Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
Dach war aus einzelnen Holzstücken gefertigt und hier und da mit angeschlagenen Steinfliesen versehen, so dass zahlreiche kleine Öffnungen entstanden waren. Solange sie auf den Balken saßen, waren sie ziemlich sicher.
Bedauerlicherweise hatten weder Cery noch Savara bedacht, dass die Kämpfer die Tribüne unter ihnen zertrümmern könnten.
Als das Dach eingestürzt war, hatte jedoch irgendetwas verhindert, dass Cery zu Boden fiel. Bevor er begreifen konnte, wie es möglich war, dass er und Savara in der Luft schwebten, waren sie auch schon auf dem unbeschädigten Teil des Daches gelandet, wo man sie von unten nicht sehen konnte.
Plötzlich ergab alles, was Savara betraf, einen Sinn: woher sie wusste, wann ein neuer Mörder in der Stadt ankam, woher sie so viel über die Menschen wusste, gegen die der Hohe Lord kämpfte, und warum sie so zuversichtlich war, dass sie diese Mörder eigenhändig würde töten können.
»Also, wann wolltest du es mir erzählen?«, fragte er.
Sie zuckte die Achseln. »Sobald ich dein volles Vertrauen gehabt hätte. Wenn ich dich von Anfang an eingeweiht hätte, hätte ich genauso enden können wie sie.« Sie blickte auf die tote Frau hinab, die Gol und seine Helfer gerade fortschafften.
»Das könnte dir immer noch passieren«, erwiderte er. »Es ist tatsächlich schwer, einen Sachakaner vom anderen zu unterscheiden.«
Ärger blitzte in ihren Augen auf, aber ihre Stimme war vollkommen ruhig, als sie antwortete. »Nicht alle Magier in meinem Land sind wie die Ichani, Dieb. Unsere Gesellschaft kennt viele Gruppen… Fraktionen…« Sie schüttelte ungehalten den Kopf. »Ihr habt kein Wort, das wirklich auf die Situation passt. Die Ichani sind Ausgestoßene, die man zur Strafe ins Ödland geschickt hat. Sie sind das Schlimmste, was meine Heimat hervorgebracht hat. Beurteile uns nicht nach ihnen. Meine eigenen Leute haben stets befürchtet, dass die Ichani sich eines Tages zusammenrotten könnten, aber wir haben keinen Einfluss auf den König und können ihn nicht dazu bewegen, mit der Tradition, Verbrecher zur Strafe in die Wüsten zu verbannen, zu brechen. Wir beobachten die Ichani seit vielen Jahrhunderten und haben jene unter ihnen getötet, die am ehesten geeignet gewesen wären, die Herrschaft über die anderen zu erringen. Wir haben zu verhindern versucht, was jetzt in Kyralia geschieht, aber wir dürfen uns nicht zu erkennen geben, da viele Sachakaner nur einen kleinen Vorwand benötigen würden, um uns anzugreifen.«
»Was genau geschieht denn hier?«
Sie zögerte. »Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll.« Zu Cerys Erheiterung begann sie, an der Unterlippe zu nagen wie ein Kind, das von seinen Eltern ins Verhör genommen wird. Als er leise kicherte, blickte sie stirnrunzelnd zu ihm hinüber. »Was ist los?«
»Du scheinst mir nicht die Art Mensch zu sein, die nach der Pfeife anderer tanzt.«
Sie sah ihn gelassen an, dann senkte sie den Kopf. Cery, der ihrem Blick folgte, bemerkte, dass Gol und der Leichnam verschwunden waren.
»Du hast nicht damit gerechnet, sie hier zu sehen, nicht wahr?«, fragte Savara leise. »Macht es dir sehr zu schaffen, deine verlorene Liebe einen anderen Menschen töten zu sehen?«
Ein jähes Unbehagen stieg in ihm auf. »Woher hast du das gewusst?«
Sie lächelte. »Es steht dir ins Gesicht geschrieben, wenn du sie siehst oder von ihr sprichst.«
Er blickte in den Raum hinunter. Ein Bild von Sonea, wie sie sich auf die Frau stürzte, zuckte in seinen Gedanken auf. Ihr Gesicht war starr vor Entschlossenheit gewesen. Das unsichere junge Mädchen, das so entsetzt über die Entdeckung seiner magischen Fähigkeiten gewesen war, hatte wahrhaftig einen weiten Weg zurückgelegt.
Dann fiel ihm wieder ein, wie sich ihr Gesichtsausdruck verändert hatte, als Akkarin ihr etwas aus dem Haar zog.
»Es war eine kindliche Schwärmerei«, erklärte er Savara. »Ich habe schon lange gewusst, dass sie nicht für mich bestimmt ist.«
»Nein, das hast du nicht«, widersprach sie, und das Dach knarrte vernehmlich, als sie ihr Gewicht verlagerte. »Du hast es erst heute Nacht erfahren.«
Er drehte sich wieder zu ihr um. »Wie kannst du -«
Zu seiner Überraschung war sie näher an ihn herangerückt. Jetzt legte sie ihm eine Hand in den Nacken, zog ihn zu sich heran und küsste ihn.
Ihre Lippen waren warm und stark. Hitze durchflutete seinen Körper. Er streckte die Hand aus, um sie fester an sich zu ziehen, aber das Holzstück, auf dem er saß,
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