Die Giftköchin
ausstehen müssen, war aber glücklicherweise beide Male in der schreckl i chen Situation mit dem Leben davongekommen.
Jaakko Kivistö verschrieb ihr Beruhigungstabletten. Die beiden Alten beschlossen, von nun an zusamme n zuhalten, komme was wolle. Jaakko schwor, selbst unter Todesgefahr für Linnea einzutreten. Einverneh m lich vereinbarten sie, diese beiden Todesfälle geheimz u halten, sie auf keinen Fall den Behörden zu melden.
Der Tod zweier junger Männer war eine Tatsache. Sachlich betrachtet war es ebenfalls unumstößlich, daß beide durch Linneas Giftgemisch umgekommen waren. Jaakko Kivistö hielt es für das klügste, das Gebräu seiner Freundin zu konfiszieren und im eigenen Med i kamentenschrank zu verschließen. Bei passender Gel e genheit mußte es zum Sondermüll geschafft werden. Auch über Rainers Militärpistole wurde gesprochen, Jaakko bat, Linnea möge diese nicht länger bei sich tragen. Die Parabellum wechselte in Jaakkos Besitz über.
Zwei blutdürstige Feinde waren ums Leben geko m men, doch noch war der Letzte des Trios übrig, Linneas infamer Pflegesohn Kauko Nyyssönen. Die alten Leute wußten, daß er jetzt eine weit ernstere Gefahr für Linn e as Leben darstellte als je zuvor.
Jaakko Kivistö beschloß bei sich, etwas in der Sache zu unternehmen. Er war immerhin als Mann geboren; er betrachtete es als seine Pflicht, eine zarte, alte Frau, deren Leben in Gefahr war, zu beschützen.
Das letzte noch lebende Mitglied des Trios, Kauko Nyyssönen, erschien im Hafen, um Jari Fagerström nach seiner Rückkehr vom Schwedendampfer abzuh o len. Er spürte eine angenehm kribbelnde Spannung: Es würde herrlich sein, vom Kumpel zu hören, daß Linnea unterwegs ertrunken sei, er würde sich all die aufrege n den Einzelheiten der Reise erzählen lassen; aber noch besser würde es sein, ein wenig Rauschgift zu nehmen, um sich den harten Alltag zu versüßen.
Aber Fagerström ließ sich nicht blicken. Wo trieb er sich herum? Man hätte denken sollen, er würde vor Freude als einer der ersten an Land springen, sowie das Schiff festgemacht hatte.
Nyyssönens Erschütterung war groß, als er statt se i nes Freundes Linnea Ravaska vom Schiff kommen sah. Was bedeutete das? Fagerström war es nicht gelungen, sie zu töten, die alte Frau trippelte zum Taxistand, genauso lebendig wie vorher, mit einem womöglich noch entschlosseneren Gesichtsausdruck als früher. Nyyss ö nen seufzte schwer. Herrgott, war die Alte zäh! Und wo in aller Welt blieb Jari?
Kauko Nyyssönen wartete länger als eine Stunde, bis das Schiff leer war. Von Jari keine Spur. Sumpfte er noch in Stockholm herum? Gedankenschwer verließ Nyyssönen den Passagierhafen. Er kaufte die Nachmi t tagszeitung und las sie aufmerksam durch. Zumindest stand darin keine Nachricht von Jaris Tod. Irgendwie hatte Kauko das Gefühl, daß diese Möglichkeit durc h aus bestand. Linnea wurde langsam lebensgefährlich.
Jaris Schicksal enthüllte sich Kauko Nyyssönen ein paar Tage später, als der Lizentiat der Medizin, Jaakko Kivistö, seinem Kellerversteck einen sonderbaren B e such abstattete. Kivistö hatte die Adresse von Linnea erhalten und beschlossen, sich persönlich um die Ang e legenheit zu kümmern. Er hatte Rainer Ravaskas Mil i tärpistole mitgenommen und drang nun, den Kal t schnäuzigen mimend, in Nyyssönens Höhle ein.
Nyyssönen war erstaunt über das Auftreten des alten Mannes. Kivistö benahm sich komisch amateurhaft, er drohte mit der Waffe, mit der er vermutlich nicht mal umgehen konnte, und forderte Nyyssönen auf, Linnea in Ruhe zu lassen, sonst würde er Berufskiller auf ihn ansetzen. Er gab sich wie ein Mafiaboß, runzelte finster die Brauen und lächelte kühl-ironisch, genau wie er es im Film gesehen hatte. Aber er war ein schlechter Schauspieler, seine Drohungen machten auf den ve r stockten Gegner nicht den gewünschten Eindruck. Bei der Gelegenheit verriet er auch, wie Lahtela und Fage r ström ums Leben gekommen waren. Kauko Nyyssönens finsterste Zweifel bestätigten sich. Linnea hatte seine beiden besten Kumpel umgebracht. Und jetzt wollte ihm dieser alte Uhu drohen, der sich einbildete, seine bl ö den, aus Krimis abgeguckten Gesten würden einen Profi erschrecken. Herrgott, konnte der Opa nicht endlich aufhören? Kauko Nyyssönen setzte eine erschrockene Miene auf und schwor Kivistö, für den Rest seines L e bens ins Ausland zu gehen, wenn der Doktor ihm nur die Chance gäbe. Das befriedigte Kivistö. Mit drohenden
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