Die Gespenstergruft
wahrscheinlich zu dem werden sollen, was da vor uns liegt. Der Teufel hat es auf sie abgesehen gehabt und seine Freunde, die Satanisten, geschickt.«
»Aber die Grufties wollten nicht, nehme ich an.«
»So ist es.«
»Weißt du denn mehr über die Satanisten?«
»Leider nein. Ich nehme aber an, daß sie diesen Totengräber entführt haben.«
»Wer ist das?«
»Ein Gruftie.«
Sady hatte ihren Schock überwunden und kam auf uns zu. Sie zitterte trotzdem und schüttelte sich, als würden Kälteschauer über ihren Körper hinweggleiten.
»Glaubst du mir jetzt, Geisterjäger?« fragte sie.
Suko bewegte leicht seinen Kopf, als er hörte, daß diese Person mit einer weiblichen Stimme sprach. Man konnte sie beim ersten Blick wirklich nicht als Frau einstufen.
»Ja, ich glaube euch.«
»Mehr wollte ich nicht.« Sie strich über ihren Modeschmuck, als könnte er sie beruhigen. »Es war Zufall, daß ihr im richtigen Augenblick hier aufgetaucht seid. Wir hätten gegen die beiden keine Chance gehabt. Sie sind brutal, sie sind grausam, sie hätten uns geholt. Wie unseren Freund, den Totengräber. Jetzt glaube ich nicht mehr, daß er am Leben ist«, erklärte sie mit dumpfer Grabesstimme und starrte einfach ins Leere gegen ihre Fußspitzen.
Ich hob die Schultern. »Es ist nicht gut, was hier passiert ist. Ich hätte sie lieber lebend gehabt. Da hätte ich von ihnen erfahren können, was dahinter steckt. So ist die Spur wieder einmal abgeschnitten, ohne daß wir sie noch haben aufnehmen können.«
Sady war anderer Meinung. »Jetzt ist wenigstens etwas passiert, John. Die anderen müssen handeln. Du hast sie gezwungen und du auch, Suko.«
»Du kennst mich?«
»Ja, ihr gehört doch zusammen. War gut, euch mal im Einsatz zu erleben.«
Mein Freund grinste nur und ging dann weg. Er würde die Kollegen alarmieren, damit die Leichen oder deren Überreste abgeholt werden konnten. Ich dachte über den Besuch der Satanisten nach und fragte mich, was sie nach dieser Entführung der Grufties, die sicherlich bevorgestanden hatte, überhaupt gewollt hatten? Wo lagen ihre Ziele?
Welche Vorgaben hatte ihnen der Teufel gegeben? Wahrscheinlich hatten die Satanisten die Grufties umdrehen und in ihren Club aufnehmen wollen, denn sie gingen davon aus, daß Personen aus diesem Dunstkreis schon anfällig genug für teuflische Methoden und Spiele waren.
Es war eine vertrackte Lage. Ich hatte das Gefühl, Schwefeldämpfe einzuatmen. Das konnte auch Einbildung sein und auch am Wetter liegen, aber möglich war es schon.
Ich drehte mich um, weil Suko zurückkehrte. Sady war zu ihren Freunden gegangen. In der relativen Helligkeit des Tages wirkten die Mitglieder der Gruppe wie Theaterstatisten, die auf ihren Auftritt warteten.
»Die Leichen werden abgeholt«, erklärte mir mein Freund. »Ich aber frage dich, wie es weitergeht. Daß es nur zwei Satanisten geben soll, kann ich mir nicht vorstellen.«
»Es gibt da etwas, das du nicht weißt. Sady hat von einer Gespenster-Gruft gesprochen, die so etwas wie der Stützpunkt dieser Satanisten sein soll und gleichzeitig eine Insel, die vom Teufel regiert wird. Das hat sie mir gesagt. Sie weiß es von den Satanisten, denn die Grufties sollten in die Gespenster-Gruft gelockt werden, um dort dem echten Teufel zu dienen und sich ihm Untertan zu machen.«
»Wo liegt die Gruft?«
»Das weiß ich nicht.«
Suko blieb pragmatisch.
»Aber du hast schon an einen Friedhof gedacht, nehme ich an?«
»Natürlich.«
Er grinste, denn er hatte am Klang meiner Antwort erkannt, daß ich keine Lust hatte, sämtliche Friedhöfe in London und Umgebung abzusuchen.
Wir mußten eine andere Möglichkeit finden.
»Als was stufst du die Satanisten denn ein, wenn du dir noch einmal alles durch den Kopf gehen läßt?«
Ich versuchte, ein nachdenkliches Gesicht zu machen, um meine Verlegenheit zu verbergen. »Ich sprach mit Sady von irgendwelchen Zombies und überlege schon, ob das zutrifft.«
»Zumindest teilweise.«
»Wieso?«
»Sie haben nichts gesagt. Sie haben nur gehandelt.«
»Weil sie einen Auftrag hatten.«
Suko nickte. »Stimmt auch. Einigen wir uns auf ein Zwischending zwischen Mensch und Zombie. Ein Teufelsdiener, der der Hölle mit Haut und Haaren verfallen ist.«
Dagegen hatte ich nichts einzuwenden.
Sady kam wieder zu uns. Sie machte einen nervösen Eindruck, kein Wunder. Zudem war sie noch bleicher geworden als zuvor, schaute sich um, als wäre sie dabei, auf eine Horde von Satanisten zu warten.
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