Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
Baumstamm, auf dem sie ihren Bücherkoffer zurückgelassen hatte. Als sie kurz darauf die Straße erreichten, verfielen sie in Laufschritt.
Von Zeit zu Zeit sah sie zu Dorrien hinüber und fragte sich, was er denken mochte. Dann wieder ertappte sie ihn dabei, dass er sie beobachtete, und wenn ihre Blicke sich trafen, lächelte er. Schließlich griff er nach ihrer Hand. Seine Finger waren warm, und als die Gilde in Sicht kam und er ihre Hand losließ, war Sonea seltsam enttäuscht.
Vor dem Magierquartier kam ihnen Rothen entgegen. »Dein Pferd steht schon für dich bereit, Dorrien.« Rothen musterte sie beide von Kopf bis Fuß und zog die Augenbrauen hoch, als er den Schnee auf ihren Schuhen und ihren Roben bemerkte. »Ihr wärt beide gut beraten, wenn ihr eure Kleider trocknen würdet.«
Als sie den Pfad entlanggingen, der an der Universität vorbeiführte, stieg bereits Dampf von Dorriens Robe auf. Sonea konzentrierte sich, dann erwärmte auch sie die Luft um sich herum, bis ihr Gewand getrocknet war. An der Treppe vor der Universität erwartete sie ein Diener, der die Zügel von Dorriens Pferd festhielt.
Dorrien umarmte zuerst Rothen, dann Sonea. »Passt aufeinander auf«, sagte er.
»Pass du auf dich auf«, erwiderte Rothen. »Und versprich mir, dass du nicht durch Schneestürme reitest, nur um schneller nach Hause zu kommen.«
Dorrien schwang sich in den Sattel. »Es hat noch nie einen Schneesturm gegeben, der mich davon abgehalten hätte, nach Hause zurückzukehren!«
»Worüber hast du dann während der letzten vier Wochen ständig gejammert?«
»Ich? Gejammert?«
Rothen verschränkte lachend die Arme vor der Brust. »Mach, dass du fortkommst, Dorrien.«
Dorrien grinste. »Auf Wiedersehen, Vater.«
»Auf Wiedersehen, Dorrien.«
Dorriens Blick huschte zu Sonea hinüber. Sie nahm eine zaghafte Berührung in ihren Gedanken wahr.
- Auf Wiedersehen, Sonea. Lerne schnell.
Dann galoppierte Dorriens Pferd davon, durch die Tore hindurch und hinaus auf die schneebedeckten Straßen der Stadt.
Einige Sekunden lang blieben sie an den Toren stehen und sahen ihm nach. Dann drehte Rothen sich seufzend zu Sonea um. Seine Augen wurden schmal.
»Hm«, sagte er, »irgendetwas ist hier doch im Gange.«
Sie sah ihn unschuldig an. »Und was sollte das sein?«
»Keine Bange.« Er lächelte wissend, dann ging er langsam die Treppe hinauf. »Ich bin damit einverstanden. Der Altersunterschied dürfte wohl kaum eine Rolle spielen. Es sind schließlich nur wenige Jahre. Aber dir ist doch klar, dass du bis zu deinem Abschluss hier bleiben musst, nicht wahr?«
Sonea öffnete den Mund, um zu protestieren, klappte ihn jedoch wieder zu, als sie eine Bewegung in der Eingangshalle wahrnahm. Sie griff nach Rothens Arm.
»Es macht mir nichts aus, wenn Ihr Euch gewissen Spekulationen hingebt, Rothen«, bemerkte sie leise. »Aber ich wäre Euch dankbar dafür, wenn Ihr Eure Gedanken für Euch behalten würdet.«
Er sah sie überrascht an. Sie selbst hielt den Blick auf die Halle gerichtet. Als sie durch die Tür traten, bemerkte Sonea einen anderen Novizen, der hastig die Treppe hinauflief.
Ihr Magen krampfte sich zusammen. Bevor Regin verschwunden war, hatte sie einen Blick auf sein Gesicht werfen können. Nachdem Regin dabei erwischt worden war, wie er ihr einen Diebstahl in die Schuhe hatte schieben wollen, erfreute sie sich bei den Lehrern nun vielleicht einer gewissen widerstrebenden Sympathie, aber sie bezweifelte, dass sie deshalb vor Regins Spott sicher war. In der letzten Zeit war der Junge mit den Vorbereitungen auf die Prüfungen beschäftigt gewesen, aber Sonea vermutete, dass er bereits einen besonders abscheulichen Racheplan ausgeheckt hatte.
»Ich sehe Euch dann heute Abend«, sagte sie zu Rothen.
Er nickte ernst. »Viel Glück, Sonea. Ich weiß, dass du deine Sache gut machen wirst.«
Sie lächelte, dann machte sie sich auf den Weg die Treppe hinauf. Die Universität war voller Novizen, deren leise, angespannte Stimmen eine Atmosphäre der Erwartung und der Furcht schufen. Kurz darauf betrat sie ihr Klassenzimmer.
Regin saß auf seinem angestammten Platz und musterte sie eingehend. Sie wandte sich ab, verbeugte sich vor den beiden Lehrern, die an der vorderen Seite des Raumes standen, und ging zu ihrem Stuhl hinüber. Als sie ihre Notizen über das Geschichtsprojekt herausholte, das sie für Lord Skoran hatten bearbeiten müssen, stellte sie erleichtert fest, dass sie unbeschädigt waren. Fast hatte sie damit
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