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Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Titel: Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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konnte nicht
verhindern, dass ihr die Tränen übers Gesicht liefen.
    Ihr
Klapprad lehnte an einem Busch. Sie kniete mit ihren neuen, perlgrauen
Bundfaltenhosen auf dem Waldweg, hielt Oskar im linken Arm und drückte mit dem
rechten den jungen Boxer-Mischling an sich.
    Tim hatte
erzählt, ganz knapp in fünf Sätzen, ohne die Schwierigkeit bei der Befreiung
aufzubauschen. Aber seine Freunde sahen auch so, mit welcher Anstrengung er an
dem Strick gezerrt hatte. Über Tims Handflächen zogen sich breite, dunkelrote
Striemen.
    Karl hielt
das Ende des Leinen-Stricks in der Hand und besah sich, wie dick der war.
    „Dass...
ein Mensch sowas tun kann“, schluchzte Gaby.
    „Diesem
Tiermörder“, sagte Tim ohne spürbare Erregung in der Stimme, „breche ich die
Knochen.“
    In den
Bäumen zwitscherten wieder die Vögel. Die Jogger waren nicht zurückgekommen,
sondern hatten vermutlich einen Bogen gemacht, der nach Otterberg zurückführt.
    „Der hat ja
noch sein Halsband“, sagte Klößchen, „und da hängt was dran.“
    Tim blickte
genauer hin.
    Das kann
nicht wahr sein, dachte er. Tatsächlich! Unter dem Strick am Hals ein dünnes
Lederhalsband.
    Gaby
nestelte schon daran herum. „Hier — ein Lederherzchen. Fast so braun wie das
Fell. Deshalb fällt’s gar nicht auf.“
    Das
Lederherz hatte einen Druckknopf und ließ sich öffnen. In einer winzigen
Plastikhülle steckte ein Zettel.
    Gaby las
vor: „Ich heiße Rübe, wohne Nr. 36 Otterberg bei meinem Frauchen Olga
Petersen.“
    „Da hast du
jemanden zum Knochenbrechen“, rief Klößchen.
    „Sei nicht
blöd“, erwiderte Tim. „Glaubst du, die Besitzerin hätte ihre Adresse am
Halsband gelassen, wenn sie die Täterin wäre?“
    Wie immer
dachte Klößchen nach mit Verspätung — und kam zu dem Ergebnis, dass seine
spontane Äußerung ziemlich hirnrissig sei.
    „Aber wieso
nur Nr. 36?“ wollte er wissen. „Weshalb kein Straßenname?“
    „Otterberg
ist so klein“, erklärte Karl, „dass es keine Straßennamen braucht. Die Häuser
klumpen sich zu einem Mini-Dorf zusammen. Hätte nicht gedacht, dass es
überhaupt 36 sind. Vielleicht hat jede Doppelhaus-Hälfte ihre eigene Nummer.“
    „Wir
bringen Rübe zurück und ermitteln den Täter“, sagte Tim.
    In Gabys
langen dunklen Wimpern hingen noch Tränen. Tim zog sein Taschentuch hervor,
suchte einen sauberen Zipfel und tupfte seiner Freundin übers Gesicht. Sie ließ
das geschehen. Als er fertig war, pustete sie gegen ihren Goldpony - eine
Gewohnheit. Denn weil er zur Zeit kurz geschnitten war, hing er ihr nicht in
die Augen.
    „Rübe
verdankt Oskar sein Leben“, sagte Karl. „Das Bellen hat uns aufmerksam gemacht.
Und dann... Dass du diesen Strick zerrissen hast, Tim, wird dir außer uns
niemand glauben.“
    „Ich würde
es selbst nicht glauben“, nickte der Anführer der TKKG-Bande. „Also los!“
    Er übernahm
den Leinen-Strick mit Rübe und schwang sich aufs Rad.
    Der Waldweg
führte am westlichen Ortsrand von Otterberg vorbei, einer stadtnahen
Schlaf-Siedlung mit S-Bahn-Anschluss. Ruhesuchende hatten hier in einer grünen
Mulde zwischen Ahnen-Wald und bäuerlicher Flur ihre Häuser gebaut: Bungalows,
Atrium-Häuser, Wochenend-Absteigen. Ruhiges Schlafen war garantiert. Für die
grünen Witwen kamen dreimal wöchentlich die Feinkost-Händler mit ihren
Verkaufs-Autos vorbei: umgebauten Klein-Bussen, die wie Einzelhandels-Läden
aussahen und auch so bestückt waren.
    Wochentags
konnte man sich in Otterberg mitten auf die Straße legen und pennen. Das
Risiko, überfahren zu werden, war gering. Aber heute war Samstag, und alle
arbeitenden Manager weilten daheim.
    Als die
TKKG-Bande sich zwischen den Grundstücken umsah, boten die Gärten ihr Bestes:
gepflegte Rasen, beschnittene Bäume und Sträucher, manchmal Wäsche hinter dem
Haus, Gartenmöbel, die im Freien überwintert hatten, aber jetzt von der Plane
befreit waren. Alles gut in Schuss.
    Vereinzelt
entdeckte Tim Gartenzwerge, doch das entsprach nicht dem durchschnittlichen
Geschmack.
    Weil die
Mittagssonne es erlaubte, saß man hier und dort schon auf der Terrasse. Bis in
Kniehöhe war es noch kühl und nachts frostig aber oben wurde Gulasch oder Steak
gemampft. Das wärmte.
    Die
TKKG-Bande fand Nr. 36, ein kleines Häuschen mit Rosenspalier an den Mauern.
Das Gebäude stand abseits, fast ein wenig von Otterberg entfernt. Nur ein
Nachbarhaus — ebenso klein, aber ohne Rosen und ziemlich heruntergekommen —
stellte die Verbindung her zum Ort,

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