Die Gespenstergruft
so machte auch er auf mich einen etwas unsicheren Eindruck.
»Wenn ihr mich fragt«, sagte ich, »dann würde ich euch raten, von hier zu verschwinden. Diese beiden, die wir erledigt haben, sind ja nicht allein. Es werden andere kommen und sich erkundigen, warum ihre Freunde verschwunden sind.«
Sady nickte. »Das habe ich auch schon gesagt.«
»Und wo wollt ihr hin?«
Sie schauten sich an. Eine Antwort wußte keiner von ihnen.
Schließlich hatte die schwarze Braut eine Idee. »Wir könnten, wenn wir uns nicht trennen wollen, dorthin gehen, wo der Totengräber gewohnt hat. Da werden die Satanisten bestimmt nicht auftauchen.«
Ich teilte den Optimismus nicht. »Seid ihr da so sicher?«
»Klar.«
»Sorry, ich nicht.«
Die Braut schob ihren Schleier zurück. »Haben Sie denn einen besseren Vorschlag, Mister?«
»Und ob. Geht nach Hause, dann…«
Sie widersprachen in der Gruppe. »Das auf keinen Fall. Wir wollen zusammenbleiben. Wir müssen es durchstehen.«
»Oder Schutzhaft?«
Auch mein letzter Versuch scheiterte. Keiner wollte in den Knast, auch nicht freiwillig. Sie brauchten ihre Freiheit, sie wollten nicht eingesperrt sein. Ich mußte dies akzeptieren, bat aber um die genaue Anschrift, was den Grufties Probleme bereitete, denn eine Straße oder eine Hausnummer waren nicht vorhanden.
So erfuhr ich nur die Lage. Wir konnten die Hütte oder Laube in einem Gartengebiet in den südlichen Themseauen finden. Die Grufties blieben dabei, obwohl ich es noch einmal versuchte. Sie ließen sich nicht überreden.
»Okay, dann viel Glück. Wenn etwas ist, ihr wißt ja, wo ihr uns finden könnt.«
»Sicher, Geisterjäger!« Sady lächelte mir zu. Sie nickte und drehte sich weg.
Ich traute ihnen nicht über den Weg. Nicht daß ich sie als gefährlich eingestuft hätte, nein, da war etwas anderes, das mich doch stutzig gemacht hatte.
Ihr Verhalten in den letzten Minuten hatte mir nicht gefallen. Mir lag kein Beweis vor, aber ich wurde den Eindruck nicht los, daß sie mehr wußten, als sie zugegeben hatten. Bestimmt würden sie uns noch über den Weg laufen.
Suko wartete im Wagen auf mich. Er lächelte wie jemand, der Erfolg gehabt hat.
»Und?« fragte ich beim Einsteigen.
»Der Mann heißt Harry Heister. Er lebt in Soho. Ich habe alles, was wir brauchen.«
»Wie schön, dann nichts wie hin.« Ich schlug die Wagentür zu und kam mir vor wie in einem Grill.
»Er scheint nicht im Haus zu sein.«
»Hast du angerufen?«
Suko nickte. Dabei machte er ein Gesicht, das mir nicht gefiel. Ich furchte die Stirn. »Denkst du daran, daß der gute Harry Besuch bekommen hat?«
»Ist ja nicht auszuschließen – oder?«
»Leider.« Ich schnallte mich an und startete. Noch ein Blick zurück, der Platz vor dem Gruftie-Home war leer. Die Gruppe hatte sich zurückgezogen.
Langsam rollte der Rover auf eine schmale Gasse zu. Die Luft kam mir dick wie Suppe vor, die erst durch die Kühlerschnauze des Fahrzeugs eine Lücke bekam.
Suko, der mich ziemlich gut kannte, fragte: »Dir gefällt der Fall nicht – oder?«
»Bingo, Alter. Ich denke, daß da noch einige Überraschungen auf uns zukommen werden…«
***
Die Kerzen brannten noch immer. Sady hatte die Tür geschlossen und war so weit vorgegangen, bis sie ihre vier Freunde gut sehen konnte. Sie alle dachten das gleiche, sagten aber nichts und überließen Sady, eine Frage zu stellen.
»Wißt ihr ebenso Bescheid wie ich?« Nicken.
»Dann wäre ich dafür, daß wir uns den Friedhof mal genauer anschauen. Vor allen Dingen die Gespenster-Gruft. Ich denke, wir sollten den Totengräber nicht im Stich lassen.«
»Und wenn die Satanisten kommen?« fragte die Braut.
Sady winkte ab. »Wann denn? Jetzt? Nein, die erscheinen in der Nacht. Am Tage haben sie uns noch nie besucht.«
»Die sind bestimmt in der Gruft«, sagte der Rasta-Gruftie.
Sady überlegte. »Dann warten wir eben so lange, bis sie die Gruft verlassen haben und tauchen anschließend selbst ein.« Sie schaute sich mit glänzenden Augen um. »Ist das ein Vorschlag, oder ist das keiner?«
Begeistert waren die Freunde nicht. Es widersprach auch keiner. Sie stimmten zu, und Sady war zufrieden.
Bevor sie ihr Home verließen, bliesen sie noch die Flammen aus. Ihre Gesichter waren noch ernster und trauriger als sonst. Ein jeder von ihnen wußte, daß der Gang auch in der Hölle enden konnte. Und die ließ nun mal keine Lebenden zurück…
***
Es hatte ziemlich lange gedauert, bis es Harry Heister gelungen war, das Lob
Weitere Kostenlose Bücher