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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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sie es mir gegenüber nie erwähnt.« Dann fügte er niedergeschlagen hinzu: »Aber das wäre ja nicht das Einzige, was sie mir verschwiegen hat. Über den ›Kain-Club‹ hat sie auch die ganze Zeit über nie ein Wort verloren.«
    »Wie ich bereits sagte«, erwiderte Carnegie, »vielleicht ist nichts dran. Ich dachte nur, es wäre eine Nachfrage wert.«
    »Vielleicht weiß Miss Elwood etwas«, meldete sich Jonathan zu Wort.
    Der Wermensch sah verwundert aus.
    »Wer?«
    »Aber natürlich!«, rief Alain. »Du hast Lily Elwood nie kennengelernt, nicht wahr? Sie stammt auch aus Darkside. Sie kam hierher, nachdem Theresa verschwunden war. Sie ist eine wundervolle Frau. Ich denke nicht, dass Jonathan und ich ohne sie ausgekommen wären. Warum gehen wir nicht einfach zu ihr rüber und sagen kurz Hallo? Sie wohnt nur ein paar Häuser weiter.«
    Er trank sein Bier aus und erhob sich. Carnegie seufzte und steckte die Flasche zurück in seine Jackentasche.
    Verglichen mit dem ramponierten Anwesen der Starlings war Miss Elwoods Haus eine Insel der Ruhe und Ordnung. Jonathan konnte den sauber getrimmten Rasen von seinem Schlafzimmerfenster aus sehen, ein Anblick, den er stets sehr beruhigend gefunden hatte. Er war einige Male bei Miss Elwood gewesen, als sein Vater im Krankenhaus war. Bereits während er die Auffahrt entlangging, fühlte er sich entspannter. Aber dann spürte er, dass etwas nicht stimmte. Jonathan blieb abrupt stehen und packte Carnegie am Arm.
    »Was ist los, Junge?«
    »Das seitliche Tor ist offen. Seit sie vor ein paar Jahren ausgeraubt wurde, lässt sie es immer verschlossen, sogar wenn sie zu Hause ist. Ich habe es mal offen gelassen, und sie ist total ausgeflippt.«
    »Vielleicht hat sie es diesmal einfach vergessen.«
    Alain machte ein grimmiges Gesicht.
    »Lily vergisst so was nicht. Jonathan hat recht, irgendetwas stimmt nicht.«
    Carnegie zog seinen Hut tiefer in die Stirn und reckte seine massige Nackenmuskulatur, als bereite er sich auf einen Kampf vor. Seine Halswirbel gaben ein knackendes Geräusch von sich.
    »Ihr beide bleibt hier«, knurrte der Wermensch. »Ich gebe euch ein Zeichen, wenn ihr reinkommen könnt.«
    Mit wehendem Mantel stapfte er die Auffahrt entlang. Er blieb am Fenster stehen, spähte nach drinnen und drückte die Klinke der Eingangstür. Die Tür schwang geräuschlos auf. Der Wermensch warf einen Blick zurück auf Jonathan und Alain, dann verschwand er im Haus und zog die Tür sachte hinter sich zu.
    »Keine Sorge«, flüsterte Alain, als er Jonathans bekümmerten Gesichtsausdruck bemerkte. »Wenn es irgendein Problem gibt, wird Elias damit fertig.«
    Jonathan schwieg und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Er war es nicht gewohnt, draußen zu warten. Die Minuten schlichen quälend langsam dahin. Warum brauchte Carnegie so lange?
    »Ich halte das nicht aus«, platzte es schließlich aus ihm heraus. »Ich gehe rein.«
    »Jonathan! Warte!«
    Es war zu spät. Jonathan war bereits davongestürzt und binnen Sekunden durch die Eingangstür geschlüpft und dem Wermenschen ins Haus gefolgt.
    Er erkundete das Erdgeschoss, wobei seine Schritte in der Stille einen ohrenbetäubenden Lärm verursachten. Jonathan hatte befürchtet, Anzeichen eines wildenKampfes vorzufinden, aber stattdessen schien alles so zu sein, wie er es in Erinnerung hatte: die Obstschale auf dem Küchentisch, das gelbe Blumenarrangement im Wohnzimmer und der sorgsam neben dem Telefon im Flur bereitgelegte Notizblock mit dem Bleistift. Doch obwohl alles in Ordnung zu sein schien, wurde Jonathan das Gefühl nicht los, dass etwas Schlimmes passiert war. Wo war Carnegie?
    Er stieg die Treppe hinauf und entdeckte den Wermenschen, wie er im Schlafzimmer stand und gedankenverloren ein Stück Papier betrachtete. Auf dem Bett lag ein Briefumschlag. Er blickte auf, als Jonathan eintrat.
    »Solltest du nicht draußen warten?«, brummte er.
    »Es gab eine kleine Planänderung. Was geht hier vor sich? Wo ist sie?«
    »Keine Ahnung. Ich habe das ganze Haus durchsucht, hier ist niemand. Zuerst habe ich gedacht, sie sei nur ausgegangen, aber dann habe ich das hier entdeckt. Der Umschlag ist an dich adressiert.«
    Er reichte Jonathan das Papier. Darauf hatte jemand in einfachen, kindlichen Lettern eine Nachricht gekritzelt:

    Wir haben die Zwergin. Geh morgen Nachmittag genau um vier Uhr in den Zoo und warte im Eingangsbereich auf das Zebra. Dann werden wir die Bedingungen für ihre Freilassung besprechen. Komm allein oder

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