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Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gezerrt. Und genau das konnte ihm sehr übelgenommen werden.
    Und zwar von den Satanisten selbst. Sie würden in Erfahrung bringen, wer die Aufnahmen geschossen hatte.
    Harry stieg aus der Dusche. Er kam sich vor, als hätte er überhaupt nicht geduscht. Kalt rann der Schauer an seinem Rücken entlang. Das Bad erinnerte ihn plötzlich an ein Gefängnis. Sehr schnell trocknete er sich ab. In der schwülen, feuchten Luft kam er sich vor wie in einer Sauna, in die der Teufel seinen heißen Atem hineingeblasen hatte, um ihm noch mehr Angst zu machen.
    Er flüchtete aus dem Raum in das kleine Schlafzimmer, wo das Fenster nach offenstand und sich die schwüle Luft wie eine dicke Wand hineindrückte.
    Er stöhnte auf. Schwer ließ sich Harry auf das Bett fallen. Dann preßte er seine Hände gegen das Gesicht und dachte darüber nach, wie es weitergehen sollte.
    Harry Heister gehörte zu den Menschen, die immer scharf auf heiße Reportagen waren. Angst hatte er früher nicht gekannt, aber jetzt war alles anders geworden. Sie hatte ihn erwischt wie ein vergifteter Stachel, und er sah sich zudem nicht mehr in der Lage, ein Gegengift zu finden.
    Die Furcht steckte in ihm!
    Er zog sich an. Das bunte Hemd, die leichte Leinenhose, die schon zerknittert war, aber das gehörte dazu. Durst hatte er bekommen. In der winzigen Küche kochte er sich einen Kaffee. Das Getränk rann heiß durch seine Kehle. Er fühlte sich trotzdem nicht wacher.
    Nichts peitschte ihn auf, nichts war da, was seinen inneren Zustand verändert hätte.
    Nur die Furcht blieb.
    Er rauchte die erste Zigarette, hustete noch die letzten Schäden der Nacht hinaus und ging zum Fenster, um sich nach draußen zu lehnen.
    Sein Blick fiel hinein in die dumpfe Welt, die wie ein fremder Gruß über dem Ort schwebte.
    Ein düsteres Bleigrau, dick wie ein Sack, ohne einen erfrischenden Windstoß.
    Hier war Soho noch alt und unübersichtlich. Die großen Renovierer hatten es noch nicht geschafft, dieser Gegend Gewalt anzutun. Das Leben lief in diesem Viertel in genau geregelten Bahnen ab. Hier kannte jeder jeden. Der Pizzabäcker die Nutte, die Nutte die Hausfrau und diese wiederum den Gemüsehändler.
    Auch Harry Heister gehörte dazu. Wenn er sich vorbeugte, sah er den Betrieb. Die Straße war zwar schmal, aber das Leben hatte hier seine Zeichen gesetzt. Bunt, gemischt, jung und alt kannten und akzeptierten sich, auch wenn es mal eskalierte. Dann aber hatte jemand die Spielregeln verletzt.
    Heister hielt es in seiner Wohnung nicht mehr aus. Er wollte nach unten gehen, sich mit den Leuten unterhalten, denn es konnte ja sein, daß sich jemand nach ihm erkundigt hatte. Er glaubte fest daran, daß die Satanisten bereits seine Spur aufgenommen hatten. Wenn ja, würde er sich etwas einfallen lassen müssen.
    Als er bereits die Hand auf die Türklinke der Wohnungstür gelegt hatte, hörte er wieder das Klingeln des Telefons. Harry zögerte noch. Den plötzlichen Schweißausbruch konnte er sich nicht erklären, dann aber schüttelte er den Kopf. Sollte ihn anrufen, wer wollte, er würde nicht abheben. Es war ihm zudem egal, ob ihn jemand aus der Redaktion sprechen wollte. Mit denen würde er sich noch in Verbindung setzen, allerdings von außerhalb.
    Harry Heister verließ die Wohnung. Er strich durch seinen Bart und entfernte letzte Wassertropfen aus seinem ›Sauerkraut‹. Die Tür zog er vorsichtig zu, schaute sich auch um, bevor er in den Flur trat, aber keiner hatte auf ihn gewartet.
    Einen Lift gab es nicht. Er mußte die vier Stockwerke zu Fuß nach unten gehen.
    Nicht so locker wie sonst.
    Stufe für Stufe, die er sehr vorsichtig nahm. In den Etagen ballten sich die Schatten zusammen. Durch die Treppenhausfenster fiel zwar Licht, doch nicht sehr hell, sondern wie ein grauer Schwamm, der sich nebelartig ausbreitete.
    Er lauschte seinem eigenen Herzschlag und erschrak, als in seiner Nähe eine Tür geöffnet wurde. Zwei Männer verließen die Wohnung. Schweiß stand auf ihren Gesichtern. Sie zuckten zusammen, als Harry sie anstarrte. Er hatte nur wissen wollen, ob es die Satanisten waren, da hatte er Glück. Es waren zwei Typen aus der Nachbarschaft, die von allem möglichen lebten, nur nicht von geregelter Arbeit.
    Sie grinsten Harry an. »Du siehst blaß aus.«
    »Ja, mir ist auch nicht gut.«
    »Das Wetter?«
    »Auch.«
    Sie wollten weiter, aber Harry hielt sie fest. »Eine Frage noch, Freunde, wie sah das eigentlich aus heute? Hat schon jemand nach mir gefragt? Ich

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