Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
»Ein weiteres Geheimversteck von dir?«
Dorrien lächelte. »Ja, aber diesmal ist es wirklich ein Geheimnis.«
»Tatsächlich? Wenn du es mir zeigst, wird es allerdings nicht länger ein Geheimnis sein.«
Er kicherte. »Wahrscheinlich nicht. Es ist einfach ein Ort, den ich als Junge gern besucht habe. Wann immer ich in Schwierigkeiten war, habe ich mich dort versteckt.«
»Dann warst du sicher sehr oft dort.«
»Selbstverständlich.« Er grinste. »Also, kommst du mit?«
Sie betrachtete nachdenklich ihren Bücherkoffer. Eigentlich hatte sie vom Badehaus direkt in den Speisesaal gehen wollen. »Wird es lange dauern?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich werde dich rechtzeitig zu den Prüfungen zurückbringen.«
»Also schön«, sagte sie.
Er bog in den Weg ein, der in den Wald führte. Sonea ging neben ihm her und dachte an das letzte Mal, als sie diesen Weg genommen hatte. Es war in einer kalten Nacht vor fast einem Jahr gewesen, als sie noch eine »Gefangene« der Gilde gewesen war. Rothen hatte gemeint, sie brauche frische Luft und ein wenig Bewegung. Nicht weit entfernt von hier lag ein alter Friedhof, und Rothen hatte ihr erklärt, was mit Magiern geschah, wenn sie starben.
Bei der Erinnerung daran schauderte sie. Wenn das Leben eines Magiers endete, verlor sein Geist die Kontrolle über seine Kräfte. Die verbliebene Magie verzehrte daraufhin seinen Körper und verwandelte Fleisch und Knochen in Asche und Staub. Da nichts übrig blieb, was man hätte begraben können, wurden Magier niemals beerdigt, und die Existenz eines alten Friedhofs war ein Rätsel.
Wie immer legte Dorrien ein zügiges Tempo vor, und Sonea musste sehr schnell gehen, um mit ihm Schritt zu halten. Sie wusste, dass er darauf brannte, in sein Dorf zurückzukehren, aber sie wünschte sich trotzdem, er hätte ein wenig länger bleiben können. Sie hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt wie in den vergangenen Wochen. Sie war natürlich gern mit Rothen zusammen, aber Dorrien war so voller Energie, voller Ideen. Er hatte ihr das Schweben beigebracht, und er hatte sie mehrere Spiele gelehrt. All diese Spiele drehten sich um Magie, und Dorrien genoss es offensichtlich, einen Partner zu haben, mit dem er spielen konnte.
»Was ist das für ein Gefühl, der einzige Magier inmitten gewöhnlicher Menschen zu sein?«, erkundigte sie sich.
Dorrien dachte über ihre Frage nach. »Es ist befriedigend und gleichzeitig anstrengend. Die Menschen vergessen niemals, dass du anders bist, wie nahe du ihnen auch kommen magst. Sie fühlen sich unbehaglich, weil du etwas tun kannst, das sie nicht begreifen. Einige der Bauern erlauben mir nicht, sie zu berühren, obwohl sie nichts dagegen haben, wenn ich ihre Tiere heile.«
Sie nickte. »Die Menschen in den Hüttenvierteln sind genauso. Sie haben Angst vor Magiern.«
»Zu Anfang hatten die meisten Bauern tatsächlich Angst vor mir. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um ihr Vertrauen zu gewinnen.«
»Bist du nicht einsam dort oben?«
»Manchmal. Aber das ist es wert.« Sie hatten inzwischen die Straße erreicht, und Dorrien bog nach links ab. »Ich habe das Gefühl, dass es richtig ist, was ich tue. Manche Menschen in den Bergen hätten ihr Leben verloren, wenn ich nicht da gewesen wäre, um ihnen zu helfen.«
»Es muss wunderbar sein, zu wissen, dass man einem Menschen das Leben gerettet hat.«
Dorrien lächelte. »Das ist die beste Verwendung von Magie, die man sich vorstellen kann. Alles andere ist im Vergleich dazu nur ein frivoles Spiel. Vater würde das natürlich bestreiten, aber ich war schon immer der Meinung, Alchemie sei eine Verschwendung von Magie, und die Kriegskünste... nun, was soll ich dazu sagen?«
»Die Alchemisten behaupten, sie hätten Dinge geschaffen und ersonnen, die das Leben der Menschen sicherer und bequemer gemacht haben«, wandte Sonea ein. »Die Krieger behaupten, sie würden für die Verteidigung Kyralias dringend benötigt.«
Er nickte. »Die Alchemisten haben tatsächlich einiges an guter Arbeit geleistet, und es wäre höchst unklug, wenn die Magier vergessen würden, wie sie sich verteidigen können. Wahrscheinlich hege ich einfach einen Groll gegen jene, die sich nur ihren eigenen Neigungen hingeben, statt anderen zu helfen. Meiner Meinung nach verschwenden sie ihre Zeit.«
Sonea lächelte bei dem Gedanken an Dannyls Experimente. Er beschäftigte sich mit dem Versuch, geistige Bilder auf Papier zu überführen, eine Tätigkeit, die er jetzt, da er
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