Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
stieg nun auch Dannyl aus, und gemeinsam gingen sie über den Strand auf den von Fackeln beschienenen Weg zu. Vor ihnen setzte sich eine Prozession trauernder Menschen den Felsen hinauf in Bewegung. Dannyl und Tayend hielten respektvoll Abstand.
Jeden Monat bei Vollmond besuchte das Volk von Vin diese Höhlen, in denen sich die Gräber der Toten befanden. Die Menschen legten Geschenke vor die Überreste ihrer Vorfahren und wandten sich mit ihren Sorgen an die Geister der Toten. Einige der Gräber waren so alt, dass es keine Nachfahren mehr gab, die sie besuchten, und eines der ältesten Gräber war der Grund, warum Dannyl und Tayend hierher gekommen waren.
Schweigend, wie die Sitte der Vindo es verlangte, machten sie sich an den Aufstieg. Als sie die ersten Höhlen erreichten, war Tayend bereits außer Atem. Nach einer kurzen Rast setzten er und Dannyl den Weg über die schmalen Treppenstufen fort, die in den Felsen gehauen worden waren.
»Warte. Sieh dir das an.«
Tayend zeigte auf einen Höhleneingang, an dem sie gerade vorbeigegangen waren. Eine Verwerfung im Fels verbarg einen schmalen Riss, der gerade breit genug war, dass sich ein Mann seitlich hindurchschieben konnte. Darüber war ein Symbol in den Felsen eingemeißelt.
Dannyl erkannte das Symbol und ging auf den Felsspalt zu, um hindurchzuspähen. Er konnte nur Schwärze sehen. Schließlich trat er einen Schritt zurück und schuf eine Lichtkugel.
Als das Licht auf das Gesicht eines Mannes fiel, stieß Tayend einen unterdrückten Schrei aus. Der Mann blinzelte Dannyl an und murmelte einige Worte in der Sprache der Vindo. Als Dannyl klar wurde, dass er hier einen Grabwächter vor sich hatte, sprach er die rituellen Grußworte, die man ihn gelehrt hatte.
Der Mann nickte zur Antwort, dann trat er beiseite und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Als Dannyl sich durch die Öffnung schob, beleuchtete seine Lichtkugel die blank polierte Zeremonienrüstung des Mannes und das kurze Schwert, das er an der Hüfte trug. Der Wächter verbeugte sich steif.
Sie waren in einen kleinen Raum gelangt. Ein niedriger Gang führte tiefer in den Felsen hinein, dessen Wände über und über mit Gemälden bedeckt waren. Tayend stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
»Ihr braucht einen Führer«, sagte der Wächter. »Damit ihr euch nicht verirrt. Ihr dürft nichts von hier mitnehmen, nicht einmal einen Stein.« Er zog eine kleine Flöte hervor und entlockte ihr einen einzelnen Ton. Kurz darauf erschien ein Junge, der nur ein schlichtes, gegürtetes Hemd trug, in der Tür. Er winkte Dannyl und Tayend zu sich heran und bedeutete ihnen vorauszugehen. Schweigend folgte er ihnen durch einen schmalen Tunnel.
Tayend setzte sich an die Spitze der kleinen Gruppe, und da er jedes einzelne der Wandgemälde genau betrachtete, kamen sie nur langsam voran.
»Irgendetwas Interessantes?«, fragte Dannyl, als der Gelehrte zum dritten Mal stehen blieb.
»Oh ja«, flüsterte Tayend. Dann lächelte er Dannyl entschuldigend an. »Es hat allerdings nichts mit dem zu tun, wonach du suchst.«
Je weiter sie kamen, desto unwohler fühlte sich Dannyl. Falls der Tunnel einstürzte, konnte er eine Barriere heraufbeschwören und verhindern, dass sie von dem Erdreich zerquetscht wurden. Er hatte etwas Ähnliches vor einem Jahr getan, als die Diebe einen ihrer Tunnel zum Einsturz gebracht hatten, um Sonea vor der Gilde zu verstecken.
Aber dies war etwas anderes; dieser Felsen war bei weitem gewaltiger als alles, womit er es in Imardin je zu tun gehabt hatte. Schaudernd zwang er sich weiterzugehen.
»Geht es dir gut?«
Dannyl zuckte heftig zusammen. Tayend hatte sich zu ihm umgewandt und sah ihn forschend an.
»Natürlich. Warum fragst du?«
»Du atmest ein wenig schnell.«
»Oh. Tue ich das?«
»Ja.«
Nach einigen weiteren Schritten holte Dannyl schließlich tief Luft und begann eine Übung zur Beruhigung des Geistes.
Tayend musterte ihn und lächelte. »Hast du Probleme damit, dich unter der Erde aufzuhalten?«
»Nein.«
»Viele Menschen fühlen sich an solchen Orten unwohl. In der Bibliothek habe ich im Laufe der Jahre viele Besucher gehabt, die in Panik geraten sind, deshalb kenne ich die Anzeichen. Du sagst mir Bescheid, wenn du in Panik gerätst, ja? Ich finde den Gedanken ein wenig beunruhigend, in der Nähe eines Magiers zu sein, der die Beherrschung verliert.«
Dannyl lächelte. »Mir geht es gut. Ich musste nur an einige unangenehme Erfahrungen denken, die ich an ähnlichen Orten gemacht
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