschläge als verjährt, und dann lecken Sie mich am Arsch, meine Herren.
    Elf Uhr fünfundzwanzig. Er kann jetzt die Nummer des »Möbelhändlers«, die auf dem Tisch liegt, auswendig. Die im Kontor scheinen ja mächtig lange zu beraten. Ist das ein gutes Zeichen? Sekretärin ist auch keine da, die er hinausschicken könnte. Es ist eine Affenschande. Aber er wird’s ihnen heimzahlen.
    Elf Uhr sechsundzwanzig. Man bittet ihn hinein.
    Martin Oppermann ist allein. Es wäre Herrn Wels plötzlich lieber, er hätte mit fünfen oder sechsen zu tun. Dieser Martin ist der schlimmste. Mit dem wird man am schwersten fertig.
    Martin Oppermann stand auf, als Herr Wels eintrat. »Ich bitte sehr um Entschuldigung«, sagte er höflich, »daß ich Sie warten ließ.« Eigentlich hatte er vor, noch höflicher zu sein und den Grund seiner Verspätung anzuführen. Aber das harte, große Gesicht des Wels stieß ihn ab wie immer, er unterließ es.
    »Leider ist heute Zeit das einzige«, erwiderte Herr Wels mit seiner düsteren, knarrenden Stimme, »worüber ein Geschäftsmann im Überfluß verfügen kann.«
    Ernsthaft und gesammelt aus seinen schläfrigen Augen schaute Martin Oppermann auf den groß dasitzenden Mann. Er bemühte sich, seine Stimme so artig wie möglich zu machen. »Ich habe Ihre Vorschläge lang und reiflich überlegt, verehrter Herr Wels«, sagte er. »Wir sind im Prinzip geneigt, diesen Vorschlägen näherzutreten, trotzdem wir viele Bedenken haben. Unsere Bilanzen sind besser als die Ihren, Herr Wels, aber ich sag es Ihnen offen, befriedigend sind sie nicht. Sie sind unbefriedigend.« Er sah Herrn Wels nicht an, er schaute

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