Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
Flur und die Stufen hinab. Wieder einmal fragte sie sich, welche Rolle Takan bei Akkarins Geheimnissen spielen mochte. Sie hatte gesehen, wie Akkarin von Takan Kraft geschöpft hatte, und zwar offensichtlich, ohne dass dieser dadurch geschädigt worden wäre. Und am Abend des Assassinenanschlags hatte Akkarin ihr erzählt, dass Takan aus Sachaka stamme. Das führte zu einer weiteren Frage: Wenn Sachakaner die Gilde hassten, warum war dann einer von ihnen der Diener des Hohen Lords?
Und warum nannte Takan Akkarin manchmal »Meister« statt »Mylord«?
Während Lorlen eine Bestellung für Baumaterial diktierte, traf ein Bote ein und übergab ihm ein kleines Stück Papier. Lorlen las es und nickte.
»Sag dem Stallmeister, er möge eine Kutsche für mich fertig machen.«
»Ja, Mylord.« Der Bote verbeugte sich und machte sich auf den Weg.
»Wieder ein Besuch bei Hauptmann Barran?«, fragte Osen.
Lorlen antwortete seinem Assistenten mit einem grimmigen Lächeln. »Ich fürchte ja.« Dann blickte er auf den Stift hinab, den Osen weiterhin erwartungsvoll über einen Bogen Papier hielt, und schüttelte den Kopf. »Ich habe den Faden verloren«, fügte er hinzu. »Ich werde den Brief morgen beenden.«
Osen trocknete die Tinte. »Ich hoffe, Barran hat den Mörder diesmal ausfindig machen können.« Dann verließ er zusammen mit Lorlen das Büro. »Guten Abend, Administrator.«
»Guten Abend, Osen.«
Lorlen sah dem jungen Magier, der sich über den Hauptflur der Universität auf den Weg zu den Magierquartieren machte, nachdenklich hinterher. Osen waren Lorlens regelmäßige Besuche bei der Stadtwache schon sehr bald aufgefallen. Der junge Mann war aufmerksam, und Lorlen hatte sich gehütet, Zuflucht bei komplizierten Ausreden zu suchen. Manchmal war die Wahrheit in kluger Dosierung besser als eine ausgemachte Lüge.
Er hatte Osen erklärt, Akkarin habe ihn gebeten, die Anstrengungen der Stadtwache bei der Suche nach dem Mörder zu verfolgen.
»Warum ausgerechnet Ihr?«, hatte Osen ihn gefragt.
Mit dieser Frage hatte Lorlen gerechnet. »Oh, ich brauchte noch irgendeine Beschäftigung in meiner Freizeit«, hatte er gescherzt. »Barran ist ein Freund meiner Familie. Er hat mir ohnehin von diesen Morden erzählt; wir brauchten daher unseren Gesprächen nur einen offiziellen Anstrich zu geben. Ich könnte auch jemand anderen hinschicken, aber ich bekomme die Informationen doch lieber aus erster Hand.«
»Darf ich fragen, aus welchem speziellen Grund die Gilde daran interessiert ist?«, hatte Osen nachgehakt.
»Das dürft Ihr«, hatte Lorlen mit einem Lächeln erwidert. »Aber ich darf Euch keine Antwort darauf geben. Denkt Ihr denn, dass es irgendeinen Grund gibt?«
»Wie ich gehört habe, glauben angeblich einige Leute in der Stadt, bei diesen Morden sei Magie im Spiel.«
»Und deshalb muss die Gilde die Sache im Auge behalten. Die Leute sollten das Gefühl haben, dass wir ihre Sorgen nicht einfach ignorieren. Wir müssen uns allerdings davor hüten, allzu starkes Interesse zu zeigen, sonst werden sie glauben, dass an diesen Gerüchten etwas Wahres sei.«
Osen hatte sich einverstanden erklärt, seine Kenntnis der Besuche Lorlens bei der Stadtwache für sich zu behalten. Wenn der Rest der Gilde erfuhr, dass Lorlen ein Auge auf Hauptmann Barrans Fortschritte bezüglich der Aufklärung der Mordfälle hatte, würde sie sich ebenfalls fragen, ob nicht Magie im Spiel sei.
Lorlen selbst war sich immer noch nicht sicher, ob dem tatsächlich so war. Vor über einem Jahr hatte es einen Fall gegeben, bei dem ein Zeuge vor seinem Tod noch hatte aussagen können, der Mörder habe ihn mithilfe von Magie angegriffen. Die Verbrennungen, die dieses Opfer davongetragen hatte, waren denen, die ein Hitzezauber hinterließ, sehr ähnlich gewesen. Aber seither hatte Barran keine weiteren Hinweise mehr darauf gefunden, dass der Mörder - oder die Mörder - Magie einsetzte.
Barran hatte sich bereit erklärt, Stillschweigen darüber zu bewahren, dass es sich bei dem Mörder möglicherweise um einen wilden Magier handeln könnte. Falls das nämlich bekannt würde, so hatte Lorlen ihm erklärt, würden der König und die Häuser eine Jagd wie damals erwarten, als sie nach Sonea gesucht hatten. Und die damalige Erfahrung hatte sie gelehrt, dass das Ausschwärmen der Gilde über die ganze Stadt einen wilden Magier nur in den Untergrund treiben würde.
Lorlen machte sich auf den Weg in die Eingangshalle. Von dort aus sah er bereits eine
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