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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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vor und ließ die Beine auf den Boden trommeln.
    Die Männer aus Laggig-Laggu trugen ihre Kurzbögen in Futteralen über der Schulter. Mit Mühe drängte ich mein Reittier neben das des Mannes, der immer wieder Grodno anrief und um Rettung flehte.
    »Gib mir das Ding, Dom«, sagte ich, ließ seinen Bogen aus dem Futteral gleiten und besorgte mir gleichzeitig eine Handvoll Pfeile aus seinem Köcher. Der Bogen war ein armseliges Ding im Vergleich zu einem Langbogen aus Loh, aber er würde seinen Zweck erfüllen. Duhrra beobachtete mich.
    »Nein, Herr!« brüllte er. »Du hast keine Chance!«
    Doch schon drehte ich mich im unbequemen Sattel herum, setzte einen Pfeil auf die Sehne und versuchte es Seg Segutorio gleichzutun, der nach meiner Auffassung der beste Bogenschütze Lohs war.
    Der ungleichmäßige Galopp der Sectrix machte ein genaues Zielen unmöglich. Wenn ich mich gut auf das Gehüpfe und Schwanken einstellte, mochte ich einen Risslaca treffen. Dieses Wesen hat aber nur zwei schwache Punkte – die Augen. Und für ein so kleines Ziel hatte ich nicht genug Halt im Sattel. Als Duhrra sah, daß ich ein Bein über den hohen Holzsattel schwang, stieß er einen Wutschrei aus.
    »Reite weiter, Duhrra! Wenn ich es schaffe, mußt du mich holen kommen!«
    Ich ließ mich aus dem Sattel gleiten, und schon waren die Sectrixes im aufwirbelnden Staub verschwunden. Duhrra hatte gar nicht mehr antworten können. Ich machte kehrt.
    Bei Krun!
    Sie waren riesig! Und schon ganz nahe!
    Der erste Pfeil verließ sirrend meinen Bogen. Ich zielte sorgfältig. In einem solchen Augenblick durfte ich nicht vorbeischießen. Der zweite Pfeil schwirrte los – und die erste der beiden Riesenechsen drehte durch. Sie wirbelte mit den lächerlich kleinen Vorderbeinen sinnlos herum und schwenkte den mächtigen Schädel hin und her. In jedem ihrer Augen steckte ein Pfeil. Doch schon dröhnte der zweite Dinosaurier heran. Er war womöglich noch größer als der andere und schlauer – oder mehr vom Glück begünstigt, denn er machte im letzten Augenblick eine Bewegung mit dem Kopf. Und der dritte Pfeil zerbrach wirkungslos an seiner gepanzerten Schnauze.
    Schon hatte mich das Wesen fast erreicht, stinkender Atem dampfte aus den breiten Nüstern, das Riesenmaul war weit geöffnet, gesäumt von scharfen Zähnen. Wieder schoß ich und traf das linke Auge. Im letzten Augenblick sprang ich nach links, wo der Risslaca mich nicht mehr sehen konnte. Der Kopf bewegte sich hin und her; das Ungeheuer erblickte mich mit dem rechten Auge und stürmte von neuem los. Der Pfeil zischte los.
    Der Risslaca schrie auf und begann im Kreis zu laufen, wobei er mit seinem Artgenossen zusammenstieß. Verrückt vor Schmerzen stürzten sich die beiden blinden Dinosaurier aufeinander und begannen zu kämpfen. Ein scheußlicher und doch pathetischer Anblick, der mich nicht mit Freude erfüllte. Ich bedauerte die beiden Tiere, die nur getan hatten, was die Natur ihnen vorschrieb – sie hatten gejagt. Ihr Pech, daß sie sich Dray Prescot zu ihrer Beute auserkoren hatten.
    Ich ließ sie weiterkämpfen und folgte der Spur der Sectrixes. Es dauerte drei Burs, ehe Duhrra mir entgegenkam. Er fluchte vor sich hin, und als er mich erblickte, glotzte er mich an, als hätte er ein Gespenst vor sich, ein zerbrochenes Ib, das nach Kregen zurückgekehrt ist, um seine alten Freunde zu erschrecken.
    Ich stieg auf.
    »Vielen Dank, daß du umgekehrt bist, Duhrra. Vielleicht sind noch weitere Risslacas in der Gegend.«
    »Diese Grodno-gastas! Sie haben sich glatt geweigert umzukehren. Sie hätten nichts mit uns zu schaffen! Zitternd sind sie weitergeritten, diese Cramphs!«
    Unsere Reittiere waren noch immer nervös und schwitzten. Wir schlugen einen leichten Trab an, um ihre Angst zu zerstreuen und zu verhindern, daß sie sich erkälteten. Am Abend mußten sie gründlich abgerieben und beruhigt werden.
    »Der Grodnim-Rast wird sich eine Geschichte einfallen lassen müssen, um das Fehlen seines Bogens zu erklären.«
    »Aye, Herr. Und ich habe eine ganz tolle Geschichte auf Lager, über einen Verrückten namens Dak, der sich wie ein ... äh – ach, es wird mir niemand glauben.«
    »Hätte ich die Risslacas nicht aufgehalten, könnte niemand mehr Geschichten erzählen«, sagte ich.
    »Das ist wahr, bei Zair!«
    So geschah es, daß wir in einer zunehmenden Atmosphäre der Kameradschaft – was Duhrra nicht daran hinderte, mich ab und zu als »Herr« zu titulieren und sein nervenaufreibendes

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