Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
eingenommen.
    Über jenen Abend gibt es wenig zu berichten. Duhrra und ich erhielten eine Kammer und eine Mahlzeit. Ich lag eine Zeitlang wach und dachte an meine Erlebnisse seit dem letzten Besuch.
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück machte ich mit dem Akhram einen kleinen Spaziergang. Er erinnerte sich noch an meinen Besuch bei seinem Vorgänger, der immerhin nur ein Viertel seiner Lebensspanne zurücklag. Ein Schatten glitt über die Sonnen, und ich hob den Kopf.
    Ein Voller raste am Himmel dahin, ein schnelles zweisitziges Kundschafterboot. Im Tiefflug verschwand das Gebilde nach Osten.
    Der Akhram verschränkte die Hände in seinen weiten Ärmeln. »Ein Flugboot, ja, die sehen wir in letzter Zeit öfter.«
    »Du bist überrascht?«
    »Ja. Wir wissen hier von Vallia und Donengil und von Wloclef und Loh und Djannik und etlichen anderen Ländern. Wir hatten Geschichten über fliegende Boote gehört, sie aber für Legenden gehalten.«
    Ich zupfte mich am Bart, den ich mir hatte wachsen lassen. »Ihr wißt von Havilfar?«
    Er musterte mich mit ernstem Blick. »Hättest du mir diese Frage vor einer Sennacht gestellt, hätte ich mit nein geantwortet. Heute muß ich ja sagen.«
    Ich empfand Zorn, Verbitterung, Reue, daß ich so lange hier am Binnenmeer verweilt hatte. Längst hätte ich nach Hause zurückkehren müssen, wo ich mich den Tücken Hamals widersetzen mußte, des reichen, ehrgeizigen Staates auf dem havilfarischen Kontinent.
    »Wie du weißt, halten die Todalpheme sich aus der Auseinandersetzung zwischen den Grünen und den Roten heraus. Unsere eigenen Leute hier unterstützen uns und tragen das Braun!«
    Die Todalpheme erfüllten auf Kregen eine lebenswichtige Funktion und waren deshalb tabu.
    Niemand würde einen Angehörigen dieser Kaste töten, aus Furcht, die nächste Flut könnte ihn, seine Familie und sein Zuhause vernichten. Ich hob den Blick. Vor den Sonnen ballten sich Wolken zusammen. Es war spürbar kühler geworden, als wir zu den Befestigungen des Akhram zurückkehrten.
    Akhram fuhr fort: »Wie zu hören ist, hat sich Genod Gannius neue Verbündete für seinen Feldzug gegen die Zairer gesichert. Er will neue Krieger und Waffen in den Kampf führen und hat eine Anzahl der wunderbaren Flugboote bestellt.«
    Ich starrte ihn an. Wieder ahnte ich ungeheure Kämpfe, die sich hinter den Kulissen abspielten. Die Ziele der Herren der Sterne waren mir plötzlich ein wenig klarer – so glaubte ich damals jedenfalls. Sie hatten mich benutzt, um Gahan Gannius und Valima zu schützen und damit die Entstehung Genods zu fördern. Genods Tun mußte daher die Billigung der Herren der Sterne haben. Ich wußte nicht, warum sie wünschen sollten, daß die Grodno-Grünen hier am Auge der Welt das Rot Zairs überwanden.
    Der Akhram sprach weiter:
    »Wir sagen eine große Flut voraus, und die Abgesandten Genod Gannius' haben uns gebeten, dafür zu sorgen, daß ein Schiffskonvoi mit den Flugbooten durch den Damm der Tage geschleust wird, ehe wir die Senkkästen herablassen.« Er warf einen Blick zum wolkigen Himmel empor. Mein sechster Sinn als Seemann verriet mir untrüglich, daß sich ein Unwetter zusammenbraute. »Wenn der Sturm losbricht und die Flut an die Küste drückt, befinden sich die Schiffe bereits sicher auf dem Großen Kanal. Wir konnten Gannius' Wunsch nicht ablehnen, denn er hat seine Forderung mit einer ganzen Armee unterstrichen! Die Soldaten bewachen im Augenblick den Damm der Tage, um seinen Befehlen Nachdruck zu verleihen.«
    Wenn es Ihnen besonders einfallslos vorkommt, daß ich diese Informationen nicht sofort dazu verwendete, einen großartigen Gegenplan zu schmieden, so muß ich einwenden, daß ich in der letzten Zeit vom Schicksal gehörig durchgebeutelt worden war und nur den sehnlichen Wunsch verspürte, dem Auge der Welt den Rücken zu kehren. Gewiß, es würde mich mit großem Schmerz erfüllen, sollte Zair untergehen, sollte Zy vernichtet und Sanurkazz in Schutt und Asche gelegt werden. In Wirklichkeit aber handelte es sich nur um unwichtige Orte auf einem Nebenschauplatz kregischer Geschichte, abgeschirmt vom Rest des Planeten. Meine eigentliche Aufgabe lag in Valka und Vallia, galt den Plänen, die uns helfen sollten, dem verrückten Ehrgeiz der Herrscherin Thyllis von Hamal Einhalt zu gebieten. Auch um meine Djangs in Djanduin mußte ich mich kümmern und um die Abwehr der Shanks, die um die halbe Welt gesegelt waren, um uns zu vernichten. Und Strombor in der Enklavenstadt

Weitere Kostenlose Bücher