Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
aus
weltanschaulichen Gründen seinen Spitznamen abgelegt.“
Alle
nickten, als fänden sie das gut, und gingen weiter.
Tim rief
ihnen nach, er käme gleich, streifte rasch sein verschwitztes Hemd ab und zog
das neue Cordhemd mit den aufgesetzten Taschen an.
Jetzt war
er schnieke für die Party im Grafen-Schlösschen. Hoffentlich bin ich nicht
overdressed (zu festlich gekleidet), dachte er und holte zur Gruppe auf.
Eine
freundliche Dame lächelte ihn an.
„Nanu!
Umgezogen?“
„Musste
sein“, nickte er.
„Im
Adlernest hast du dich umgezogen?“
„Tja, ja.“
„Wie nennt
sich denn dieser Tarzan jetzt?“
„Äh...
Tim.“
„Und wie
heißt du?“
„Peter
Carsten.“
„Hast du
einen Spitznamen?“
„Manchmal.“
Sie
lächelte. „Mein Sohn, Volker Wiegand, hat hier voriges Jahr Abitur gemacht. Und
zu Hause von diesem Tarzan erzählt. Seitdem ist meine kleine Tochter ganz
verliebt in ihn. Nicole ist zwölf.“
„Der Junge,
der früher Tarzan hieß“, sagte Tim, „hat eine feste Freundin. Und dabei
bleibt’s. Aber Sie können Nicole von ihm grüßen.“
„Mache ich,
Tim“, lächelte sie und ging weiter.
Erst nach
einer Weile fiel ihm auf, dass sie ihn Tim genannt hatte.
*
Endlich!
Der Tag der offenen Tür ging gegen 14.30 Uhr zu Ende.
Wagen um
Wagen fuhr ab. Bis hinaus auf die Zubringerstraße hatten sie geparkt. Jetzt
machte sich der letzte auf die Reifen.
Alles
drängte zum Grafen-Schlösschen.
Tim suchte
seine Freunde — vergebens.
Gutbrot
suchte ihn — mit Erfolg.
„Ich fahre
jetzt. Will dich mitnehmen. Karl und Willi sind schon lange weg. Und eben ist
Gaby losgeradelt.“
Gutbrots
Kleinwagen war der letzte auf dem großen Parkplatz.
„Vielen
Dank, Herr Doktor. Aber ich zische lieber mit meinem Rennrad querbeet. Dann bin
ich sozusagen motorisiert — und unabhängig.“
Gutbrot
fuhr ab.
Tim holte
seinen Drahtesel und machte sich an die Verfolgung.
Bin
natürlich der letzte, dachte er. Aber die Fete soll ja bis zum Abend dauern.
Dann sind alle lustig, und der Ball im Kaiserhof wird eine Superschau.
Donnerwetter, habe ich einen Hunger. Hoffentlich gibt’s nicht nur diese
komischen Fischeier — Kaviar, richtig! Sondern eine anständige Leberwurst!
Er sauste
über die Zubringerstraße.
Das
berühmte Grafen-Schlösschen lag außerhalb der Stadt und unweit vom Internat.
Rund ums Jahr fanden Konzerte, Theater-Aufführungen und Bälle im Schlösschen
statt. Außerdem konnte es von Privatleuten für Feiern gemietet werden.
Tim wusste
eine Abkürzung, nämlich den Feldweg links.
In der
Ferne, am Waldrand, parkte ein Lieferwagen.
Tim
wunderte sich.
Der Feldweg
war gesperrt für Fahrzeuge aller Art — ausgenommen Mähdrescher und Erntewagen.
Er hechelte
über den rumpligen Weg, stand auf den Pedalen und achtete auf den Boden.
Als er sich
dem Wagen näherte, sah er das Rad.
Es lag auf
dem abgeernteten Feld: Gabys Klapprad.
Für einen
Moment setzte sein Herzschlag aus.
Er spähte
zum Wagen. Der war kastenförmig, hatte außer der Windschutzscheibe nur die
Fenster für Fahrer und Beifahrer.
Tim stieg
ab und legte seine Tretmühle auf den Boden.
Vorn saß
niemand im Wagen. Das hatte er gesehen.
Als er an
der Hecktür horchte, hörte er leise Stimmen.
Jarutzki
sagte: „Zum letztenmal, Süße: wo ist der Koffer? Sag’s! Mach dich nicht
unglücklich! Sonst versohlen wir dich, dass du bis Ostern nicht sitzen kannst.“
„Ich...
ich... weiß es nicht“, stammelte Pfote.
Ihre Stimme
klang jämmerlich.
Tim spürte
einen Stich durch die Brust, als hätte er sich an einem Schwert aufgespießt.
Der
Hippie-Typ, der vermutlich Ufze hieß, sagte: „Spuck’s endlich aus, blödes Balg!
Du weißt es. Du lügst, wenn du sagst, du wüsstest es nicht.“
Tim hob
einen faustgroßen Feldstein auf.
Gaby
weinte.
Tim riss
die Hecktür auf.
Der Hippie
griff zur Pistole — und war dann sehr lange bewusstlos.
Jarutzki
sprang Tim an — und büßte einen weiteren Zahn ein. Diesmal keinen künstlichen,
sondern einen echten. Außerdem wurde ihm ein Arm ausgekugelt.
Gaby lag in
Tims Armen, weinte aber nicht lange, ließ sich küssen und trösten.
„Die haben
gewusst, wo wir sind“, erzählte sie, „ist ja auch nicht schwer, das
festzustellen. Der Wagen parkte an der Zubringerstraße. Als ich vorbeikam,
hatten sie mich. Es war ein günstiger Moment für sie — denn niemand sonst war
in der Nähe.“
„Ich
bewache sie, Pfote. Du fährst zur Schule und rufst deinen
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