Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
»Akkarin kommt nicht?«
»Noch nicht.«
Als die Tür geöffnet wurde, drehten sie sich um. Kito, ein Magier aus Vin, trat ein. Kitos Rolle als Auslandsadministrator führte dazu, dass er sich die meiste Zeit außerhalb der Gilde und Kyralias aufhielt. Er war erst vor wenigen Tagen aus Vin zurückgekehrt, um sich mit dem wilden Magier zu beschäftigen, den Dannyl zur Verhandlung herbrachte.
Lorlen dachte an Akkarins Prophezeiung: Die Gilde wird das Interesse an dem Mörder verlieren, sobald Botschafter Dannyl mit dem wilden Magier eintrifft, Lorlen.
Wenn dies hier so schlimm ist, wie ich befürchte, ging es Lorlen durch den Kopf, dürfte eher genau das Gegenteil eintreten.
Während Balkan Kito begrüßte, trat Hauptmann Barran auf Lorlen zu. Der junge Wachmann brachte ein grimmiges Lächeln zustande.
»Guten Abend, Administrator. Dies ist das erste Mal, dass die Gilde mich auf einen Mord aufmerksam gemacht hat, statt umgekehrt.«
»Wirklich?«, erwiderte Lorlen. »Wer hat Euch Bescheid gegeben?«
»Lord Balkan. Es sieht so aus, als sei es Lord Jolen vor seinem Tod gelungen, noch kurz Verbindung mit ihm aufzunehmen.«
Lorlen stockte der Atem. Wusste Balkan also, wer der Mörder war? Als er sich zu dem Krieger umwandte, wurde die Tür des Tagessaals abermals geöffnet, und Lady Vinara trat ein.
Sie sah sich im Raum um, stellte fest, wer zugegen war, und nickte dann. »Ihr seid alle hier. Gut. Vielleicht sollten wir uns setzen. Wir stehen vor einer ernsten, erschreckenden Situation.«
Stühle schwebten von den Seiten des Raums heran. Auf den Zügen Hauptmann Barrans spiegelte sich eine Mischung aus Faszination und Ehrfurcht, während er beobachtete, wie sich die Stühle zu einem Kreis formierten. Sobald alle Platz genommen hatten, wandte Vinara sich Balkan zu.
»Ich denke, Lord Balkan sollte beginnen«, sagte sie, »da er der Erste war, der von den Morden erfahren hat.«
Balkan nickte zustimmend. »Vor zwei Stunden«, erklärte er, »hat Lord Jolen mittels Gedankenrede nach mir gerufen. Seine Stimme war sehr schwach, aber ich habe meinen Namen gehört und große Angst wahrgenommen. Als ich mich jedoch auf den Ruf konzentrierte, konnte ich nur die Identität des Sprechers feststellen und das Gefühl, dass er - mit Magie - von einem anderen verletzt wurde, bevor die Verbindung abrupt abbrach. Ich versuchte, den Kontakt zu Lord Jolen wiederherzustellen, bekam aber keine Antwort.
Ich habe dann Lady Vinara von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt und von ihr erfahren, dass Lord Jolen sich mit seiner Familie in der Stadt aufhielt. Sie konnte ihn ebenfalls nicht erreichen, also beschloss ich, das Haus seiner Familie aufzusuchen. Als ich dort erschien, kam kein Diener herbei, um mich zu empfangen. Ich öffnete das Schloss der Tür, und dahinter bot sich mir ein furchtbarer Anblick.«
Balkans Miene verfinsterte sich. »Alle Mitglieder des Haushalts waren getötet worden: Bei der Durchsuchung des Gebäudes stieß ich auf die Leichen von Jolens Familie und seinen Dienern. Ich habe die Opfer untersucht, konnte aber nicht mehr als Kratzer und Prellungen entdecken. Dann fand ich Jolens Leichnam.«
Er hielt inne, denn Lord Telano hatte einen Laut der Verwirrung ausgestoßen.
»Seinen Leichnam? Wie ist das möglich? Hat er sich nicht erschöpft?«
Lorlen sah, dass Vinara auf den Boden starrte und den Kopf schüttelte.
»Daraufhin habe ich Verbindung zu Vinara aufgenommen und sie gebeten, in Jolens Haus zu kommen, um die Opfer ihrerseits zu untersuchen«, fuhr Balkan fort. »Als sie erschien, bin ich zur Stadtwache geeilt, um zu hören, ob irgendwelche eigenartigen Geschehnisse in diesem Gebiet vorgefallen waren. Hauptmann Barran war anwesend; er hatte soeben eine Zeugin befragt.« Balkan hielt inne. »Hauptmann, ich denke, Ihr solltet uns die Geschichte der Zeugin erzählen.«
Der junge Wachmann blickte in die Runde, dann räusperte er sich.
»Ja, meine Herren - und meine Dame.« Er legte die Hände zusammen. »Aufgrund der zunehmenden Zahl der Morde habe ich in letzter Zeit viele Zeugen verhört, aber nur wenige von ihnen hatten etwas Nützliches gesehen. Einige Leute kamen in der Hoffnung, dass eine ihrer Beobachtungen - zum Beispiel von einem Fremden, der des Nachts durch ihre Straßen streifte - von Belang sein könnte. Die Geschichte dieser Frau unterschied sich nicht von den anderen - bis auf einen einzigen bemerkenswerten Vorfall.
Sie war am späten Abend auf dem Heimweg, nachdem sie Obst und Gemüse in eins der
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