Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
zweiten Mal die Aufnahme-Prüfung fürs Gymnasium nicht schaffte.
Zwischen
der Tante und seiner seltsamen Neigung konnte Edgar keinen Zusammenhang
herstellen. Deshalb dachte er auch nicht länger darüber nach — es war nun mal
so, also gut!
Als
Jüngling versuchte Edgar eine Laufbahn als Hilfsarbeiter, scheiterte aber wegen
Faulheit. Längere Zeit lebte er von kleinen Diebstählen. Rückschauend
bezeichnete er das als die Phase seiner inneren Reife, denn er hatte damals
viel Muße gehabt zum Nachdenken. Alle Gedanken drehten sich um die eine Frage:
Mit welchem Beruf — mit welcher Tätigkeit konnte er der Menschheit am meisten
schaden?
Nicht
einfach zu entscheiden, gab — und gibt — es doch etliche Möglichkeiten.
Einem
Politiker stehen natürlich alle Türen offen, Unheil und Verderben in jeder
beliebigen Menge anzurichten. Das lehrt der Alltag. Doch zum Volksvertreter
fehlten Edgar die Beziehungen; außerdem war er sogar zur sogenannten Selbstdarstellung
— zur Angeberei also — zu faul.
Er erwog
dann noch Jobs als Soldat, Feuerwerker, Pilot, Chemie-Fabrikant, Kälbermäster,
Arzneimittel-Hersteller und Lehrer. Aber zu allem fehlte ihm die Voraussetzung.
Trotzdem fand er seinen Traumberuf, für den er weder Ausbildung noch sonstwas
brauchte: Edgar wurde Privatdetektiv.
Als solcher
schlug er sich seit zehn Jahren durch. Da er sich auf zwielichtige Aufträge
spezialisiert hatte, verdiente er ausreichend Kohle.
Das war die
eine Seite seines Daseins, sozusagen die ehrenhafte.
Insgeheim
aber frönte er seinem Menschenhass und hatte eine Methode ausgeklügelt, jungen
Frauen zu schaden, ihnen Angst und Schrecken einzujagen auf Lebenszeit.
Jung
mussten sie sein und blond; und die meisten seiner bisherigen Opfer — acht
insgesamt — hatten auch runde Gesichter. Aber er bestand nicht darauf,
ebensowenig auf die vorstehenden Oberzähne. Andererseits war die Freude groß,
wenn eine Anhalterin in seinen Wagen stieg, die dem Hass-Ideal entsprach.
Edgar fuhr
einen grauen Ford.
Edgar
versteckte seinen Kahlschädel unter verschiedenen Perücken, trug Brillen,
klebte Schnurr- oder Vollbärte an, war ein Meister der Maske.
Außerdem
besaß er neun Paar Nummernschilder - ohne jene echten, auf die der Wagen
tatsächlich zugelassen war.
Sobald
Feske aufbrach, um sein Unwesen zu treiben, benutzte er gefälschte
Nummernschilder, niemals die echten.
Deshalb
widersprachen sich die Angaben seiner Opfer — jedes beschrieb einen anderen
Täter, jedes nannte andere Kennzeichen.
Nur in
einer Beziehung stimmten alle überein: ein graues Auto war’s gewesen —
vermutlich ein Ford — , und der brutale Kerl war mittelgroß und kräftig.
Über diese
Informationen verfügte die Polizei, genauer: Gabys Vater, Kommissar Glockner.
*
„Vielen
Dank fürs Mitnehmen.“
Sabine
Weber lächelte den Fahrer an.
Er war ein
überernährter Typ, dem auf unkleidsame Weise die Haare ausgingen. Er hielt auf
dem Grünstreifen am Ende der Autobahn-Abfahrt.
„Tut mir ja
leid, Fräuleinchen, dass ich nicht weiter in ihre Richtung fahre.“ Er grinste
und deutete nach links. „Dort ist der Zubringer. Bei schönem Wetter stehen die
Anhalter Schlange.“
Damit fuhr
er ab.
An diesem
Samstagmittag strahlte die Sonne, trotzdem war Sabine — eine junge, blonde Frau
mit rundem Gesicht — am Zubringer die einzige Person, die mit einem Fremden
mitfahren wollte.
Während sie
sich postierte, sah sie dem Wagen nach, der sie mitgenommen hatte. Ein grauer
Mercedes war’s.
Sie stellte
ihren Rucksack ins april-junge Gras. Die Umhängetasche ließ sie am Körper. Der
Trageriemen lief diagonal von der Schulter zur Hüfte.
Alles an
Sabine war rank, und die Jeans hatten nicht mehr als drei Löcher. Die junge
Frau verfügte über schöne Zähne. Keiner stand vor.
Ein roter
Kombi hielt. Der Fahrer beugte sich herüber.
Danke!
dachte sie. Aber du bist nicht mein Typ.
„Ich werde
abgeholt“, rief sie und drehte sich weg.
*
Feske sah
sie von weitem. 100 Liter Blut schienen in ihm zu kreisen. Plötzlich pochte
jeder Nerv, und die Haut prickelte.
Er trug
einen Mongolen-Schnurrbart, eine etwas dunkle Locken-Perücke und die breite
Hornbrille mit dem Spiegelglas.
Nein!
dachte er. Heute nicht! Verdammt, ich habe ein ungutes Gefühl. Mein Instinkt.
Auf ihn kann ich mich verlassen. So sehr ich die Menschen auch hasse, heute
sollte ich das dämpfen. Aber die Frau dort ist so jung, so blond und so
rundgesichtig. Ihr Angst und Schrecken
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