Die Gespenstergruft
meine, hier im Haus.«
»Wer denn?«
»Keine Ahnung.«
»Hör zu, Blitzlicht. Nach dir hat sich niemand erkundigt. Alles klar?«
»Ja, ist okay.«
»Dann heißen Schiß noch.«
Harry schaute den beiden schrägen Typen nach, als sie die Treppe hinabgingen. Sie wohnten nicht hier im Haus, aber sie hatten jemand besucht. Als unten die Haustür zufiel, öffnete sich die Etagentür spaltbreit, und das verheulte Gesicht einer Frau erschien im Ausschnitt.
Es war Gina, die hin und wieder anschaffte. Wahrscheinlich war sie in ein fremdes Revier geraten und hatte Ärger bekommen.
Hastig hämmerte sie die Tür wieder zu, kaum daß sie den Fotografen gesehen hatte.
Harry hob die Schultern und setzte seinen Weg fort. Der untere Flur war lang und düster, wie oft in diesen älteren Häusern. Über der Haustür befand sich ein Lichtviereck, durch das etwas Helligkeit strömte, einen Teil des Flurs aber auch im Schatten ließ.
Ob sie dort gelauert hatten oder woanders, das konnte Harry Heister nicht feststellen. Jedenfalls waren sie plötzlich da, und es waren die Satanisten, die ihn überwältigten.
Sie schlugen zu.
Harry sah die Gesichter wie durch eine Explosion zerstört werden. Dann gingen für ihn die Lichter aus…
***
Es stank nach Moder, nach feuchter Friedhofserde und auch nach Grab.
Diesen Geruch nahm Harry wahr, als er aus seiner kurzen Bewußtlosigkeit erwachte, es sogar schaffte, den Druck und die Schmerzen in seinem Kopf zu ignorieren, um sich dann auf die Realitäten konzentrieren zu können. Die waren gar nicht gut.
Er lag auf dem Boden, und drei Männer umstanden ihn.
Sie hatten ihn in die hintere Ecke des Kellers geschleift, zwei Kerzendochte angezündet und eine für ihre Aufgabe entsprechend schaurige Beleuchtung geschaffen.
Sie starrten ihn an.
Menschliche Gesichter, die sich von der dunklen Kleidung abhoben, aber mit einer Kälte in den Blicken, die mit dem Begriff Menschlichkeit nichts mehr zu tun hatte.
»Du weißt, wer wir sind?«
Der größte von ihnen hatte die Frage gestellt, und Harry spielte zunächst einmal den Dummen.
»Kann sein, aber mein Gedächtnis…« Er bekam einen Tritt.
Harry schrie auf und wälzte sich auf die Seite. Jemand zerrte ihn auf die Füße und donnerte ihn gegen die Wand. Es war der Sprecher, der ihn festhielt und aus kurzer Distanz in sein Gesicht schaute. »Ich bin Gig Serrano, und man sagt mir nach, daß ich überhaupt keinen Humor habe, du kleiner Scheißer…«
»Verstanden.«
»Wie schön.«
»Was wollt ihr von mir?«
Serrano hatte ein breites Gesicht mit einer flachen Nase. Man konnte ihn auch als Fischgesicht ansehen. »Wir wollten nur den kennenlernen, der uns so nett fotografiert hat. Wir haben ja nichts gegen Fotos, aber wir haben etwas gegen Typen, die uns ablichten, ohne uns zuvor gefragt zu haben. Das hast du getan, Harry. Finden wir nicht gut, überhaupt nicht gut. Du hast sicherlich dein Honorar schon bekommen, wir aber werden es uns noch holen, und zwar von dir, Harry. Ja, du wirst uns bezahlen, stell dir das mal vor.«
Heister schwieg.
Der andere drückte seine Finger gegen Harrys Hals, er nahm ihm die Luft, und Heister würgte. Wenn er weitermachte, brachten sie ihn einfach um. Seine Knie gaben nach, nur stürzte er nicht zu Boden, denn er wurde abgefangen. Die Hand verschwand von seiner Kehle, eine andere hielt ihn fest, und aus dem Hintergrund fragte einer der beiden anderen Satanisten: »Liebst du Friedhöfe?«
»Nein, ich…«
»Da werden wir dich hinbringen. Wir besorgen dir einen wunderbaren Platz zum Sterben.«
Harry schwieg. Ein dicker Kloß saß in seiner Kehle. Die drei verstanden alles, nur keinen Spaß, und das wußte er auch. Er würde es nicht schaffen, sie durch irgendwelche Ausreden hinzuhalten, deshalb fuhr er auf der Kompromißschiene weiter und nickte. »All right, ich bin derjenige gewesen, der euch geknipst hat. Verdammt, es ist mein Job gewesen, versteht ihr das? Ich muß hinter gewissen Fällen hersein, um meine Brötchen zu verdienen, denn die Konkurrenz schläft nicht. Man setzt mich ein, wenn es Ärger gibt, wenn Geschichten in ein Sommerloch gepackt werden müssen oder in eine leere Zeit.«
Gig Serrano nickte. »Das ist uns schon klar. Verstehen wir sogar. Ja, du hast unser vollstes Verständnis. Wäre ja noch schöner, wenn wir nicht zusammenhalten würden. Auch wir lieben das Besondere, aber wir lieben es nicht, wenn uns jemand dabei stört. Oder hast du es gern, wenn du bei der Arbeit gestört
Weitere Kostenlose Bücher