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Die gestohlene Zeit

Die gestohlene Zeit

Titel: Die gestohlene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Eva Schmidt
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Panisch versuchte ich, mich zu befreien, aber sosehr ich mich auch wand, zappelte und um mich schlug, es war vergeblich.
    »So, du Mistvieh. Ich weiß zwar nicht, wieso du überall auftauchst, wo ich auch bin, aber damit ist jetzt Schluss, dafür werde ich sorgen. Ich drehe dir eigenhändig den Hals um«, knurrte Udo, und unter der Decke konnte ich spüren, wie seine groben Hände nach meinem Nacken tasteten. Ich fauchte und wand mich panisch, gleichzeitig wusste ich aber, dass es nichts nützen würde.
    »Papa, nein! Du darfst die Katze nicht ermorden«, weinte Karla. Ihre flehentlichen Bitten drangen durch den dicken Deckenstoff nur dumpf an meine Ohren. Dafür hörte ich die Stimme von Linus umso deutlicher, der offenbar auch endlich wach geworden war und begierig fragte: »Papa, darf ich zuschauen?«, begleitet von Claudias keifender Stimme.
    »Udo, nicht vor den Kindern! Und ich will keine tote Katze im Garten liegen haben, verstanden! Außerdem verdirbst du uns die Stimmung für den Ausflug …!«
     
    Ich hätte nie gedacht, dass Udo sich umstimmen lassen würde, aber tatsächlich ließ der Druck auf meinen Körper leicht nach. Die Stimmen von ihm und Claudia gingen in ein undeutliches Murmeln über, und ich verstand nur »suche die Telefonnummer heraus«, während mir Karlas klägliche Schluchzer trotz meiner eigenen Todesangst ins Herz schnitten. Eine gefühlte Ewigkeit hielt mich Udo noch fest, allerdings ohne Anstalten, mir den Garaus zu machen, dann ertönte die Haustürklingel. Einen Moment hoffte ich, Lillys oder Jonathans Stimme zu hören, doch plötzlich griffen nicht nur zwei, sondern vier Hände nach mir und hoben mich hoch.
    »Das Biest soll sich hier ja nicht mehr blicken lassen, sonst mach ich das nächste Mal Katzenfrikassee aus ihm«, zischte Udo noch, während ich offenbar irgendwohin getragen wurde, jedoch ohne die Chance, mich aus meinem stickigen Gefängnis zu befreien.
     
    »Ich werde nicht mehr länger warten! Hier stimmt etwas nicht«, sagte Jonathan. Er hatte mit Lilly länger als eine halbe Stunde auf Emma gewartet, doch so sehr er auch Ausschau hielt, sie war nicht aufgetaucht. Dafür wurde seine Ahnung mit jeder Sekunde stärker, dass Emma in Schwierigkeiten geraten war, ja, dass ihr sogar bereits etwas zugestoßen sein könnte. Ein undeutliches Bild von etwas Dunklem erschien vor seinem inneren Auge.
    »Jonathan, du kannst nicht einfach ins Haus reinspazieren! Wir müssen erst warten, bis der dicke Anwalt mit seiner Brut zu dem Ausflug aufbricht und die Luft rein ist«, warnte Lilly.
    »Aber ich habe ein sehr merkwürdiges Gefühl, Lilly! Es passt nicht zu Emma, spurlos zu verschwinden!«
    »Vielleicht hat sie sich im Haus versteckt und gibt uns von innen ein Zeichen, wenn wir reinkommen können?«
    »Wenn sie im Haus ist, begibt sie sich in Gefahr! Die elfte Stunde naht bereits, und Emma hat bestimmt nicht das Risiko auf sich genommen, ins Haus zu gehen, solange dieser Udo noch darin ist!«
    »Wir klingeln an der Tür und checken mal die Lage.«
    »Pardon?«
    Lilly seufzte. »Was ich damit sagen will: Wir sehen uns die Sache mal näher an. Wir geben uns einfach als … Pfadfinder oder so was aus und behaupten, wir sammeln Spenden. Während ich den Dicken vollquatsche, versuchen wir unauffällig herauszufinden, ob Emma im Haus ist. Vielleicht sitzt sie ja irgendwie in der Bude fest! Dann kann sie durch die offene Haustür türmen, während wir unser Sprüchlein aufsagen.«
    »Das ist kein dummer Gedanke. Lass es uns versuchen!«
    Einträchtig gingen die beiden auf die Vorderseite des Hauses zu, als ein weißer Kastenwagen um die Kurve bog und mit quietschenden Bremsen vor dem Haus der Familie von Hassell zum Stehen kam. »Städtisches Tierheim« stand quer über die Seite des Kleinbusses geschrieben. Ein Mann in einer Art Blaumann und eine Frau, die eine schmutzig-olivfarbene Latzhose trug, stiegen aus und gingen schnurstracks auf die Haustür zu.
    »Mist, jetzt kommen die uns mit der Spendensammelnummer zuvor«, fluchte Lilly und kickte wütend einen kleinen Stein weg. »Jetzt müssen wir uns was anderes überlegen!«
    »Was ist ein ›städtisches Tierheim‹?«, fragte Jonathan nach einer Weile stirnrunzelnd.
    »Ach, dort bringen die Leute herrenlose Tiere hin, die gefunden oder ausgesetzt wurden. Meistens Hunde und – Katzen …!« Lillys Stimme geriet ins Stocken, dann riss sie die Augen auf.
    »Scheiße! Emma!«, schrie sie und rannte los.
    Nach einer Schrecksekunde

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