Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
aber sie waren trotzdem ein Teil ihrer Heimat.
Und dahinter lagen fremde Länder, von deren Existenz sie erst seit kurzem wusste.
»Bist du jemals außerhalb von Kyralia gewesen?«
»Nein.« Dorrien zuckte die Achseln. »Eines Tages werde ich vielleicht auf Reisen gehen. Bisher hatte ich nie einen guten Grund dazu, und ich bleibe meinem Dorf nicht gern allzu lange fern.«
»Was ist mit Sachaka? Du lebst doch ganz in der Nähe eines der Pässe, nicht wahr? Warst du nie in Versuchung, einmal einen Abstecher dorthin zu machen?«
Er schüttelte den Kopf. »Einige der Hirten waren in Sachaka, wahrscheinlich um festzustellen, ob es sinnvoll wäre, ihr Vieh dort grasen zu lassen. Auf der anderen Seite gibt es keine Städte, nicht einmal, wenn man mehrere Tage reitet. Nur Ödland.«
»Das Ödland, das durch den Krieg entstanden ist?«
»Ja.« Er nickte. »Wie ich sehe, hast du im Geschichtsunterricht gut aufgepasst.«
Sie zuckte die Achseln. »Das war das einzig Interessante bisher. Alles andere - die Allianz und die Bildung der Gilde - ist entsetzlich langweilig.«
Er lachte, dann löste er sich vom Geländer. Langsam gingen sie zurück zum Treppenhaus. Dorrien blieb an der obersten Stufe stehen und legte Sonea die Hand auf den Arm.
»Also, hat dir meine Überraschung gefallen?«
Sie nickte. »Ja.«
»Besser als lernen?«
»Natürlich.«
Er grinste und trat zur Seite. Als er sich plötzlich in die Tiefe fallen ließ, schnappte Sonea nach Luft. Einen Moment später stieg er wieder empor - auf einer Scheibe aus magischer Energie schwebend. Sie presste sich eine Hand auf die Brust.
»Du hast mich fast zu Tode erschreckt, Dorrien!«, tadelte sie ihn.
Er lachte. »Willst du die Kunst des Schwebens erlernen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Natürlich willst du das.«
»Ich muss für morgen noch drei Kapitel lesen.«
Seine Augen blitzten. »Das kannst du heute Abend tun. Möchtest du es lieber lernen, wenn andere Novizen zusehen? Wenn ich es dir jetzt beibringe, wird niemand außer mir die Fehler sehen, die du machst.«
Sie biss sich auf die Unterlippe. Er hatte nicht ganz Unrecht...
»Nur zu«, drängte er sie. »Wenn du dich weigerst, lasse ich dich unten nicht durch die Tür.«
Sonea verdrehte die Augen. »Also gut.«
Das Gildehaus in Kikostadt stand an einem steilen Abhang. Von zahlreichen Balkonen aus hatten Besucher einen Blick auf das Meer, die Strände und die lange, gewundene Straße - auf der die Menschen noch immer feierten. Rhythmische Musik drang an Dannyls Ohren. In der einen Hand hielt er ein Glas mit elynischem Wein, in der anderen die Flasche. Er nahm einen Schluck, dann löste er sich von der Brüstung des Balkons, ging zu einem Sessel hinüber, setzte sich, streckte die Beine aus und ließ seine Gedanken schweifen.
Wie immer drehten sie sich um Tayend.
Seit dem Überfall war der Gelehrte in Dannyls Gegenwart verlegen und nervös gewesen. Obwohl Dannyl versucht hatte, sich so zu benehmen wie immer, hatte er Tayend offensichtlich nicht davon überzeugen können, dass sein Geheimnis unentdeckt geblieben war. Jetzt hatte er Angst, dass Dannyl seine Freundschaft zurückweisen würde. Diese Angst war durchaus nicht unvernünftig. Obwohl ein Mann in Kyralia, anders als in Lonmar, wegen dieses »inakzeptablen« Verhaltens nicht hingerichtet wurde, galt es dort dennoch als falsch und unnatürlich. Als damals die Gerüchte über ihn in Umlauf gekommen waren, hatte Dannyl gehört, dass man es ihm, falls sich diese Dinge als wahr erweisen sollten, vielleicht nicht gestatten würde, seinen Abschluss zu machen.
In all den Jahren seither hatte er alles darangesetzt, nicht abermals einen solchen Verdacht auf sich zu lenken. In den vergangenen Tagen war ihm ein beunruhigender Gedanke gekommen: Wenn Tayends Vorlieben in Elyne ein offenes Geheimnis waren, ließ es sich nicht vermeiden, dass bei Hof auch über ihn, Dannyl, Spekulationen angestellt wurden. Das Gerücht aus seiner Vergangenheit würde dem Tratsch zusätzliche Nahrung geben, und während solches Gerede in Elyne nicht weiter gefährlich sein mochte, konnte er sich vorstellen, was geschah, wenn diese Dinge die Gilde erreichten...
Dannyl schüttelte den Kopf. Nachdem er mehrere Monate mit Tayend gereist war, ließ sich der Schaden, den sein Ruf womöglich erlitten hatte, ohnehin nicht mehr beheben. Um seines Rufes willen sollte er direkt nach seiner Rückkehr nach Elyne jeden Kontakt zu Tayend abbrechen. Er sollte völlig zweifelsfrei klar
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