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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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»Äh« an den Mann zu bringen – endlich den Großen Kanal erreichten, nach langem und ermüdendem Ritt.
    Von der Grodnim-Armee war in dieser Gegend nichts zu bemerken.
    Am Nordufer existierte eine blühende Gruppe von Gemeinden, die ihren gemeinsamen Nenner im Dienst an den Todalpheme hatte, weisen Männern, die die Gezeiten berechnen und rechtzeitig Warnungen aussprechen, die über ihre Oblifanter Anweisungen an die Arbeiter weitergeben, damit der Damm der Tage geöffnet oder geschlossen werden kann. Diesen riesigen Damm hatte ich nie gesehen – im Gegensatz zu meiner Delia, die unsere Söhne Drak und Zeg auf ihrem Weg zur Ausbildung nach Zy begleitet hatte. Hier am Kanal wollte ich ein Schiff abpassen und nach Valka zurückkehren – und wenn ich dann das Auge der Welt nie wiedersah, sollte es mir recht sein.
    Missals blühten am oberen Rand des Großen Kanals. Ich starrte auf einen bestimmten Missalhain mit rosafarbenen und weißen Blüten, und meine Gedanken wanderten in die Vergangenheit.
    Langsam näherte ich mich dem Ufer des Großen Kanals. Als ich das letzte Mal in dieser Gegend war, lag Waterloo knapp ein Jahr zurück, und ich stolperte als Greenhorn auf diesem Planeten unter der Doppelsonne herum.
    Dort drüben hatte ich einen sterbenden Chulik aus dem Gebüsch taumeln sehen, das Gesicht zerfleischt von den Zähnen der Grundals. Weiter unten am Klippenhang hatte ich gegen die Grundals gekämpft und auf diese Weise Gahan Gannius und Valima gerettet.
    Das war auf den Befehl der Herren der Sterne geschehen, hatte ich doch Todesängste ausgestanden, daß die Everoinye mich zur Erde zurückschicken würden, wenn ich nicht gehorchte. Ich hatte sie gerettet, damit sie heiraten und jenes Böse zur Welt bringen konnten, das Genod Gannius hieß, der Mann, der nun die Zairer bedrängte, der ihre Länder bedrohte, ihren Glauben und ihren freien Geist. Gewiß, die Pläne der Herren der Sterne reichten weit in die Zukunft. Im Gedenken an meine Taten machte ich mir von neuem klar, daß jede Person, in deren Schicksal ich mich auf Befehl der Herren der Sterne eingemischt hatte, für das weitere Geschick Kregens von Bedeutung sein mußte.
    Selbst mein Beitrag, den ich für hervorragend gehalten hatte, die Schaffung der Voskschädel und der Aufstand gegen die Oberherren von Magdag, war durch Genod Gannius gegen meine Zairer gewendet worden. Vielleicht hatten die Herren der Sterne abgewartet, was ich tun würde. Ich glaubte es nicht, denn die Sache war nicht impulsiv entstanden, sondern hatte sich über eine gewisse Zeit entwickelt. Kein Wunder, daß mich die Herren der Sterne im Augenblick des Sieges entführt hatten. Ein Rätsel, das mich lange Zeit beschäftigt hatte, war damit endlich gelöst.
    Duhrra hustete und sagte: »Die Sonnen gehen unter. Wenn wir vor Dunkelheit Akhram erreichen wollen ...«
    »Aye«, sagte ich.
    Wir gingen die Treppe hinab, die in die Uferschräge des Großen Kanals gehauen war, und unsere Sectrixes folgten über die Serpentinen, die für die Tiere bestimmt waren; dann schwammen wir durch das blaue Wasser. Endlich erstiegen wir den gegenüberliegenden Uferhang und erreichten Akhram.
    An seiner obersten Stelle klaffte der Große Kanal etwa acht Kilometer auseinander; seine Ufer waren stufenförmig angelegt, etwa vierzig Abstufungen verschiedener Höhe und Breite, im Durchschnitt dreißig Meter hoch und breit. Die ungeheure Größe dieser künstlichen Anlage beeindruckte mich wie schon bei meinem ersten Besuch. Im Westen verlor sich der Kanal in der Perspektive. An jenem Ende des Großen Kanals lag der Damm der Tage.
    Ich wollte ihn mir ansehen – nur um des Vergnügens willen. Duhrra und ich näherten uns dem Tor des Akhram am Nordufer. Wieder erblickten wir das Gewirr der Kuppeln, Türme und Minaretts innerhalb der engen Stadtmauern. Wieder öffnete sich das bronzebeschlagene Lenkholztor, und die Todalpheme in ihren gelben Kapuzenroben mit den blaubequasteten Kordeln näherten sich im Fackelschein und hießen uns willkommen.
    Ihre glatte Haut zeigte die Spuren von Öl und anderen Mitteln, ihre Gesichter waren rund vom guten Essen und wirkten gleichwohl asketisch von den Geheimnissen ihres Berufs. Die Todalpheme verfolgten die kregischen Gezeiten – eine Kunst und eine Wissenschaft zugleich. Sie hatten mich seinerzeit aufgefordert, ihren Reihen beizutreten, was ich jedoch abgelehnt hatte. Der alte Akhram, der Anführer, lebte nicht mehr, und ein anderer alter Akhram hatte seinen Platz

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