Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
einzujagen auf Lebenszeit — Mann, Edgar,
wäre das ein Fressen!
Er hielt
vor Sabines Füßen.
Eine Hand
umklammerte das Lenkrad, schweißfeucht, die andere kurbelte das Fenster auf.
„Fahren Sie
in südliche Richtung?“ fragte Sabine.
„Aber ja,
aber ja, sonst wäre ich doch“, er lachte fettig, „auf der falschen Fahrbahn und
— äh — Geisterfahrer.“
Ihr
Rucksack plumpste auf den Rücksitz.
Feske sah
in den Außenspiegel.
Glück
musste man haben! Weit und breit kein Fahrzeug.
Er fühlte
ihren Blick, während er nach vorn starrte.
Die Frau
duftete nach frischer Luft. Gepflegte Hände? Naja. Der Nagel ihres Ringfingers
war abgebrochen, wie er aus dem Augenwinkel sah.
Mitte
zwanzig, dachte Feske. Keinen Tag älter. Ob sie mutig ist? Hah, und wenn! Bei
meiner Methode haben sich noch alle gefürchtet.
Er trat
aufs Gas. Der Wagen schoss über die Einfädelspur. Feske reihte sich ein und
fuhr konstant 130.
„Ich heiße
Sabine“, sagte sie. „Was für ein tolles Radio Sie da haben! Stellen Sie das
nicht ein?“
„Selten.
Musik macht mich nervös.“
„Wozu haben
Sie’s dann?“
„Es war
schon im Wagen. Den... habe ich gebraucht gekauft.“
„Dann eben
nicht.“ Sie streckte die Beine aus. „Wer umsonst mitfährt, darf keine Ansprüche
stellen. Stimmt doch, Herr...“
„Balutzki,
Achim Balutzki.“
Er
schaltete das Radio ein.
„Vielleicht
hört man mal wieder was“, sagte sie, „von dem Spinner.“
„Von wem?“
Beinahe hätte er gestottert, aber nur beinahe.
„Von dem
gefährlichen Spinner. Es stand erst kürzlich in der Zeitung.“
„Ich habe
nichts gelesen. Aber ich interessiere mich sowieso nur für den Wirtschaftsteil.
Was ist mit dem Spinner?“
Sabine
schauderte. „Niemand weiß, wer er ist. Er nimmt Anhalterinnen auf der Autobahn
mit. Er kommt immer in einem blauen Wagen. Immer. Wissen Sie, in einen blauen
Wagen wäre ich nicht eingestiegen. Aber Ihrer ist grau.“
„Er wurde
gestern neu lackiert“, lachte er. „Vorher war er blau. Hahaha! Kleiner Scherz!
Bin ein Witzbold, müssen Sie wissen.“
Himmel!
dachte er. Sie weiß vom Spinner, aber sie irrt sich. Verwechselt grau mit blau.
Dieser Leichtsinn! Unglaublich!
„Und“,
fragte Feske, „was macht er sonst noch, der Spinner? Dass er Anhalterinnen
mitnimmt, ist doch nett.“
Im Radio
ertönte Pop-Musik. Er drehte den Ton etwas leiser.
„Wie
gesagt: ein Spinner“, sagte Sabine. „Der Typ tickt nicht richtig. Er hat immer
einen Lappen mit Chloroform bereit. Damit betäubt er die Frauen. Dann fährt er
von der Autobahn runter in den tiefsten Wald. Dort fesselte er die armen Wesen
an einen Baum, knebelt sie außerdem.“
„Grauslich“,
meinte Feske und grinste unter seinem Schnurrbart. „Was weiter? Martert er
sie?“
„Kein
bisschen. Er tut ihnen nichts. Aber er lässt sie allein im tiefsten Wald,
gefesselt, geknebelt. Später ruft er bei der Polizei an — mit verstellter
Stimme — und teilt mit, dass er ein Opfer dem Verschmachten preisgibt. Denn
Verschmachten muss es ja, wenn es nicht gefunden wird. In dem Zeitungsbericht
stand, dass eine 24jährige aus Darmstadt drei Tage und drei Nächte im Wald
verbrachte, an den Baum gefesselt. Erst dann kam zufällig ein Wanderer vorbei.
Die arme Frau war völlig entkräftet. Andere wurden eher gefunden. Einige
konnten sich selbst befreien. Ist doch schlimm, dass dieser Typ frei
herumläuft. Nicht wahr?“
„Unsere
Polizei taugt nichts“, nickte Feske. „Ich sag’s immer.“
„Recht
haben Sie. Fahren Sie diese Strecke oft?“
„Gelegentlich.
Ich bin — Vertreter.“
Er
schwitzte. Noch zehn Kilometer bis zum Rastplatz Eichhöhe. Dort... Bäume
schirmten ab. Der Chloroformlappen lag in einem luftdichten Plastikbeutel unter
dem Sitz.
Wenn ich...
dachte Feske. Nein! Heute nicht! Dieses ungute Gefühl. Heute würde was
schiefgehen. „Himmel, Sie haben 190 drauf“, rief Sabine. Erschrocken mäßigte er
das Tempo.
Eine halbe
Stunde später setzte er sie ab; an der Autobahnraststätte Flonsheim.
Sabine war
enttäuscht.
Feske
murmelte was von einem Umweg, den er machen müsse, und brauste weiter.
An der
nächsten Abfahrt verließ er die Autobahn. Auf Landstraßen fuhr er zur Großstadt
zurück. Unterwegs entledigte er sich der Perücke, des Schnurrbarts, der Brille.
Außerdem vertauschte er die gefälschten Kennzeichen gegen die echten.
Als er dann
— es war noch früher Nachmittag — in seiner Wohnung anlangte, die zugleich Büro
war, klingelte
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