Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
diesen Bücherkoffer mit Magie zu schützen, hatte noch einen zusätzlichen Vorteil: Sie verstand sich von Tag zu Tag besser darauf, einen Schild aufrechtzuerhalten.
Als sie aus dem Badehaus in die Universität zurückkehrte, hatte sich vor ihrem Klassenzimmer eine kleine Schar braun gewandeter Novizen versammelt, die die Köpfe zusammensteckten. Sonea wusste, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte.
Etwa hundert Schritte entfernt stand ein Magier. War er nah genug, um möglichen Unfug zu bemerken? Wahrscheinlich.
So lautlos wie nur möglich näherte sich Sonea den Novizen. Als sie nur noch wenige Schritte vom Klassenzimmer entfernt war, drehte der Magier sich plötzlich um und ging die Treppe hinunter. Zur gleichen Zeit blickte Issle auf und entdeckte Sonea.
»Igitt!« Issles klare Stimme schallte durch den Flur. »Was ist das für ein Gestank?«
Regin folgte ihrem Blick und lächelte. »Das ist der Gestank der Hüttenviertel. Er wird stärker, je näher man ihm kommt.« Er trat vor Sonea hin und betrachtete ihren Bücherkoffer. »Vielleicht hat sie ja in ihrem neuen Koffer etwas, das stinkt, hm?«
Regin streckte die Hand nach dem Bücherkoffer aus, und Sonea wich zurück. In diesem Moment trat ein hoch gewachsener, schwarz gewandeter Mann aus dem Gang neben ihnen, und Regin erstarrte mitten in der Bewegung.
Sonea hatte sich zwar vor Regin in Sicherheit gebracht, war dadurch aber dem Magier praktisch vor die Füße gelaufen. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie die Einzige war, die sich noch bewegte; alle anderen Novizen standen stocksteif da und starrten den Magier an.
Den schwarz gewandeten Magier. Den Hohen Lord.
Irgendwo in ihrem Hinterkopf schrie eine Stimme: Er ist es! Lauf! Sie stolperte hastig einige Schritte, um ihm aus dem Weg zu gehen. Nein, dachte sie dann, du darfst keine Aufmerksamkeit erregen. Verhalte dich so, wie er es von dir erwartet. Sie bemühte sich darum, ihr Gleichgewicht wiederzufinden, dann verneigte sie sich respektvoll.
Er ging weiter, ohne sie auch nur anzusehen. Die anderen Novizen folgten ihrem Beispiel und verbeugten sich ebenfalls. Sonea beschloss, die Ablenkung zu nutzen, und schlüpfte an Regin vorbei ins Klassenzimmer.
Sofort entspannte sich die Situation. Die Novizen im Raum lümmelten sich auf ihren Stühlen, und Lord Vorel war so auf seine Arbeit an der Tafel konzentriert, dass er Soneas Verbeugung gar nicht bemerkte. Sie setzte sich neben Poril, schloss die Augen und stieß einen langen Seufzer aus.
In diesen wenigen Momenten, da alle anderen vor Überraschung praktisch erstarrt waren, hatte sie das Gefühl gehabt, als gäbe es auf der Welt nur sie und die dunkle Gestalt aus ihren Albträumen. Und sie hatte sich vor ihm verneigt. Sie blickte auf ihre Hände hinab, die noch immer den Griff ihres Bücherkoffers umklammert hielten. Sie verbeugte sich inzwischen so oft, dass sie sich kaum noch etwas dabei dachte. Aber dies war etwas anderes gewesen. Es machte sie wütend. Sie wusste, was er war, wozu er fähig war...
Plötzlich kratzten etliche Stühle über den Boden, und die Novizen um sie herum erhoben sich. Sonea folgte ihrem Beispiel. Die letzten Schüler waren inzwischen hereingekommen, und sie hatte nicht gehört, dass Lord Vorel die Klasse angesprochen hatte. Der Krieger deutete auf die Tür, und die Novizen gingen einer nach dem anderen hinaus. Verwirrt eilte Sonea hinter Poril her.
»Lass deine Bücher hier, Sonea«, sagte Vorel.
Sonea sah sich um und stellte fest, dass die anderen Novizen ihre Sachen ebenfalls zurückgelassen hatten. Widerstrebend ging sie noch einmal zu ihrem Pult und stellte ihren Bücherkoffer darauf, dann lief sie hinter ihren Klassenkameraden her.
Die Novizen tuschelten aufgeregt miteinander - alle bis auf Poril, der plötzlich krank aussah.
»Wohin gehen wir?«, flüsterte sie.
»In d-die Arena«, antwortete er mit zitternder Stimme.
Soneas Herz setzte einen Schlag aus. Die Arena. Bisher hatten die Lektionen in Kriegskunst ausschließlich aus Geschichtsunterricht und endlosen Anweisungen bestanden, wie man Barrieren schuf. Sämtliche Stunden hatten in den Klassenzimmern der Universität stattgefunden. Sonea hatte gewusst, dass man sie irgendwann in die Arena führen würde, wo sie die kämpferische Seite dieser Disziplin kennen lernen würden.
Ein seltsames Gefühl erfasste die Klasse, als sie die Treppen hinuntergingen und die Universität verließen. Vor fast einem Jahr hatte Rothen Sonea in die Arena mitgenommen, damit sie
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