Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
ihren Augen auf. Noch zwei Jahre Studium, Abschluss, die Wahl einer Disziplin, die Möglichkeit, die Heiler vielleicht dazu zu bringen, dass sie den Armen halfen. Vielleicht hätte sie sogar den König dazu bewegen können, die Säuberungen einzustellen.
Nichts von dem würde geschehen. Niemals.
Die Gilde wusste, dass sie Wissen über schwarze Magie erworben hatte. Die Strafe für dieses Verbrechen war der Ausschluss aus der Gilde. Wenn außerdem bekannt wurde, dass sie schwarze Magie erlernt und sie benutzt hatte, um zu töten...
Aber sie hatte ihre Zukunft aus einem guten Grund aufs Spiel gesetzt. Wenn die Ichani Kyralia überfielen, würde es ohnehin niemals dazu kommen, dass sie ihren Abschluss machte oder den Säuberungen Einhalt gebot.
Rothen wird diese Sache furchtbar treffen.
Sie drängte den Gedanken mit aller Macht beiseite. Sie brauchte einen klaren Kopf, um Pläne zu machen. Was sollten sie tun, jetzt, da die Gilde Bescheid wusste? Wie würden sie und Akkarin den Kampf gegen die Ichani fortsetzen können?
Es lag auf der Hand, dass sie nicht in die Gilde zurückkehren konnten. Sie würden sich in der Stadt verstecken müssen. Die Notwendigkeit, einer Entdeckung durch die Gilde entgehen zu müssen, machte alles schwieriger, aber nicht unmöglich. Akkarin kannte die Diebe. Auch sie hatte einige nützliche Verbindungen. Sie sah Akkarin an.
»Was tun wir jetzt?«
Er blickte die Treppe hinunter. »Wir kehren zurück.«
Sie starrte ihn an. »In die Gilde?«
»Ja. Wir erzählen ihnen von den Ichani.«
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. »Ihr habt gesagt, dass sie Euch Eurer Meinung nach nicht glauben werden.«
»Das werden sie vermutlich auch nicht. Trotzdem muss ich ihnen zumindest die Chance geben.«
»Aber was ist, wenn sie Euch nicht glauben?«
Akkarins Blick wurde unstet. Er sah zu Boden. »Es tut mir leid, dass ich dich in diese Geschichte hineingezogen habe, Sonea. Wenn ich irgend kann, werde ich dich vor den schlimmsten Konsequenzen schützen.«
Sie schnappte nach Luft, dann verfluchte sie sich leise. »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen«, erklärte sie bestimmt. »Es war meine Entscheidung. Ich kannte die Risiken. Sagt mir, was ich tun muss, und ich werde es tun.«
Seine Augen weiteten sich leicht. Er öffnete den Mund, dann trat wieder dieser geistesabwesende Ausdruck in seine Augen.
»Sie bringen Takan weg. Wir müssen uns beeilen.«
Er eilte die Treppe hinunter. Sonea lief ihm nach. Als er das Labyrinth der Tunnel betrat, drehte sie sich noch einmal um.
»Die Treppe?«
»Kümmere dich nicht darum.«
Sie begann zu rennen und holte ihn ein. Es war schwierig, mit seinen langen Schritten mitzuhalten, und sie verkniff sich eine Bemerkung darüber, dass er ein wenig mehr Rücksicht auf Menschen mit kürzeren Beinen nehmen könnte.
»Zwei Menschen müssen in dieser ganzen Angelegenheit dringend geschützt werden«, sagte er. »Takan und Lorlen. Erwähne auf keinen Fall Lorlens Ring oder die Tatsache, dass er schon früher Kenntnis von diesen Dingen gehabt hat. Wir werden ihn in der Zukunft vielleicht noch brauchen.«
Allzu bald verlangsamte er sein Tempo und blieb vor der Tür zu dem unterirdischen Raum stehen. Er zog seinen Mantel aus, faltete ihn zusammen und legte ihn neben die Tür. Dann öffnete er den Messergürtel und warf ihn auf das Kleidungsstück. Über ihren Köpfen flammte eine Lichtkugel auf. Akkarin blendete die Lampe ab und stellte sie neben den Mantel.
Lange Zeit stand er einfach nur da und betrachtete die Tür zu dem unterirdischen Raum, die nackten Arme über seinem schwarzen Wams verschränkt. Sonea wartete schweigend an seiner Seite.
Es war schwer zu glauben, dass dies wirklich geschehen war. Morgen hätte sie eigentlich lernen sollen, wie man gebrochene Rippen heilte. In einigen Wochen würden die Sommerprüfungen beginnen. Ein eigenartiger Sog ging von der Tür aus, ein seltsames Gefühl, dass sie nur den Weg zu ihrem Bett finden musste, dann würde sie am nächsten Morgen aufwachen und feststellen, dass alles so weiterging wie immer.
Aber in dem Raum jenseits dieser Tür warteten wahrscheinlich etliche Magier auf Akkarins Rückkehr. Sie wussten, dass Sonea schwarze Magie studiert hatte. Sie argwöhnten, dass Akkarin Lord Jolen getötet hatte. Sie würden gerüstet sein für einen Kampf.
Aber Akkarin stand immer noch reglos da. Langsam fragte sie sich, ob er vielleicht seine Meinung geändert hatte, als er sich schließlich zu ihr umdrehte.
»Bleib
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