Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
diesmal ihm eine Falle gestellt worden ist...«
Während sie verschiedene Ideen entwickelten und wieder verwarfen, hob sich Soneas Stimmung merklich. Vielleicht konnte Dorrien ihr tatsächlich helfen. In jedem Fall war er ganz anders, als sie es erwartet hatte. Genau genommen war er anders als alle Magier, denen sie bisher begegnet war.
Ich glaube, ich mag ihn, überlegte sie.
18. Freundschaft
Als Sonea auf ein Klopfen hin die Tür ihres Zimmers öffnete, blinzelte sie überrascht.
»Genug gelernt für heute«, erklärte Dorrien. »Du hast die ganze Woche jeden Abend hier gesessen und gebüffelt. Heute ist Freitag, und wir werden ausgehen.«
»Ausgehen?«, wiederholte Sonea.
»Ausgehen«, bekräftigte er.
»Wohin?«
Dorriens Augen funkelten. »Das«, sagte er, »ist ein Geheimnis.«
Sonea öffnete den Mund, um Einwände zu erheben, aber er legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Scht«, machte er. »Keine Fragen mehr.«
Mit einer Mischung aus Neugier und Verärgerung zog sie die Tür hinter sich zu und folgte Dorrien durch den Flur des Novizenquartiers. Als sie ein leises Geräusch hinter sich hörte, drehte sie sich um. Regin beobachtete sie aus der geöffneten Tür eines Raums, die Lippen zu einem verschlagenen Lächeln verzogen.
Kurz darauf verließen sie das Gebäude. Draußen schien die Sonne, obwohl auf dem Boden noch immer hoher Schnee lag. Dorrien legte ein zügiges Tempo an den Tag, und Sonea hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
»Wie weit ist es bis zu diesem geheimen Ort?«
»Nicht weit.« Dorrien lächelte.
Nicht weit. Wie die meisten von Dorriens Antworten half ihr auch diese Bemerkung nicht weiter. Sie presste die Lippen zusammen, fest entschlossen, keine Fragen mehr zu stellen.
»Bist du, seit du hierher gekommen bist, schon oft außerhalb des Geländes gewesen?«, fragte er, als sie sich der Universität näherten.
»Ein paar Mal. Allerdings nicht mehr, seit ich mit dem Studium begonnen habe.«
»Aber das war vor fast sechs Monaten!« Dorrien schüttelte den Kopf. »Rothen sollte wirklich zusehen, dass du mehr aus dem Haus kommst. Es ist ungesund, die ganze Zeit im Zimmer zu hocken.«
Erheitert über seinen missbilligenden Tonfall, lächelte Sonea. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Dorrien sich über einen längeren Zeitraum hinweg im Haus wohlgefühlt hätte. Sein Gesicht und seine Hände waren leicht gebräunt, was darauf schließen ließ, dass er viele Stunden im Freien verbrachte.
Insgesamt hatte sie eine jüngere Ausgabe von Rothen erwartet. Während Dorriens Augen von dem gleichen strahlenden Blau waren wie die seines Vaters, war sein Kinn schmaler und sein Körperbau weniger stämmig. Der Hauptunterschied lag jedoch in ihrem Charakter. Oder irrte sie sich da? Während Rothen mit Hingabe Novizen unterrichtete, setzte sich Dorrien mit der gleichen Leidenschaft für die Menschen in den Dörfern ein, die unter seiner Obhut standen. Die beiden Männer hatten lediglich unterschiedliche Disziplinen gewählt.
»Wenn du die Universität verlassen hast, wohin bist du dann gegangen?«, fragte Dorrien.
»Ich habe einige Male meine Tante und meinen Onkel in den Hüttenvierteln besucht«, antwortete sie. »Und ich glaube, dass sich einige Magier bei diesen Gelegenheiten Sorgen gemacht haben, ich könnte versuchen wegzulaufen.«
»Hast du je daran gedacht, das zu tun, Sonea?«
Erstaunt über diese Frage, sah sie ihn forschend an. »Manchmal«, gab sie zu und reckte das Kinn.
Dorrien lächelte. »Glaub nicht, du wärst der einzige Novize, der je daran gedacht hat«, sagte er leise. »Wir alle spielen von Zeit zu Zeit mit diesem Gedanken - im Allgemeinen kurz vor den Prüfungen.«
»Aber du bist am Ende aus der Gilde fortgekommen, nicht wahr?«, bemerkte Sonea.
Er lachte. »So könnte man es wohl betrachten.«
»Seit wann arbeitest du schon draußen auf dem Land?«
»Seit fünf Jahren.« Sie hatten inzwischen das Ende des Flurs erreicht und gingen die Treppe in der Eingangshalle hinauf.
»Vermisst du die Gilde?«
Er schürzte die Lippen. »Manchmal. Vor allem vermisse ich meinen Vater, aber mir fehlt auch der Zugang zu all den Heilpflanzen und dem Wissen der Gilde. Wenn ich herausfinden muss, wie eine Krankheit zu behandeln ist, kann ich natürlich Kontakt zu den Heilern hier aufnehmen, aber es dauert länger, und oft fehlen mir die notwendigen Medikamente.«
»Gibt es dort, wo du jetzt lebst, auch ein Heilerquartier?«
»Nein.« Dorrien lächelte. »Ich lebe ganz
Weitere Kostenlose Bücher