Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
Botschafter in Elyne war, ruhen lassen musste.
»Es gibt zu viele Alchemisten und zu wenig Heiler«, fuhr Dorrien fort. »Die Heiler beschränken ihre Arbeit auf Menschen mit Geld und Ansehen, weil sie keine Zeit haben, alle Bedürftigen zu behandeln. Wir alle lernen die Grundlagen der Heilkunst. Es gibt keinen Grund, warum Alchemisten und Krieger nicht einen Teil ihrer Zeit darauf verwenden sollten, den Heilern zur Hand zu gehen. Auf diese Weise könnten wir mehr Menschen helfen. Ich behandle jeden, der meine Hilfe benötigt: Hirten, Zünftler, Bauern, Reisende. Es gibt keinen guten Grund, warum die Heiler hier nicht das Gleiche tun sollten. Die Zünftler zahlen Steuern, und ein Teil dieser Steuern fließt in den Erhalt der Gilde. Sie sollten Zugang zu den Dienstleistungen haben, die sie mit ihren Steuern unterstützen.«
Seine Stimme hatte einen leidenschaftlichen Tonfall angenommen; diese Dinge gingen ihm offensichtlich sehr nahe.
»Und die Menschen in den Hüttenvierteln?«, hakte Sonea nach.
Dorrien verlangsamte seine Schritte und drehte sich zu ihr um. »Ja«, sagte er, »auch ihnen sollten wir helfen. Obwohl ich denke, dass wir sehr vorsichtig zu Werke gehen müssten.«
Sie runzelte die Stirn. »Weshalb?«
»Die Hüttenviertel sind Teil eines erheblich größeren Problems, und es bestünde durchaus die Gefahr, dass wir dort eine Menge Zeit und Kraft vergeudeten. Die Hüttenviertel sind, wenn du mir diese Ausdrucksweise verzeihen kannst, Eiterbeulen auf der Haut der Stadt und weisen auf tiefere Probleme in deren Körper hin. Die Eiterbeulen werden erst verschwinden, wenn man die tiefer liegenden Schwierigkeiten angeht.«
»Tiefer liegende Schwierigkeiten?«
»Nun, wenn ich meinen Vergleich weiterspinne, würde ich sagen, dass die Stadt zu einem fetten alten Krieger geworden ist, der sich mit Süßigkeiten voll stopft. Entweder weiß er nicht, dass seine Gier seinen Körper zerstört, oder es ist ihm egal. Ebenso wenig begreift er, dass sein fetter Wanst ihn verunstaltet. Er ist schon lange nicht mehr gesund und kräftig, aber da er keine Feinde mehr hat, die ihm Kopfzerbrechen bereiten, ist er vollauf zufrieden damit, sich bequem zurückzulehnen und sich gehen zu lassen.«
Sonea sah ihn beeindruckt an. Sie verstand, was er mit diesem Bild sagen wollte: Der König und die Häuser waren faul und gierig, und die übrigen Bürger der Stadt - wie die Hüttenleute - zahlten den Preis dafür. Mit einem Ausdruck von Unsicherheit in den Augen wandte Dorrien sich ihr wieder zu.
»Das soll natürlich nicht bedeuten«, fügte er hastig hinzu, »dass wir nichts dagegen unternehmen sollten, weil das Problem einfach zu groß ist. Ich bin vielmehr der Meinung, dass wir dringend etwas unternehmen sollten.«
»Was zum Beispiel?«
Er lächelte. »Ich möchte uns unseren Spaziergang nicht mit weitschweifigen Reden verderben. Ah, da haben wir ja schon das Altenteil der Gilde erreicht.«
Dorrien führte Sonea an den Häusern der älteren Bewohner der Gilde vorbei, die hier ihren Ruhestand verbrachten. Am Ende der Straße angekommen, gingen sie in den Wald. Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln.
Schon bald wurde der Boden uneben, und Sonea hatte mit ihrem schweren Bücherkoffer Mühe, das Gleichgewicht zu halten, deshalb stellte sie ihn auf einen umgestürzten Baumstamm und schützte ihn mit einer Barriere aus Magie. Schwer atmend folgte Sonea Dorrien einen steilen Hügel hinauf, bis ihr Gefährte endlich stehen blieb und die Hand auf den Stamm eines gewaltigen Baumes legte.
»Der erste Orientierungspunkt. Präg dir diesen Baum gut ein, Sonea. Hier wendest du dich nach Osten und setzt deinen Weg fort, bis du auf die Mauer stößt.«
»Die Äußere Stadtmauer?«
Er nickte. Sonea unterdrückte ein Stöhnen. Die Äußere Mauer musste tief im Wald liegen. Sie trotteten noch mehrere Minuten hügelaufwärts, bis Sonea völlig außer Atem war.
»Halt!«, rief sie, als sie das Gefühl hatte, dass ihre Beine sie nicht länger trugen.
Dorrien drehte sich grinsend um, und sie stellte zu ihrer Befriedigung fest, dass auch er ein wenig keuchte. Er deutete auf einen Haufen schneebedeckter Felsen, der vor ihnen lag. »Die Mauer.«
Sonea musterte verwundert den Schnee, bis ihr klar wurde, dass die Felsen darunter in Wirklichkeit gewaltige Steinquader waren, die sich quer durch den Wald zogen. Diese Trümmer waren alles, was von der Äußeren Mauer übrig geblieben war.
»Von hier aus«, stieß Dorrien - immer noch atemlos -
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