Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
stattfinden, daher war es das Beste, wenn sie ihre Notizen noch einmal durchging.
Rothen stand vor dem Fenster und blickte zur Residenz des Hohen Lords hinüber. Vor ungefähr zwei Stunden waren im Nordturm des Gebäudes kleine helle Quadrate aufgetaucht. Rothen war davon überzeugt, dass Soneas Räume hinter diesen Fenstern lagen. Welche Ängste sie jetzt ausstehen und wie verloren sie sich fühlen musste …
Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte. Er zwang sich dazu, zu seinem Sessel im Empfangsraum zurückzukehren, setzte sich hin und betrachtete die Überreste seiner halb verzehrten Mahlzeit.
Was kann ich tun? Es muss doch irgendetwas geben, was ich tun kann.
Diese Frage hatte er sich wieder und wieder gestellt. Und jedes Mal fiel die Antwort gleich aus.
So viel du zu tun wagst.
Alles hing von Soneas Sicherheit ab. Am liebsten wäre er aus dem Raum gestürzt, um die Wahrheit herauszuschreien, um all die Magier wachzurütteln, die Akkarins Entscheidung so blind akzeptiert hatten. Aber wenn er das tat, das wusste er, wäre Sonea die Erste, die Akkarin zum Opfer fallen würde. Er würde ihre Kraft nutzen, um gegen die Gilde zu kämpfen; Soneas Tod würde Akkarin helfen, alle anderen Magier zu besiegen.
Rothen wünschte sich verzweifelt, er hätte mit Lorlen reden können. Aber Akkarin hatte jeden Kontakt zwischen ihnen verboten, und selbst wenn Rothen es riskiert hätte, Lorlen aufzusuchen, wäre ihm das nicht möglich gewesen. Der Administrator hatte sich in seine Wohnräume zurückgezogen, um sich auszuruhen. Seit Rothen das gehört hatte, quälte ihn die Frage, ob Lorlen bei seiner Auseinandersetzung mit Akkarin verletzt worden war. Diese Möglichkeit war beängstigend. Wenn Akkarin seinem engstem Freund etwas antun konnte, welche Gefahren drohten dann jenen, die ihm gleichgültig waren?
Fragen über Fragen gingen Rothen durch den Kopf. Wie lange praktizierte Akkarin bereits schwarze Magie? Seit er zum Hohen Lord ernannt worden war? Länger?
Seit Sonea ihm von Akkarins Geheimnis erzählt hatte, hatte Rothen viele Male darüber nachgedacht, wie Akkarin dazu gekommen war, schwarze Magie zu erlernen. Es hieß allgemein, die Gilde habe bereits vor Jahrhunderten sämtliches Wissen über diese Magie zerstört. Man erklärte den Höheren Magiern, woran sie sie erkennen konnten, aber das war alles. Dennoch war es möglich, dass Akkarin Zugang zu vergessenen Dokumenten hatte, die irgendwo in der Gilde verborgen waren.
Hatte er bereits vor seinen Reisen Kenntnisse über schwarze Magie gehabt, oder waren es gerade diese Reisen gewesen, die ihm Zugang zu dem verbotenen Wissen verschafft hatten?
Plötzlich kam Rothen eine Idee: In denselben Quellen, die Kenntnisse über diese dunklen Kräfte lieferten, ließ sich vielleicht auch ein Gegenmittel finden. Wenn Akkarin während seiner Reisen auf schwarze Magie gestoßen war, dann konnte ein anderer Magier vielleicht das Gleiche tun. Rothen seufzte. Wenn er die Gilde hätte verlassen können, hätte er all seine Kraft darauf verwandt, nach diesem Wissen zu suchen. Aber er konnte nicht fortgehen. Wahrscheinlich behielt Akkarin ihn genau im Auge. Er würde nicht wollen, dass Rothen in den Verbündeten Ländern umherstreifte, wo er ihn nicht beobachten konnte.
Dann muss es ein anderer tun. Rothen nickte vor sich hin. Jemand, dem es freisteht zu reisen. Jemand, der diese Aufgabe erfüllen wird, ohne viele Fragen zu stellen. Jemand, dem ich vertrauen kann ...
Langsam breitete sich ein Lächeln auf Rothens Zügen aus. Er kannte genau den richtigen Mann für diese Aufgabe.
Dannyl.
Hunderte von Fackeln flackerten im kühlen Abendwind. Der Trommler am Bug des Bootes gab den langsamen Rhythmus vor, nach dem sich die Männer in die Riemen legten. Die Felsen warfen leise, getragene Gesänge zurück, die Dannyl frösteln ließen. Er sah zu Tayend hinüber, der voller Staunen die anderen Boote um sie herum betrachtete. Nach einigen Wochen der Ruhe wirkte der Höfling inzwischen deutlich gesünder.
»Geht es dir gut?«, murmelte Dannyl.
Tayend nickte und deutete auf den Schiffsrumpf. »Wir haben praktisch keinen Seegang.«
Kurz darauf war ein leises, scharrendes Geräusch zu hören. Die Ruderer sprangen leichtfüßig in das seichte Wasser und zogen das Boot auf den Strand. Als das Wasser sich zurückgezogen hatte, sprang Tayend ebenfalls von Bord und fluchte leise, als seine eleganten Schuhe im nassen Sand versanken.
Leise lachend
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