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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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bestand doch die Gefahr, daß Duhrra plötzlich gegen die Magdager losschlug und ich mich wahrscheinlich kaum länger beherrschen konnte.
    Eine Abteilung Soldaten weiter unten hatte uns gesehen. Wir mußten weiterreiten, damit wir keinen Verdacht erregten.
    In Havilfar, dem fortschrittlichen und doch barbarischen Kontinent, gehörte der Kult um Havil den Grünen zu den am weitesten verbreiteten Religionen. Havil war der havilfarische Name für Genodras, die grüne Sonne. Wie, so werden Sie fragen, kann jemand eine Sonne verehren, die im Vergleich zum roten Lichtspender so winzig ist? Die Antwort ist einfach und doch sehr bezeichnend. Während der Verfinsterung verdeckt die rote Sonne den Partner völlig. Dann gibt es keine grüne Sonne mehr. Doch nach kurzer Zeit erscheint das Grün wieder, neu geboren, ein heller neuer Stern, ewig jung. Wiedergeburt und Neuschöpfung spielen in den kregischen Religionen eine ebenso große Rolle wie auf der Erde.
    Duhrra begann leise vor sich hin zu summen. Die Soldaten weiter unten ritten in dieselbe Richtung wie wir und blieben auf gleicher Höhe.
    Ich bewegte die Zügel meiner Sectrix. »Wir sollten zu ihnen reiten. Sie werden sich wundern, warum wir uns in diesem gefährlichen Terrain abseits halten. Duhrra, du Riesenringer, du mußt darauf achten, was du sagst.«
    Die Anrede kränkte ihn. Er murrte und sagte schließlich:
    »Du aber auch, Krozairbruder!«
    »Das war einmal.«
    Er wußte genug über mich, um zu bleiben oder weiterzuziehen; er hatte sich für mich entschieden.
    So ritten wir zu den Grodnim hinab. Es handelte sich nicht um Magdager, sondern um Soldaten aus der freien Grodnim-Stadt Laggig-Laggu, einer großen und vermögenden Gemeinde, etwa zwanzig Dwaburs vom Nordufer des Lagguflusses entfernt. Es waren entschlossene, nüchterne Krieger, die ihre Sectrixes selbstbewußt lenkten. Ich betrachtete ihre Waffen. Es waren zehn Mann, die nach den Worten ihres Deldars zum Chuktar des Westens stoßen wollten. Wir nickten, als wüßten wir Bescheid.
    Wir befanden uns noch immer an der Südküste, die einmal Zair gehört hatte. Jetzt ritten hier Grodno-Anhänger – unbehelligt! Vom äußersten westlichen Punkt des Meeres bis hinab nach Shazmoz wehte die grüne Flagge, triumphierte das Grün über das Rot. Das Gebiet war allerdings seit jeher nicht besonders dicht bevölkert gewesen.
    Meine Pläne standen fest. Duhrra mußte nach Akhram reiten, wo es in den Diensten der Todalpheme Ärzte gab, die besser waren als anderswo auf diesem Planeten. Duhrras Armstumpf war für die Lederhülle des Hakens noch nicht bereit, das hatte Molyz der Hakenmacher ihm gesagt, und die Ärzte des Akhram sollten ihn weiter behandeln. Ich selbst wollte auf ein Schiff aus Vallia warten, das auf dem Rückweg nach Hause durch den Großen Kanal kam. Die Galleonen aus Vallia betrieben Handel mit dem Auge der Welt, und ich war überzeugt, daß über kurz oder lang ein Schiff aus der Heimat vorbeikommen würde. Der Voller war fort, und der Weg über Land – im Sattel oder zu Fuß, über die Stratemsk, durch die Unwirtlichen Gebiete, die Klackadrin und Ost-Turismond – mußte viel länger dauern, wenn ich es überhaupt schaffte.
    »Risslacas!« brüllte der Deldar, zog sein Langschwert, stellte sich in den Steigbügeln auf und galoppierte mit seiner Gruppe davon. Wir hielten Schritt. Auf dem Felsabsatz über uns huschten zwei Risslacas parallel zu uns dahin. Es handelte sich um fleischfressende Raubtiere, die uns zweifellos für eine saftige Mahlzeit hielten. Wir schienen in ihr Jagdrevier eingedrungen zu sein. Sie waren groß und hatten extrem lange Hinterbeine, birnenförmige Körper, zwei kleine Greifarme und einen Kopf, der eine ganze Sectrix verschlingen konnte.
    Die Sectrixes wußten das durchaus und reagierten in panischem Entsetzen. Dumm wie sie waren, galoppierten sie auf ihren sechs Beinen dahin, heftig atmend, ihre Kräfte sinnlos verschwendend. Auf dem Rücken eines Zorca wäre ich wie der Wind dahingeflogen, hätte ich mich voll auf den Galopp konzentrieren können.
    Die Grodnim stoben in haltloser Flucht dahin. Die Körpergröße der Risslacas und das gefährliche Glitzern ihrer Zähne und Augen raubten ihnen den Mut. Ich blickte seitlich den Hang hinab, wußte ich doch, daß die Sectrix trotz aller Angst nicht fehltreten würde. Die braunen Felle der Risslacas bewegten sich wie Schatten parallel zu uns. Meine Sectrix wußte, welche Gefahr von diesen Verfolgern drohte: sie streckte den Kopf

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