Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
hervor, »wenden wir uns wieder nach Norden.«
Bevor sie Einwände erheben konnte, war er bereits weitergegangen. Da der Weg nicht länger hügelaufwärts führte, beruhigte sich Soneas hämmerndes Herz langsam. Auf einem Felsvorsprung verschwand Dorrien plötzlich. Sonea folgte seinen Spuren im Schnee und fand sich kurz darauf in einem kleinen Kreis von Steinbrocken wieder. Die Bäume wuchsen hier so dicht, dass der Ort im Sommer wohl kaum wiederzufinden war. An einer Seite plätscherte Wasser an den Felsen herunter und sammelte sich zu einem von Eis umgebenen Teich, bevor es über andere Felsen weiterfloss.
Dorrien stand einige Schritte von ihr entfernt und lächelte. »Das ist sie. Die Quelle. Hier kommt das Wasser der Gilde her.«
Sonea trat neben ihn und sah, dass das Wasser aus einer Spalte in den Felsen sickerte. »Im Sommer muss es hier wunderschön sein«, flüsterte sie.
»Warte nicht auf den Sommer.« Dorriens Augen leuchteten. »Im Frühling ist es hier genauso schön. Ich bin immer hierher gekommen, sobald der Schnee geschmolzen war.«
Sonea versuchte, sich Dorrien als Jungen vorzustellen, wie er den Hang hinaufgeklettert war und ganz allein an dieser Quelle gesessen hatte. Sie würde zurückkommen, beschloss sie. Hierher würde sie gehen, wenn sie ein wenig Zeit für sich brauchte, abseits von Regin und den anderen Novizen. Vielleicht hatte Dorrien genau das beabsichtigt.
»Was denkst du, kleine Sonea?«
»Ich möchte dir danken.«
Er hob die Augenbrauen. »Mir danken?«
»Dafür, dass du Regin in die Falle gelockt hast. Dafür, dass du mich auf das Dach der Universität geführt hast.« Sie kicherte. »Und dafür, dass du mir das Schweben beigebracht hast.«
»Ah.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das war nicht weiter schwierig.«
»Und dafür, dass du mir geholfen hast, meine Lebensfreude wiederzufinden. Ich hatte schon fast geglaubt, dass ein Magier keinen Spaß haben könne.« Sie lächelte schief. »Ich weiß, dass du in dein Dorf zurückkehren musst, aber ich wünschte, du könntest länger bleiben.«
Seine Miene wurde ernst. »Auch ich werde dich vermissen, kleine Sonea.« Er trat einen Schritt auf sie zu, dann öffnete er den Mund, als wollte er noch etwas sagen. Stattdessen legte er ihr jedoch nur einen Finger unter das Kinn, hob ihren Kopf an und drückte die Lippen auf ihren Mund.
Überrascht zog Sonea sich ein wenig zurück. Er stand sehr dicht vor ihr und sah sie mit fragendem Blick an. Plötzlich fühlte sich ihr Gesicht seltsam heiß an, und ihr Herz schlug sehr schnell. Sie lächelte töricht, und obwohl sie es versuchte, konnte sie nichts dagegen tun. Dorrien lachte leise, dann beugte er sich vor, um sie abermals zu küssen.
Diesmal verweilten seine Lippen länger auf ihren, und sie war sich der Wärme und der Weichheit seines Mundes bewusst. Ein Schaudern überlief sie, das nichts mit Kälte zu tun hatte. Als er sich von ihr löste, machte sie einen winzigen Schritt auf ihn zu, um die Berührung in die Länge zu ziehen.
Sein Lächeln verblasste. »Es tut mir Leid, das war nicht fair von mir.«
Sie schluckte und fand endlich ihre Stimme wieder. »Nicht fair?«
Er blickte mit ernster Miene zu Boden. »Weil ich fortgehe. Weil du vielleicht jemand anderen brauchen wirst, den du meinetwegen zurückweisen könntest.«
Sie lachte ein wenig verbittert. »Das bezweifle ich.«
Ein seltsam zurückhaltender Ausdruck war in Dorriens Augen getreten. Sonea runzelte die Stirn. Dachte er jetzt, dass sie seine Aufmerksamkeit nur deshalb willkommen hieß, weil sie glaubte, dass sich niemals ein anderer Mann auf solche Weise für sie interessieren würde?
Und glaubte sie das wirklich? Bis vor wenigen Sekunden hatte sie nicht einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen, Dorrien könnte mehr für sie sein als nur ein Freund. Langsam schüttelte sie den Kopf, dann lächelte sie. »Du hast mich diesmal ziemlich überrascht, Dorrien.«
Seine Mundwinkel zuckten.
Dorrien?
Sie erkannte Rothens Gedankenstimme.
- Vater, erwiderte Dorrien.
- Wo bist du?
- Ich habe einen Morgenspaziergang gemacht.
- Der Stallmeister ist hier.
- Ich komme gleich.
Dorrien sah sie entschuldigend an. »Ich fürchte, der Weg hierher hat länger gedauert, als ich gedacht hatte.«
Ein Stich der Furcht durchzuckte sie. Würde sie zu spät zu ihren Prüfungen kommen?
»Lass uns gehen.«
Sie machten sich auf den Rückweg, und nachdem sie einige Minuten durch den Wald gegangen waren, kamen sie zu dem
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