Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
Blicken auf sein Opfer verließ er den Keller. Auf der Straße seufzte er tief vor Erleichterung und beglüc k wünschte sich zu der gelungenen Offensive. Er war nun sicher, daß Kauko Nyyssönen nie mehr versuchen wü r de, sich in Linneas Leben einzumischen.
    Jaakko Kivistö war so erfüllt von seinem neuen G e fühl der Macht, daß er ins »Marski« ging, um sich ein paar Gläschen zu genehmigen. Ein ruhiger Mann gerät selten in Erregung, aber wenn, dann liegt große Kraft darin. Kivistös Hand war stark und männlich fest, als sie sich um das bauchige Kognakglas schloß. Er fand, er hätte sich schon früher in die Handlungen der krimine l len Burschen einmischen sollen. Vielleicht hätte man dann zwei unglückliche menschliche Wracks vor dem Tod retten und sie irgendwelchen sozialen Einrichtu n gen übergeben können? Das war nicht geschehen, die arme Linnea hatte sich allein um alles kümmern mü s sen. Doch jetzt war die Zeit der Veränderungen geko m men. Bei Auseinandersetzungen mit der Unterwelt b e durfte es eines starken Mannes, wie sich vorhin gezeigt hatte. Zufrieden kehrte der Lizentiat der Medizin nach Hause zu Linnea zurück, natürlich ohne ihr etwas von seiner Begegnung mit Nyyssönen zu verraten. Die alte Dame hatte wegen ihres Pflegesohns genug leiden mü s sen, von nun an würde er, Kivistö, für ihre Sicherheit sorgen. Mit eigenen Händen, im Vertrauen auf die eigene Kraft und den eigenen Verstand.
    Nach Jaakko Kivistös Auftritt überlegte Kauko Nyy s sönen: Die alten Zausel hatten den Verstand verloren, alle beide. Er fand, Linnea war eine echte Gefahr, und beschloß, sie aus dem Weg zu räumen, bevor sie sich für ihn etwas ausdachte. Jetzt war keine Zeit zu verlieren, Linnea mußte schleunigst abgemurkst werden. Danach könnte er sich vielleicht auch den Opa vornehmen, das ginge ja gefahrlos und ohne viel Mühe. Der kindische Alte hatte selber am meisten Angst gehabt, auch wenn er versucht hatte, den Hartgesottenen zu spielen. Nyy s sönen wunderte sich: Wie konnte ein Quacksalber, der immer ein gesichertes Leben geführt hatte, so naiv sein, einem Profi Angst einjagen zu wollen. 7 Hatte er die Pr ü gel vergessen, die er bezogen hatte?
    Wie dem auch sei, jetzt war keine Zeit, an einen b e kloppten Opa zu denken, sondern es mußten Pläne für Linnea geschmiedet werden. Nachdem Nyyssönen me h rere verlockende Mordmethoden in Erwägung gezogen hatte, beschloß er, seine Pflegemutter zu ertränken. Zu diesem Zweck mußte er ein anständiges Boot klauen und an einem geeigneten, nebligen Tag aufs offene Meer hinausfahren, an Bord einen Kasten Bier, eine Axt, einen Sack mit Steinen und die Alte.

22
    Der Eisenflechter Oiva Särjessalo, 44, hatte sich mit seiner Familie verkracht. Seine Frau hatte ihn wiede r holt in verständnislosem und grollendem Ton wegen seiner Sauferei getadelt. Die Kinder im Pubertätsalter hatten sich auf den Standpunkt der Mutter gestellt. Hatte die Familie jedoch ernsthaft Grund zur Klage? Oiva Särjessalo hatte in Pakila ein ziemlich ansehnliches Eigenheim gebaut, er hatte ein Boot und ein Auto ang e schafft und sein undankbares Weib und die anspruch s vollen Bälger gekleidet. Wenn so ein Mann ab und zu, oder sei es auch ziemlich oft, die Hand zum Schnapsglas ausstreckt, so sollte das wirklich, verdammt nochmal, kein Grund zu ständigem Streit sein. Der Wortwechsel war zu einem heftigen Streit ausgeartet mit dem Erge b nis, daß Oiva Särjessalo auf seine Frau losgegangen war und sie grün und blau geschlagen hatte. Die Kinder waren auf die Straße geflüchtet, und bald hinterher auch die hysterisch schluchzende Ehefrau. Weshalb hatte das wieder passieren müssen?
    Oiva Särjessalo war betrunken in sein Auto gespru n gen und wütend in den Bootshafen von Kaivopuisto gefahren, wo sein schönes Familienboot mit zwei Kaj ü ten, die in Inkoo aus Kiefernholz hergestellte, klinkerg e baute, zehn Meter lange »Trost III «, friedlich und einl a dend schaukelte.
    Die Augen blutunterlaufen entkorkte Särjessalo seine letzte Wodkaflasche und ließ sie in der Kajüte in sich hineingluckern. Gegen Abend kroch er in die äußerste Ecke der vorderen Kajüte, in die Nähe des Kettenk a stens, und schlief wie so oft dort ein. Sein rechter Fuß rutschte in das ölige Bilgenwasser, der Daumen der linken Hand wanderte in den Mund wie ein Nuckel, von Zeit zu Zeit verzogen sich die Lippen des Schlafenden, und durch die Kajüte klangen gemütlich schmatzende Lutschgeräusche.
    In der

Weitere Kostenlose Bücher