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Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice

Titel: Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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Zweck gab es in den Hüttenvierteln spezielle kleine Klingen, die die Form von Ösen hatten. Es bedurfte lediglich eines »versehentlichen« Zusammenstoßes, einer Entschuldigung und eines hastigen Rückzugs. Der Mann bemerkte wahrscheinlich erst zu Hause, dass er bestohlen worden war. Und was den Armreif dieser Frau betraf...
    Sonea schüttelte den Kopf. Wie soll ich mich mit diesen Leuten anfreunden, wenn ich gleichzeitig nur daran denken kann, wie einfach es wäre, sie auszurauben? Dennoch konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie war als Taschendiebin genauso geschickt gewesen wie all ihre Kindheitsfreunde - nur Cery hatte sich vielleicht noch besser darauf verstanden als sie selbst -, und obwohl ihre Tante Jonna Sonea schließlich davon überzeugt hatte, dass Diebstahl Unrecht sei, hatte Sonea die Tricks dieses Gewerbes keineswegs vergessen.
    Jetzt nahm sie all ihren Mut zusammen, betrachtete die jüngeren unter den Fremden und sah, wie mehrere von ihnen hastig den Blick abwandten. Erheitert überlegte sie, was sie wohl vorzufinden erwartet hatten. Ein scheues Bettlermädchen? Eine Arbeiterin, die von jahrelanger Plackerei gebeugt war? Eine bemalte Hure?
    Da keiner ihrer zukünftigen Studienkollegen ihr in die Augen sehen wollte, konnte sie die anderen ihrerseits ungehindert beobachten. Nur zwei der Familien wiesen das typisch kyralisch schwarze Haar und die helle Haut auf. Eine der unverkennbar kyralischen Mütter trug grüne Heilerroben. Die andere hielt ein dünnes Mädchen an der Hand, das träumerisch zu der glitzernden Glasdecke der Halle aufblickte.
    Drei weitere Familien standen etwas dichter beisammen, und ihre gedrungene Gestalt und das rötliche Haar wiesen sie als Mitglieder der elynischen Rasse aus. Sie unterhielten sich angeregt miteinander, und gelegentlich hallte ein Lachen durch den Raum.
    Zwei dunkelhäutige Lonmar standen schweigend nebeneinander. Schwere goldene Talismane der Mahga-Religion hingen über den purpurfarbenen Alchemistenroben des Vaters, und sowohl Vater als auch Sohn hatten sich den Schädel glatt rasiert. Am entgegengesetzten Ende der Gruppe wartender Familien standen zwei weitere Lonmar. Die Haut des Sohnes war von einem helleren Braun, was vermuten ließ, dass seine Mutter einem anderen Volk angehörte. Der Vater trug ebenfalls Roben, aber seine waren rot wie die eines Kriegers, und er hatte weder Schmuck noch Talismane angelegt.
    In der Nähe des Korridors entdeckte Sonea eine Familie aus Vin. Obwohl der Vater teure Gewänder trug, warf er immer wieder verstohlene Blicke zu den anderen hinüber, als fühle er sich in ihrer Gesellschaft nicht wohl. Sein Sohn war ein stämmiger Junge, dessen braune Haut in ein ungesundes Gelb spielte.
    Als die Mutter dem Jungen eine Hand auf die Schulter legte, musste Sonea an ihre Tante Jonna und ihren Onkel Ranel denken, und eine mittlerweile vertraut gewordene Enttäuschung erfüllte sie. Obwohl Jonna und Ranel ihre einzigen Verwandten waren und sie nach dem Tod ihrer Mutter und dem Verschwinden ihres Vaters großgezogen hatten, machte ihnen die Gilde zu große Angst, als dass sie Sonea dort besucht hätten. Als sie sie gebeten hatte, zu der Aufnahmezeremonie zu kommen, hatten sie mit der Erklärung abgelehnt, dass sie ihren neugeborenen Sohn niemand anderem überlassen könnten und dass es nicht schicklich wäre, ein weinendes Baby zu einem so wichtigen Anlass mitzubringen.
    Im Korridor erklangen Schritte, und Sonea drehte sich um; drei weitere elegant gekleidete Kyralier traten ein. Der Junge warf einen hochmütigen Blick in die Runde. Einen Moment lang verharrte sein Blick bei Rothen, um dann zu Sonea weiterzuwandern.
    Er sah Sonea direkt in die Augen, und ein freundliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Überrascht erwiderte sie sein Lächeln, aber im nächsten Moment veränderte sich sein Gesichtsausdruck zu einem höhnischen Grinsen.
    Sonea konnte ihn nur entsetzt anstarren. Der Junge wandte sich mit geringschätziger Miene ab, aber nicht so schnell, dass Sonea nicht Gelegenheit gehabt hätte, die selbstgefällige Befriedigung in seinen Zügen zu sehen. Sie kniff die Augen zusammen und beobachtete ihn, während er sich den nächsten Neuankömmlingen zuwandte.
    Anscheinend kannte er den anderen kyralischen Jungen bereits, denn die beiden zwinkerten einander freundschaftlich zu. Den Mädchen wurde ein strahlendes Lächeln zuteil; die magere kleine Kyralierin reagierte zwar mit offenkundiger Verachtung, aber ihr Blick ruhte

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