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Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Trinken, doch bis jetzt hatte er im Suff nicht viel angestellt – wenn man von Familienstreit und Ähnl i chem absah. Diesmal jedoch kam er in seiner Vorderk a jüte durch ein gewaltiges Krachen zu sich, und nach einer Weile rüttelten ihn die Männer vom Küstenschutz endgültig wach. Särjessalo wurde an Deck komma n diert. Es war Nacht, man war weit entfernt vom Heima t hafen. Der Alcotester zeigte 2,8 Promille. Oiva Särjessalo versicherte, er pflege nie in betrunkenem Zustand h i nauszufahren, es sei unglaublich, daß man ihm dergle i chen unterstelle. Wenn er sich nur deutlicher an den gestrigen Tag erinnern könnte! Er entwickelte die The o rie, irgendein niederträchtiger Mensch habe sein Boot vom Steg losgemacht, und es sei von Kaivopuisto hie r her getrieben, wo befand man sich gleich?
    Nachdem er gehört hatte, daß er in der ruhigen Nacht von Kaivopuisto über eine mit vielen Inseln und Klippen durchsetzte Strecke bis hinaus zu den Schären vor Espoo »getrieben« war, gab Särjessalo es auf. Er b e schloß, abstinent zu werden, falls das noch etwas half. Konnte man die Sache nicht gütlich beilegen?
    Es verhält sich jedoch so, daß Beamte die erbärml i chen Vorschläge betrunkener Delinquenten gar nicht erst zur Kenntnis nehmen. Der Eisenflechter Oiva Sä r jessalo wurde mitsamt seinem Boot ans Ufer geschleppt, der Polizei übergeben und hinter Schloß und Riegel gesetzt. Zu gegebener Zeit mußte er sich wegen schwerer Trunkenheit am Ruder und Gefährdung des Seeverkehrs vor Gericht verantworten, er bekam drei Monate G e fängnis auf Bewährung und eine saftige Geldstrafe.
    Ähnlich wäre das Urteil auch ausgefallen, hätte er sich wegen der Mißhandlung seiner Frau verantworten müssen. Die zerbrochene, wertvolle Bootsschraube erhöhte die Kosten noch erheblich. Der Böse bekommt seinen verdienten Lohn, wenn auch manchmal über Mittelsmänner. In diesem Falle hatte der schippernde Kauko Nyyssönen Frau Särjessalo bei der Durchsetzung ihres Rechts unterstützt. Das war denn auch das erste und einzige Mal in seinem Leben, daß er im Dienste der Göttin der Gerechtigkeit gewirkt hatte.

23
    Nachdem sich Kauko Nyyssönen von seinem Schiffbruch und den anschließenden Kneipenbesuchen samt au s ufernder Beschreibung seiner Abenteuer erholt hatte, stahl er als nächstes ein offenes Boot aus Aluminium, das nur fünfeinhalb Meter lang war. Das Boot lag in Vuosaari, und es war leicht vom Steg zu lösen: einfach mit einem Stein die dünne, rostige Kette zertrümmert, und schon hatte der Besitzer gewechselt. Das Boot hatte einen Außenbordmotor mit vierzig PS und war mit dieser Maschinenleistung ungeheuer schnell, es machte mi n destens dreißig Knoten bei einer Last von zwei Personen. Nyyssönen glaubte, mit diesem Flitzer die Küstenwacht abschütteln zu können, falls er noch einmal in die S i tuation käme.
    Nyyssönen beobachtete zwei Tage hintereinander Li n neas morgendliche Ausgänge in Töölö. Wie zuvor machte die alte Frau einen Spaziergang durch den Hesperia-Park und dehnte ihre Schritte bis zum Bootshafen von Taivallahti aus, wo zu jener Zeit eine beachtliche Pop u lation Enten herumschwamm.
    Leider hielten sich am selben Ufer oft auch kleine Gruppen von Stadtstreichern auf, ihre Anwesenheit ärgerte Nyyssönen. Bei einem Menschenraub konnte er keine fremden Beobachter gebrauchen.
    Nyyssönen fuhr das Boot von seinem alten Liegeplatz um die Altstadt herum nach Taivallahti. Die Maschine arbeitete gut, das Fahrzeug war überaus angenehm und für jeden erdenklichen Zweck geeignet. Es war ausger ü stet mit zwei Schwimmwesten, Rudern und einem Ste u errad. Eigentlich hätte eine Schwimmweste genügt, für Linnea nämlich besorgte Nyyssönen einen stabilen Manilasack, den er mit Ufersteinen füllte und dann fest zuschnürte. Der Steinsack war schwer, Nyyssönen schätzte, er werde gut ausreichen, um ein leichtes, altes Mütterchen wie Linnea in die Tiefe zu ziehen.
    Bei diesen Vorbereitungen fiel ihm ein, daß irgendein Kumpel mal erzählt hatte, wenn man einen Menschen wirklich professionell ertränken wolle, müsse man den Sack unter den Achseln des Opfers zubinden und nicht an den Füßen, auf diese Weise versinke der Körper mit den Füßen und nicht mit dem Oberkörper voran im Meer und verharre auf dem Grund in stehender Ha l tung, weil in der Lunge immer ein bißchen Luft bleibe. Diese Haltung verhindere angeblich, daß die Leiche an der Oberfläche auftauche, wenn der Fäulnisprozeß einsetze.

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